Washington erwachte an diesem Dienstagmorgen mit einer grotesken Überraschung: Mitten auf der National Mall erhebt sich seit Sonnenaufgang ein zwölf Fuß hohes Monument, das Donald Trump und den verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in trauter Zweisamkeit zeigt – Hand in Hand, lächelnd, als wollten sie gemeinsam zum Washington Monument spazieren. Der Titel: „In Honor of Friendship Month“. Wer dahinter steckt? Eine anonyme Künstlergruppe namens The Secret Handshake, die offenbar keine Angst vor Symbolik hat.

Die Statue besteht aus Schaumstoff, Harz, Holz und Draht, aber was sie wirklich trägt, ist die Wucht der Erinnerung. Unterhalb des Podests finden sich drei Tafeln, zwei davon mit Auszügen aus einem angeblichen Geburtstagsbrief, den Trump Epstein zu dessen 50. verfasst haben soll. Darin: frivole Zeichnungen, ein nacktes Strichmännchen, dazu eine Signatur, die Trumps Handschrift imitiert. Das Dokument war in diesem Sommer vom House Oversight Committee öffentlich gemacht worden. Trump reagierte mit einer Klage über zehn Milliarden Dollar und beteuerte, „es existiert kein authentischer Brief und keine Zeichnung.“

Zu Ehren des Freundschaftsmonats
Wir feiern die langanhaltende Bindung zwischen Präsident Donald J. Trump und seinem „engsten Freund“ Jeffrey Epstein.
Voice Over: Es muss mehr im Leben geben, als einfach alles zu haben.
Das Weiße Haus schäumt. Ein Sprecher nannte die Installation „liberale Geldverschwendung“ und versuchte, die Erzählung auf altbekannte Bahnen zu lenken: Trump habe Epstein „aus seinem Club geworfen, weil er ein widerlicher Typ war“. Die Demokraten und die Medien seien es gewesen, die jahrelang geschwiegen hätten, während Trump schon früh „Transparenz gefordert“ habe. Nur: Transparenz bedeutet in diesem Fall, dass das Standbild für alle sichtbar ist – und es erinnert an eine Vergangenheit, die sich nicht wegreden lässt. Denn die Freundschaft zwischen den beiden Männern ist dokumentiert. Fotos zeigen sie bei Partys in den 1990er-Jahren, bei Trumps Hochzeit mit Marla Maples, Arm in Arm mit Prominenz. Trump selbst nannte Epstein 2002 in einem Interview mit dem New York Magazine einen „fantastischen Kerl“. Und Epstein wiederum prahlte noch kurz vor seinem Sturz in einem Mitschnitt damit, Trump sei sein „engster Freund“. Die Verbindung zerbrach erst Mitte der 2000er. Als Epstein 2019 wegen Menschenhandels verhaftet wurde, erklärte Trump, er habe seit 15 Jahren keinen Kontakt mehr gehabt. Später bemühte er die Version, Epstein habe ihm „junge Angestellte aus dem Club gestohlen“.

DONALD J. TRUMP
Ja, das gibt es. Aber ich werde dir nicht sagen, was es ist.
Wir haben gewisse Dinge gemeinsam, Jeffrey.
Rätsel altern nie, ist dir das aufgefallen?
Ein Kumpel ist etwas Wunderbares. Alles Gute zum Geburtstag –
und möge jeder Tag ein weiteres wunderbares Geheimnis sein.(Signatur: Donald)
Nun also eine Statue, die all das in einer Szene verdichtet: zwei Männer, eingefroren in einer Pose, die wie Hohn wirkt. „Celebrate the long-lasting bond“, heißt es auf einer der Plaketten – „die dauerhafte Bindung feiern“. Die Künstler wollten das Werk bis Samstag stehen lassen. Ob die Parkverwaltung oder das Weiße Haus diesem Treiben vorher ein Ende setzen, bleibt offen.

Trump selbst ist in den vergangenen Monaten von den „Epstein Files“ verfolgt worden. Seit das Justizministerium im Juli offiziell erklärte, es gebe keine „Client List“ und keine weiteren Enthüllungen zum Tod des Milliardärs, hat der Präsident seine Abwehrhaltung verschärft. Er nennt Epstein inzwischen routinemäßig einen „Creep“ und stilisiert sich zum Gegner des Systems, das lange geschwiegen habe. Doch jede neue Veröffentlichung, jedes Foto, jeder Satz, jede Erinnerung holt ihn zurück in diese Vergangenheit – und die Künstlergruppe hat diese Ambivalenz jetzt in Schaumstoff und Draht gegossen.
Die National Mall kennt viele Denkmäler: Präsidenten, Kriege, Helden. Doch selten war eine Statue so sehr Kommentar wie dieses Werk – ein Kommentar über Macht, Nähe, Schuld und Verdrängung. Es ist Kunst als Anklage, Satire als Spiegel. Und so steht Trump nun in Washington, verewigt in einer Umarmung, die er nie sehen wollte.
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Großartige Aktion. Die USA sind wohl doh noch nicht tot…..
ja, darum hatten wir gestern schon eine andeutung gemacht, da wir davon wussten
Eine tolle Aktion. Noch geht so etwas wahrscheinlich. Aber wie lange?
…eine ganz feine aktion, wir hatten alle unsere freude daran
TOP! Danke das ihr darüber berichtet.
das stimmt und vielen dank
Wunderbar!
Ein Dank an die Künstler, die das Thema wieder in den Fokus rücken.
In der heutigen Zeit ist das in den USA sehr mutig.
Ich hoffe, dass den Künstlern bichts schlimmer droht und möglichst viele Menschen das sehen können.
….es wird bewundert 🙂
SPITZE!