Die Marionetten des Silicon Valley – Wie Peter Thiel und Rockbridge Amerikas Gesundheitspolitik unterwandern

VonRainer Hofmann

August 29, 2025

Unsere Recherchen enthüllen, wie Jim O’Neill, Peter Thiel, Rockbridge und Leonard Leo Amerikas Gesundheitspolitik unterwandern. Es ist eine Szene, die an ein politisches Drama erinnert: In Atlanta stehen Hunderte CDC-Mitarbeiter vor der Zentrale, applaudieren, rufen „USA, not RFK“ und verabschieden die letzten Wissenschaftler, die sich gegen politischen Druck gestellt haben. Drinnen in Washington legt Jim O’Neill den Amtseid ab – kein Arzt, kein Epidemiologe, sondern ein Investmentmann aus dem Silicon Valley. Und nun der neue starke Mann im CDC. Dieser Aufstieg nicht das Ergebnis von Fachkompetenz ist, sondern Teil eines weit verzweigten Netzwerks: Peter Thiels Stiftungen, Fonds und Denkfabriken, verbunden mit Rockbridge, das republikanisches Geld in politische Projekte lenkt. Jim O’Neill ist ein Produkt dieses Systems – und nun an einer der sensibelsten Stellen der US-Gesundheitspolitik. Unter dem Titel „Die Architektur der Kontrolle: Wie Peter Thiels Datenmacht und das politische Netzwerk Rockbridge die Demokratie untergraben“ – https://kaizen-blog.org/die-architektur-der-kontrolle-wie-peter-thiels-datenmacht-und-das-politische-netzwerk-rockbridge-die-demokratie-untergraben/ und „Die Schattenakten – Palantir, der unsichtbare Staat im Staat“ – https://kaizen-blog.org/die-schattenakten-palantir-der-unsichtbare-staat-im-staat/

Präsident Trump hat den engsten Stellvertreter von RFK Jr., den Thiel-Vertrauten Jim O’Neill, zum amtierenden Direktor der CDC ernannt. Dies geschah nur einen Tag, nachdem Trump die bisherige CDC-Direktorin Susan Monarez entlassen hatte – weil sie sich dem Rückzug der COVID-Impfstoffe widersetzte. Die CDC ist die oberste US-Gesundheitsbehörde zur Seuchenbekämpfung und öffentlichen Gesundheit – doch O’Neill verfügt über keinerlei medizinische Ausbildung.

O’Neill leitete von 2009 bis 2012 die Thiel Foundation, gründete das Thiel Fellowship, das „Dropouts“ mit 100.000 Dollar ausstattet, und initiierte Breakout Labs, ein Experimentierfeld für riskante Forschung. Danach wechselte er als Managing Director zu Mithril Capital, dem von Thiel gegründeten Wachstumsfonds, der Milliarden in Projekte wie Palantir pumpte. Davor war er bei Clarium Capital, Thiels Hedgefonds. Er tauchte auch im Vorstand des Seasteading Institute auf – jener Vision schwimmender Gesellschaften jenseits staatlicher Kontrolle, die Thiel mit einer halben Million Dollar finanzierte. Später wurde er CEO der SENS Research Foundation, die Anti-Aging-Projekte verfolgte und seit Jahren durch Thiel unterstützt wird. All diese Stationen zeigen: O’Neill war nie ein unabhängiger Akteur, sondern immer eingebunden in die politischen und finanziellen Strukturen Thiels.

Als Trump ihn jetzt – auf Vorschlag von RFK Jr. – an die Spitze des CDC beförderte, war das keine Überraschung. Bereits 2016 war er als Thiel-Vertrauter für den Posten des FDA-Chefs im Gespräch. Nun, mit Trump zurück im Weißen Haus und Kennedy als Gesundheitsminister, fiel die Wahl auf O’Neill. Unsere Recherchen ergaben, dass gerade Rockbridge, jenes Netzwerk zur Bündelung konservativer Investorengelder, hinter den Kulissen Druck machte, um in den Schlüsselinstitutionen Leute zu platzieren, die nicht von Wissenschaft, sondern von Ideologie geleitet sind.

Vor dem Hauptsitz der CDC ist heute ein gewaltiger Protest ausgebrochen – gegen Donald Trumps wissenschaftsfeindliche und gesundheitsfeindliche Politik. Die Amerikaner stehen auf und stellen sich gegen Trumps Unsinn.

