Es ist ein Bild, das wirken soll: Zwei Männer, zwei Anzüge, die US-Flagge im Hintergrund, darüber in großen Lettern: „Thank you, Mr. Bruesewitz! Social-Media-Berater von US-Präsident Trump“. So präsentiert die AfD ihre vermeintliche transatlantische Verbindung – ein Händedruck mit dem Mann, der, so behauptet es Markus Frohnmaier, „maßgeblich zu Trumps beeindruckendem Wahlerfolg, – „sonst geht es aber gut“, Anmerkung unserer Redaktion – beigetragen“ habe. Die Botschaft: Die AfD verkehrt mit den Architekten der Macht. Die Realität: Sie erfindet sie.

Alex Bruesewitz, korrekt geschrieben mit „e“, nur so als kleinen Rat an Herrn Frohnmaier von der AFD 🤣🤣🤣🤣🤣🤣, ist kein offizieller Berater Donald Trumps, nie gewesen und wird in keiner Liste der offiziellen Kampagnenmitarbeiter geführt – weder in Trumps Wahlkampfteams noch im Weißen Haus. Die zentralen Figuren der Social-Media-Strategie im Trump-Umfeld heißen Dan Scavino, seit Jahren Trumps Social Media Director und mittlerweile Deputy Chief of Staff, und Susie Wiles, seine Kampagnenmanagerin. Bruesewitz taucht dort nirgends auf. Chris LaCivita, die Schlüsselfigur, steht für den professionellen Wesensgehalt konservativer Wahlkampfmacherei in den USA: lange Erfahrung, große Netzwerke, Kampagnen- und Medienspezialist. Seine Rolle bei der Trump-Kampagne macht ihn zu einer Schlüsselfigur im Hintergrund – nicht zu einer Handelsfigur, sondern zu einem, der Strategie und Ausführung verantwortet. Bruesewitz leitet eine private Kommunikationsfirma namens X Strategies LLC, die republikanische Kandidaten und rechte Influencer berät – ein Lobbyist, kein Stratege im engeren Sinne, ein Opportunist, der von der Nähe zur Macht lebt, nicht in ihr. Auch Internationale Medien wie TIME, Axios und Politico bezeichnen Bruesewitz als Trump ally oder outside adviser, aber nie als führenden Social-Media-Berater. Bruesewitz vermarktet sich selbst und wer sich mit der US-Politik nicht wirklich excellent auskennt, gut vernetzt ist, Recherchen nicht scheut, fällt darauf rein, wie dieses Beispiel wieder einmal zeigt.



Bruesewitz ist, das wissen wir durch viele Recherchen, ist Berater des Trump-nahen „Never Surrender PAC“. (registriert bei der Federal Election Commission (FEC) unter der ID C00842602). Das ist ein sogenannter Leadership-PAC, eine private Spendenstruktur, die Trumps politische Aktivitäten finanziell unterstützt – aber eben nicht die offizielle Kampagne oder Social Media Auftritte. Wer dort berät, hat mit der Wahlkampfstrategie selbst nichts zu tun und schon gar nicht Teil der Regierung.

Die Einordnung ist eindeutig: „outside adviser“, nicht Kampagnenstab. Genau das ist Bruesewitz – ein externer Propagandist im Dunstkreis des Trumpismus, nicht dessen Architekt. So schrieb eine deutsche Zeitung, TIME habe ihn unter die „100 Rising Stars“ gewählt – das stimmt in der Substanz, doch der Kontext ist entscheidend. Das US-Magazin porträtierte Alex Bruesewitz zwar als aufstrebenden Akteur im republikanischen Machtapparat, machte aber unmissverständlich deutlich, dass er nicht Teil der offiziellen Trump-Kampagne ist. TIME bezeichnete ihn, wie zuvor schon Axios und Politico, als „outside adviser“ – einen externen, lose verbundenen Unterstützer aus dem erweiterten Umfeld, nicht als Mitarbeiter, Stratege oder Kommunikationschef. Mit anderen Worten: Er steht neben dem Apparat, nicht in ihm. Wer daraus einen offiziellen Trump-Berater macht, verschweigt den entscheidenden Unterschied – und verfälscht die Tatsachen.
Dass die AfD ihn trotzdem zum „führenden Social-Media-Berater des US-Präsidenten“ erhebt, ist kein Versehen – es ist eben AFD. Die Partei lebt von der Selbstaufwertung durch Nähe zu Macht, Prestige und vermeintlicher Internationalität. Die Behauptung, Bruesewitz habe „maßgeblich zu Trumps Wahlerfolg vor einem Jahr beigetragen“, ist frei erfunden und absolut grotesk. Er hat soviel Anteil am Wahlsieg von Trump, wie Lassie, der Collie, nämlich gar keinen. Er hatte weder im offiziellen Kommunikationsstab eine Funktion noch war er in den digitalen Wahlkampfsystemen gelistet, die in den USA dokumentiert werden. Die Behauptung von Frohnmaier ist damit mehr als nur eine rhetorische Verirrung – sie ist die übliche AFD-Plauderei, ohne Sinn und Verstand. Bruesewitz repräsentiert keine offizielle amerikanische Institution, keinen Regierungsauftrag, keine Wahlkampffunktion. Er ist ein Aktivist aus der Peripherie, der sich selbst als „Trump Ally“ inszeniert und dabei genau das liefert, was populistische Bewegungen begehren: ein Stück Scheinlegitimität, importiert aus Washington.
So entsteht ein gefährliches Spiel der Spiegelbilder. Die AfD sucht internationale Anschlussfähigkeit, die in seriösen politischen Kreisen nicht existiert. Und so lässt sie sich mit Männern ablichten, deren Einfluss vor allem in ihrer Selbstdarstellung liegt. Der Social-Media-Berater, den Frohnmaier da preist, ist kein Architekt des Trumpismus, sondern ein Vermarkter seiner Ästhetik – ein Influencer, kein Stratege, ein Produkt der digitalen Parallelwelt, die Populismus in Klicks und Reichweite umwandeln. Der Unterschied zwischen einem offiziellen Berater und einem externen Unterstützer ist in der Politik von Bedeutung – juristisch, organisatorisch, symbolisch. Doch für die AfD scheint das keine Rolle zu spielen. Sie schafft sich ihre eigene Realität, in der Nähe zu Trump kein Fakt, sondern ein Gefühl ist.

Und hier beginnt das Versagen vieler deutscher Medien, die ein gute Chance vergeben haben, die Fakten zu veröffentlichen, die diese Erzählung scheinbar ungeprüft weitergetragen haben. Wer Bruesewitz ohne saubere Einordnung zum „Trump-Berater“ hochjazzt, betreibt nicht Aufklärung, sondern Verstärkerdienst – er wertet die AfD künstlich auf und reproduziert deren PR in Nachrichtengewand. Schlechte Recherche wird so zur Karrierehilfe für Populisten. Wer wirkliche Aufklärung will, muss Begriffe sauber halten, Rollen präzise benennen, Fakten und Propaganda als das kennzeichnen, was sie ist: eine Inszenierung.
Die Wahrheit ist schlicht: Alex Bruesewitz ist kein Trump-Berater. Er hat keinen dokumentierten Anteil an einem Wahlerfolg. Er ist ein politischer Unternehmer, der in den USA davon lebt, dass andere ihm Bedeutung zuschreiben. Und in Deutschland hat er sie gerade bekommen – von einer Partei und von Redaktionen, die eine dünne Fiktion bereitwillig zur Wahrheit erklärten. Genau das ist der falsche Weg.
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