Der Schatten hinter der Macht – Laura Loomer, JD Vance und die Radikalisierung des Weißen Hauses

VonAlan Gallardo

Juni 4, 2025

Es ist ein Treffen, das wie eine Fußnote in der amerikanischen Tagespolitik wirken könnte – und doch symbolisiert es viel mehr: Laura Loomer, rechtsextreme Aktivistin, Verschwörungstheoretikerin und erklärte Trump-Intimus, war am Dienstagmorgen erneut im Weißen Haus-Komplex zu Gast. Genauer gesagt im Eisenhower Executive Office Building – dort, wo die Büros des Vizepräsidenten untergebracht sind. Wie CNN berichtet, traf Loomer dort zu einem privaten Gespräch mit Vizepräsident JD Vance zusammen. Inhalt unbekannt. Tonfall jedoch: unüberhörbar.

Dass dieses Treffen nicht einfach ein PR-Gag war, zeigt schon der Umstand, dass es hinter verschlossenen Türen stattfand – und dass niemand im Weißen Haus bereit war, Auskunft über den Gesprächsinhalt zu geben. Auch Loomer selbst verweigerte jeden Kommentar. Doch wer ihre jüngsten Auftritte, Postings und politischen Eingriffe kennt, weiß: Wenn Laura Loomer im Zentrum der Macht auftaucht, folgt fast immer eine politische Säuberung. So war es schon bei ihrem letzten Besuch im April. Wenige Tage nach ihrem Auftauchen im West Wing entließ Präsident Trump mehrere Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrats – allesamt Personen, die Loomer zuvor öffentlich als „illoyal“ bezeichnet hatte. Auch der Direktor und Vizedirektor der NSA wurden kurz darauf abgesetzt. Es war ein stiller Putsch unter dem Vorwand der Loyalitätsprüfung – orchestriert von einer Frau, die in den sozialen Netzwerken den Sturz der „deep state“-Elite fordert und gleichzeitig den direkten Draht zum Oval Office besitzt.

Loomer ist keine Außenseiterin mehr. Sie ist ein Teil der Macht. Und sie weiß es. „Ich glaube, sie haben Angst, dass ich unbequeme Fragen stelle – über die Loyalität von Leuten im Weißen Haus“, sagte sie in einigen Interviews. Es ist ein Satz, der an eine totalitäre Gesinnung erinnert – an das Misstrauen als politische Methode, an die Kontrolle der Sprache, der Loyalitäten, der Biografien. Und er trifft auf offene Ohren. Denn mit JD Vance sitzt nun ein Vizepräsident im Amt, der längst zum intellektuellen Vollstrecker des Trumpismus geworden ist: autoritär, ideologisch aufgeladen, rücksichtslos.

Dass Loomer trotz ihrer Nähe zur Macht weiterhin keine offizielle Presseakkreditierung für das Weiße Haus erhält, ist kein Zeichen demokratischer Reststandards – sondern reine Symbolpolitik. In Wahrheit ist ihr Einfluss informeller, gefährlicher, direkter. Sie agiert wie ein inoffizieller Zensor, eine Gesinnungswächterin mit Telegram-Kanal und Präsidialzugang. Ihr Besuch bei JD Vance dürfte ein weiterer Schritt in diesem informellen Machtaufbau sein – einer, der mit jeder Woche sichtbarer wird.

Wer ist diese Frau, die 9/11 als „Inside Job“ bezeichnete und später behauptete, sie habe nur auf islamistischen Terror hingewiesen? Die gegen Muslime hetzt, sich selbst als „amerikanische Märtyrerin der Meinungsfreiheit“ stilisiert und gleichzeitig Menschen aus dem öffentlichen Leben tilgen möchte, die nicht Trumps Agenda dienen? Sie ist das, was aus der Rhetorik des Hasses geworden ist: eine Figur mit Zugang zur Exekutive. Eine Frau, die mit Personalrochaden spielt wie mit digitalen Memes. Eine Aktivistin, die politische Realität schafft – nicht durch demokratische Wahl, sondern durch Angst, Druck und digitale Mobilisierung.

Dass sie in den Abgang von Sicherheitsberater Michael Waltz verwickelt war, gilt als offenes Geheimnis. Loomer hatte ihn öffentlich als „Versager in der Personalauswahl“ diskreditiert. Kurz darauf war er Geschichte. Auch bei der Nominierung von Jared Isaacman als NASA-Administrator spielte sie eine Rolle – diesmal, weil sie dessen Rückzug kritisierte. Sie lobte seine unternehmerischen Erfolge, stellte öffentlich Fragen zur Ablehnung durch das Weiße Haus und sendete so ein unmissverständliches Signal: Wer gegen Loomers Meinung steht, steht gegen Trump.

Der Einfluss, den sie inzwischen ausübt, wäre vor Jahren noch undenkbar gewesen. Doch das heutige Washington ist nicht mehr das von gestern. Es ist ein Ort, an dem Verschwörungserzählungen, Misstrauen und politische Säuberungen Alltag geworden sind. Ein Ort, an dem eine Frau, die einst wegen antimuslimischer Hetze von sozialen Plattformen verbannt wurde, heute mit dem Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten konferiert.

Die amerikanische Demokratie steht unter Beschuss – nicht nur von außen, sondern aus ihrem eigenen Innersten. Und während Laura Loomer weiter von einem Presseausweis träumt, arbeitet sie längst an etwas anderem: der systematischen Delegitimierung aller, die nicht Teil eines engen, radikalisierten Machtkerns sind. Man sollte sich nichts vormachen: Was hier geschieht, ist keine Episode. Es ist ein Symptom. Ein Zeichen dafür, wie tief der Rechtsextremismus mittlerweile in die Institutionen eingesickert ist – in Form von Gesichtern, Namen, Entscheidungen. Laura Loomer ist nicht mehr nur das Gesicht einer radikalen Bewegung. Sie ist ihr Hebel. Und dieser Hebel sitzt inzwischen – wie man sieht – mitten in der Regierung.

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Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor

Trump ist deren nützlicher Idiot. Mit seinen verrückten Executive Orders wird gut vom eigentlichen Zweck „Project 2025“ abgelenkt

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