Die Folgen sind dramatisch: Susan Monarez, eine langjährige Wissenschaftlerin, verweigerte es, Kennedys Impfkritiker-Kommission blind abzunicken. Sie wollte Transparenz und öffentliche Debatte, statt politische Dekrete. Dafür wurde sie nach wenigen Wochen gefeuert. Mit ihr traten Debra Houry, Daniel Jernigan und Demetre Daskalakis zurück – aus Protest gegen die Unterwanderung der wissenschaftlichen Arbeit.

Karoline Leavitt, ihr scheint das viele leckere Essen im Weißen Haus nicht gut zu tun, zur Entlassung der CDC-Direktorin Susan Monarez: „Sie stand nicht im Einklang mit der Mission des Präsidenten, Amerika wieder gesund zu machen.“ (Monarez war von Trump nominiert und erst vor weniger als einem Monat vom Senat bestätigt worden.)

Was wir nun erleben, ist die systematische Umgestaltung der Gesundheitsbehörden. Ein Impfkomitee, das jahrzehntelang objektive Standards festlegte, wurde von Kennedy entlassen und durch Skeptiker ersetzt. Am 18. September soll es über Impfungen gegen Masern, Hepatitis, Mumps und Röteln abstimmen. Senator Bill Cassidy spricht offen von „fehlender Legitimität“. Doch im Weißen Haus zählt nur Loyalität.

Susan Monarez

Die Belege für O’Neills Rolle sind eindeutig – und sie liegen uns vor. Dokumente, Jahresberichte und Senatsunterlagen zeigen: Thiel finanzierte, O’Neill führte aus. Was nach einer Verschwörung klingt, ist in Wirklichkeit nüchtern belegbar. Genau deshalb ist es so gefährlich: Hier geht es nicht um Andeutungen, sondern um handfeste Personalpolitik, die Gesundheit und Leben aufs Spiel setzt.

Unsere Recherchen zeigen außerdem: Thiel nutzte seine Netzwerke nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Ein offizielles Bundestagsdokument (Drucksache 20/5393) belegt ein Gespräch im Bundeskanzleramt am 8. Juni 2016 zwischen Peter Altmaier, Peter Thiel, Michael Kratsios und Jens Spahn, damals Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium. Diese Aktennotiz ist ein seltenes offizielles Zeugnis, wie eng Thiel schon vor Jahren in politische Kreise in Berlin andockte.

Das Bild, das sich ergibt, ist erschreckend klar: Ein Netz aus Stiftungen, Fonds und Denkfabriken hat den amerikanischen Staat infiltriert – und das CDC, die oberste Gesundheitsbehörde der Nation, ist nun Teil dieser Machtübernahme.

Leonard Leo – der Architekt im Schatten

Wer die Fäden verstehen will, die sich hinter Jim O’Neills Aufstieg spannen, stößt unweigerlich auf einen Namen: Leonard Leo. Ein Mann, der nie im Rampenlicht der Wahlen steht, sondern im Hintergrund Netzwerke baut, Geld verschiebt und Richter platziert – und der damit wie kaum ein anderer die politischen Fundamente der USA verändert hat. Leo ist seit Jahrzehnten die Schlüsselfigur der Federalist Society, jenes konservativen Juristennetzwerks, das in enger Zusammenarbeit mit Republikanern und Geldgebern die Supreme-Court-Mehrheit nach rechts verschob. Die Ernennung von Neil Gorsuch, Brett Kavanaugh und Amy Coney Barrett trägt seine Handschrift. Doch seine Macht reicht weit über die Justiz hinaus.

