Unter unserem Artikel „Die große Lüge von Portland – Wie Fox News Trump füttert und eine Stadt zum Feindbild macht“ auf https://kaizen-blog.org/die-grosse-luege-von-portland-wie-fox-news-trump-fuettert-und-eine-stadt-zum-feindbild-macht/ hatten wir aufgedeckt, wie Donald Trump mit falschen Bildern gefüttert wurde – oder sie selbst ins Spiel brachte –, um seinen neuesten Vorstoß zu rechtfertigen: das Militär nach Portland zu schicken. Bereits in dem Fall Kilmar Abrego Garcia konnten wir unter „Die Faust, das Foto und die Lüge – Wie Trump das Recht mit einem irreführenden Bild ersetzt“ auf https://kaizen-blog.org/die-faust-das-foto-und-die-luege-wie-trump-das-recht-mit-einem-irrefuehrenden-bild-ersetzt/ aufdecken, wie Trump ganze rechtliche Begründungen auf manipulierte Fotos stützt. Der Auslöser in Portland war eine reale, aber singuläre Szene: Am 1. September 2025 stellten Aktivisten eine symbolische Guillotine vor dem ICE-Gebäude auf, worauf Bundesbeamte sofort mit Tränengas reagierten. Fox News machte daraus einen Aufmacher, montierte Archivbilder aus den Jahren 2020 und 2021 hinzu und verwandelte einen isolierten Protestabend in ein vermeintliches Bürgerkriegsszenario. Ein Paradebeispiel für Manipulation: Kontext zerstört, Geschichte umgeschrieben, Angst geschürt. Trump übernahm die Erzählung – vielleicht aus Naivität, vielleicht aus Kalkül – und kündigte damals an, die Nationalgarde zu entsenden.
Tatsächlich ist Portland so ruhig wie seit Jahren nicht mehr. Vor dem grauen ICE-Gebäude am Stadtrand stehen an diesem Abend gerade einmal zwei Dutzend Demonstrierende. Einige tragen Helme, Gasmasken, schwarze Kleidung. Sie stehen an der blauen Linie, die quer über die Zufahrt gemalt ist, und beobachten die Beamten auf dem Dach. „GOVERNMENT PROPERTY – DO NOT BLOCK“ steht in weißen Buchstaben auf dem Asphalt. Wer zu lange in der Einfahrt verweilt, muss damit rechnen, dass Pfefferkugeln herabregnen. Gegen Mitternacht ist der Platz leer, niemand wurde verletzt. Und dennoch ist Portland wieder Symbolpolitik. Trump spricht von einer Stadt, in der „die Hölle los“ sei, und nutzt sie als Beweisstück für seine These vom angeblich kollabierenden Amerika. Schon im Sommer hatte er die Nationalgarde nach Los Angeles geschickt und in Washington, D.C., die Bundespolizei unter seine Kontrolle gebracht. Nun droht er Portland – ausgerechnet in einer Phase, in der die Kriminalität rückläufig ist. Laut dem aktuellen Bericht der Major Cities Chiefs Association ist die Zahl der Morde in Portland zwischen Januar und Juni um mehr als die Hälfte gesunken, ein Rückgang von 51 Prozent.

Wer regelmäßig vor dem ICE-Gebäude sitzt, um Abschiebungen zu beobachten, kann über Trumps Rhetorik nur den Kopf schütteln. „Zwei Blocks weiter kann man am Fluss sitzen, eine Cola trinken und den Vögeln zuschauen“, sagt Casey Leger, 61. Tagsüber verteilt er Flyer mit Hinweisen auf die Hotline für Betroffene von ICE-Razzien. Nachts kommen dann Deidra Watts und andere Aktivisten. Für sie ist ICE eine „kalte, grausame Maschine“, der man sich entgegenstellen müsse. „In so einer Situation braucht es Menschen, die zeigen, dass das nicht akzeptiert wird“, sagt sie. Bürgermeister Keith Wilson stellt klar: „Wie andere Bürgermeister im Land habe ich keine Bundestruppen angefordert – und ich brauche sie auch nicht.“ Die Stadt habe die Lage im Griff, es gebe vereinzelte Gewalt, aber sie werde verfolgt und geahndet. Seit Juni sind mindestens 26 Personen wegen Bundesdelikten angeklagt worden, darunter wegen Angriffen auf Bundesbeamte. Der Konflikt jedoch schwelt weiter. Anwohner klagen über den Lärm, über Tränengas, das in ihre Wohnungen dringt, über Sirenen, die ihnen die Trommelfelle zerreißen. Eine Frau versuchte sogar gerichtlich, die Stadt zur Durchsetzung der Lärmschutzverordnung zu zwingen – vergeblich. Eine Charter-School zog aus dem Nachbargebäude aus, um die Sicherheit der Kinder nicht zu gefährden. Für den Cafébetreiber nebenan ist der Verlust spürbar. „Viele Eltern und Kinder waren Stammkunden“, sagt Chris Johnson. „Es ist traurig, dass sie gehen mussten – und dass das Land so tut, als würde hier jede Nacht der Bürgerkrieg toben.“ Portland ist weder ein Kriegsgebiet noch eine idyllische Friedensinsel. Es ist eine Stadt, die um ihren moralischen Kompass ringt und sich gegen das Bild wehrt, das Trump und Fox von ihr zeichnen. Wer hier lebt, weiß, dass der Kampf nicht nur um die Straßen der Stadt geführt wird, sondern auch um die Wahrheit selbst.
Fortsetzung folgt …
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Portland, eine weltoffene Stadt die für Inklusion, Diversität und Fortschritt steht.
Alles Dinge die Trump gegen den Strich gehen.
Wie überhaupt demokratisch regiert Staaten oder Städte.
Also konstruiert man ein horror Szenario mit Feindbild Links und droht mit militärischem Einmarsch.
Playbook der Autokratie.
Zufall, dass alles noch schneller passiert, als vor dem Treffen Trump-Putin?
Die Stadt der Rosen, so nennt man Portland in US