Die Heiligsprechung aus Silber – Republikaner wollen Charlie Kirk auf US-Dollar verewigen

VonRainer Hofmann

September 25, 2025

Es klingt wie eine Parodie, ist aber Realität: Zwei republikanische Abgeordnete, Abe Hamadeh aus Arizona und August Pfluger aus Texas, haben im Kongress ein Gesetz eingebracht, das die Prägung von 400.000 Silberdollar-Münzen mit dem Porträt von Charlie Kirk vorsieht. Versehen mit dem biblischen Motto „Well done, good and faithful servant“ soll diese Münze den verstorbenen Gründer von Turning Point USA in die Reihe jener Männer einfügen, die durch amerikanische Währung zu Symbolen der Nation wurden – Präsidenten, Gründerväter, Ikonen der Demokratie. Das Vorhaben, wie wir erfahren haben, ist bislang nur ein Vorschlag. Doch schon die bloße Einreichung zeigt, welchen Stellenwert die republikanische Partei Kirk beimisst. Pfluger erklärte, Kirk sei ein „konservativer Titan“, dessen Einfluss auf Millionen Amerikaner einer bleibenden Ehrung bedürfe. Hamadeh ging noch weiter und bezeichnete ihn als „amerikanischen Schatz“, der sein Leben geopfert habe, um die Jugend vom „perniziösen Griff der Linken“ zu befreien. Solche Worte klingen weniger nach nüchterner Würdigung, sondern nach kultischer Verehrung.

Kirk, der im September einem Attentat zum Opfer fiel, soll damit posthum in eine Dimension erhoben, die sonst den großen Gründungsfiguren vorbehalten ist. Die Republikaner versuchen, aus seinem Tod politisches Kapital zu schlagen – und das nicht in Form einer Resolution oder eines Gedenktages, sondern in Gestalt harter Währung. Wer in Zukunft mit einem dieser Silberdollar bezahlt, würde unweigerlich auch eine Botschaft weitertragen: Charlie Kirk gehört in den Kanon der „größten Amerikaner“. Doch die Symbolik ist brisant. Noch nie wurde eine so junge Figur auf Münzen verewigt, und noch nie eine so polarisierende. Kirk stand für eine aggressive Form des Kulturkampfes, die Universitäten als „Brutstätten der Linken“ brandmarkte und politischen Gegnern den Status des legitimen Diskurspartners absprach. Ihn nun auf die gleiche Ebene zu heben wie Thomas Jefferson oder Abraham Lincoln, bedeutet nichts anderes, als den Kulturkampf selbst zum nationalen Erbe zu erklären.

Dass dies kein Gesetz ist, sondern ein Vorschlag, ändert nichts an seiner Wirkung. Er zeigt, wie sehr sich Teile der republikanischen Partei in einen Märtyrerkult hineinsteigern, der den Tod eines Aktivisten nutzt, um die eigene Ideologie zu vergolden. Eine Münze ist mehr als Metall – sie ist ein Alltagsgegenstand, ein Symbol nationaler Identität. Wer ihn damit besetzt, schreibt Geschichte. Der Vorstoß von Hamadeh und Pfluger ist daher weniger ein Gedenken, sondern eine politische Kampfansage. Es ist der Versuch, aus einem Parteisoldaten ein nationales Monument zu machen – und damit die Grenzen zwischen Staat und Ideologie weiter zu verwischen.

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Josef Sanft
Josef Sanft
6 Stunden zuvor

Ein Film wäre auch eine Option. Vielleicht „Charlie in der Abtreibungsfabrik “ mit Johnny Depp in der Hauptrolle, Regie Mel Gibson. Würde ne geile Oscar- Verleihung.

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