Mit Teneo schuf Leo ein exklusives Netzwerk für junge konservative Eliten, Unternehmer und Milliardäre aus dem Silicon Valley. Die Mission: eine neue Generation heranzuziehen, die langfristig Politik, Medien und Wirtschaft durchdringt. Teneo ist nicht einfach ein Thinktank – es ist eine Kaderschmiede. Und es steht in enger Verbindung zu Project 2025, jenem ultrakonservativen Masterplan, der eine Deregulierung des Staates, die Schwächung der Institutionen und die Neubesetzung der Verwaltung im Falle einer republikanischen Präsidentschaft vorsieht. Peter Thiel war einer der ersten Tech-Milliardäre, die über Teneo andockten. Damit spannt sich der Bogen zu Jim O’Neill, Thiels langjährigem Vertrauten und Gefolgsmann, der nun im Zentrum der amerikanischen Gesundheitspolitik steht. Teneo bot die Plattform, um finanzielle und politische Interessen der Milliardäre mit der politischen Agenda von Project 2025 zu verknüpfen – Leonard Leo als Strippenzieher, Thiel als Geldgeber, O’Neill als Vollstrecker.

Leonard Leo

So erklärt sich, warum ein Mann ohne medizinische Ausbildung plötzlich die CDC führt: Nicht Kompetenz, sondern Netzwerkloyalität entscheidet. Leo liefert das ideologische Gerüst, Thiel die Finanzen, Rockbridge die politischen Hebel – und O’Neill ist das Gesicht, das diese Machtübernahme nach außen trägt.

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Franky
Franky
2 Monate zuvor

Wunder mich, warum man so etwas nicht in Deutschland liest? Man sollte Euch die GEZ-Gebühren geben da im Fernsehen ich fast nur noch Standardkost sehe, die nichts aussagt und meistens von einer Seite geprägt ist. Ihr solltet für deutsche Magazine schreiben. Klasse Arbeit die ihr immer macht.

Zuletzt bearbeitet am 2 Monate zuvor von Franky
Irene Monreal
Irene Monreal
2 Monate zuvor

Es geht wohl darum, dass Arme, Kranke „Nutzlose“ aussterben und der Rest gewaltsam ins System gepresst wird. Wenn wir dieser Macht nichts entgegensetzen, gibt es auch wieder Euthanasie, denn es gibt keinen mehr, der sich wehrt. Die übrige Welt hält man mit der Drohung der Atombombe in Schach und hungert sie im Bedarfsfall aus, bis sie sich unterwirft. Darf ich jetzt kotzen gehen 🤢?

Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

Aluhut statt Wissenschaft, Ideologie statt erprobte Medizin.

Die Armen, Kranken, Eingeschränkten werden über den Rand flachen Erdscheibe geschubst (vermutlich kommen wir wieder zu der Ideologie zurück, dass die Erde eine Scheibe ist).
Sie sind ein Kostenfaktor und nutzlos zur Produktivität in der Gesellschaft. So wird gedacht.

Nur die Stärksten überleben (und die Strippenzieher, die natürlich geimpft sind).
Frauen werden auf Gebärmaschinen reduziert.

The Handmaids Tale steht unmittelbar bevor.

Und in Europa und der westlichen Welt schaut nan tatenlos zu.
Versucht nicht einmal Kritik zu üben.

Einreiseverbote wenn bestimmte Impfungen nicht nachgewiesen sind.
Wäre ein einfacher und fast kostenfreier Schritt.
Viele Länder handhaben das so, ohne bestimmte Impfungen, keine Einreise.

Welt wach auf und wehrt Euch gegen den Irrsinn.
Schlimm, dass dieses Netzwerk auch schon so weit in Europa eingedrungen ist

Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

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Bert Fröndhoff, Laurin Meyer
29.08.2025 – 15:52 Uhr

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US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr.: Keine Warnung vor der Nutzung des Unkrautvernichters Glyphosat. Foto: REUTERS

Düsseldorf, New York. Bayer kann im Streit um die Zukunft des Unkrautvernichters Glyphosat in den USA einen wichtigen Punktsieg verbuchen. Anders als befürchtet plant die US-Regierung keine Neubewertung und Einschränkungen für das Pflanzenschutzmittel, erfuhr das Handelsblatt aus Kreisen der amerikanischen Agrarindustrie. Bayer ist der größte Hersteller des in der US-Landwirtschaft weit verbreiteten Mittels.

Im Mai war bekannt geworden, dass US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. eine verschärfte Warnung vor dem Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft prüft. Die Bayer-Aktie war infolge dieser Nachricht im Mai um sieben Prozent gefallen. Hinter Kennedy steht die neue US-Gesundheitsbewegung MAHA, kurz für „Make America Healthy Again“. Sie führt eine Kampagne gegen den Unkrautvernichter und fordert dessen Verbot.

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