„Diese Boote sind 2000 Meilen von den USA entfernt. Sie können keine 100 Meilen weit fahren.“ Mit diesem Satz brachte Rand Paul, Republikaner aus Kentucky und einer der wenigen verbliebenen Realisten seiner Partei, die Venezuela-Strategie des Präsidenten auf den Punkt. Es war kein rhetorischer Ausrutscher, sondern ein nüchterner Hinweis auf die Absurdität einer militärischen Operation, die nie Sinn ergab – und doch kurz davor stand, Realität zu werden.
Während Donald Trump öffentlich beteuert, ein Krieg gegen Venezuela sei „unwahrscheinlich“, lässt er zugleich offen, ob es Bodenschläge geben könnte. Die Marineeinheiten, auf die sich seine Aussagen beziehen, liegen weit draußen im Atlantik, zu weit entfernt, um für eine Invasion logistisch überhaupt in Frage zu kommen. Tatsächlich operieren Einheiten der U.S. Navy regelmäßig in internationalen Gewässern rund 200 Kilometer – etwa 108 Seemeilen – vor der venezolanischen Küste. Diese Präsenz ist völkerrechtlich zulässig: Sie liegt außerhalb der Territorialgewässer, aber innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone. Von dort aus lassen sich Aufklärung und Abschreckung betreiben, eine Invasion ist jedoch weder vorbereitet noch logistisch abbildbar. Es fehlen amphibische Träger, Landungsplattformen, Versorgungsschiffe und die gesamte Infrastruktur, die nötig wäre, um Truppen an Land zu bringen und Gelände zu halten. Der Verband dient daher nicht der Operationsplanung, sondern der Demonstration – eine Machtdemonstration, keine militärische Option. Offizielle Statements des U.S. Southern Command (Miami), Flottenberichte der Navy und maritime Tracking-Daten (AIS, Naval Vessel Tracker). Kriegsschiffe der U.S. Navy sind im zentralen Karibischen Meer aktiv, häufig in internationalen Gewässern nahe der venezolanischen Küste. Ihre exakten Positionen sind nicht öffentlich nachverfolgbar, da militärische Einheiten ihr AIS-Signal in Einsatzgebieten aus Sicherheitsgründen deaktivieren. Satellitendaten, Navigationshinweise und offizielle Mitteilungen des U.S. Southern Command bestätigen jedoch wiederkehrende Präsenz etwa 200 bis 300 Kilometer vor Venezuela – eine klassische Machtdemonstration, keine Invasionsvorbereitung.
Siehe auch unseren großen Recherartikel: „Feuer über dem Karibischen Meer und das Phantom im Mittelmeer, Jordan Goudreau – während Venezuelas Militär Zivilisten trainiert“, unter dem Link: https://kaizen-blog.org/feuer-ueber-dem-karibischen-meer-und-das-phantom-im-mittelmeer-jordan-goudreau-waehrend-venezuelas-militaer-zivilisten-trainiert/
Rand Paul, der sich seit Jahren als Stimme der Zurückhaltung innerhalb der Republikanischen Partei versteht, hat diese Politik in einem Interview ungewöhnlich scharf kritisiert. Für ihn ist der Versuch, Venezuela militärisch unter Druck zu setzen, nicht nur ein strategischer Fehler, sondern eine moralische Grenzüberschreitung. „Man kann kein Land befreien, indem man es bombardiert“, sagte er bereits während der Debatten um Syrien und Irak. Seine Worte gelten nun auch für Lateinamerika, wo Washington seit Jahrzehnten scheitert, sobald es versucht, Macht mit Gewalt zu verwechseln.
Hinter Trumps Rhetorik steht ein Muster, das Rand Paul schon lange stört: der gewohnheitsmäßige Griff zur militärischen Drohung, sobald Diplomatie Geduld erfordert. Offiziell geht es um Drogenrouten und Sicherheitsinteressen, tatsächlich aber um politische Symbolik – um Härte zu zeigen, wo keine Lösung in Sicht ist. Pauls Warnung, dass die Schiffe „keine 100 Meilen weit fahren können“, ist in diesem Sinne mehr als eine logistische Bemerkung. Es ist ein Kommentar über die geistige Entfernung zwischen Washingtons Rhetorik und der Realität.
„Es gibt Berichte, dass Sie Luftschläge innerhalb Venezuelas erwägen. Stimmt das?“
Trump: „Nein, das stimmt nicht.“
Der Senator bleibt damit eine Ausnahmefigur in einer Partei, die Kritik an Trump meist als Verrat deutet. Doch gerade seine Haltung zeigt, dass selbst unter Republikanern Zweifel wachsen, ob Amerikas Stärke wirklich darin liegt, mit Drohungen zu regieren. Während Trump von „Souveränität“ spricht, bleibt sein Kurs in Wahrheit ein Spiel mit Risiken, das keine klaren Ziele kennt – nur Schlagzeilen. Rand Paul hat das begriffen. Und vielleicht ist genau das der Grund, warum seine Stimme in diesen Tagen wichtiger klingt als viele andere: weil sie etwas ausspricht, das in Washington kaum jemand zu sagen wagt.
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