– Trump reagiert wütend auf seinen neuen Wall-Street-Spitznamen: „Sagen Sie so etwas nie wieder.“ –
Es begann mit einem Satz, unscheinbar gesprochen, analytisch formuliert, doch politisch explosiv. Eine Reporterin fragte den Präsidenten der Vereinigten Staaten, was er von der Tatsache halte, dass Analysten an der Wall Street seine Handelspolitik nun mit dem Begriff „TACO“ beschrieben – ein Akronym für „Trump Always Chickens Out“.
Was darauf folgte, war keine Antwort. Es war ein Wutausbruch.
Der verletzte Mann im Machtpalast
Donald Trump stand im Weißen Haus, dem Zentrum politischer Macht, und konnte dennoch nicht verbergen, wie sehr ihn ein Wort traf, das ihn an seiner empfindlichsten Stelle berührte: seiner Selbstinszenierung als starker Mann. Der Vorwurf, ein „chicken“ zu sein – feige, inkonsequent, einknickend –, brachte ihn in Rage. Er leugnete den Begriff, verteidigte seine Politik mit Zahlen, die keiner genau zuordnen konnte, und verwandelte eine sachliche Nachfrage in eine persönliche Beleidigung.
„Sagen Sie so etwas nie wieder. Das war eine gemeine Frage. Die gemeinste überhaupt“, schleuderte er der Reporterin entgegen.
Doch seine Stimme war nicht die eines gekränkten Staatsmannes – sie war die eines Mannes, der spürt, dass sein Spiel durchschaut wird.
Der TACO-Trade: Ein Symbol für Trumps Scheitern
Die Bezeichnung „TACO“ ist mehr als nur ein Spottbegriff. Sie ist die betriebswirtschaftliche Verdichtung eines Musters: Trump droht – die Märkte brechen ein. Trump rudert zurück – die Märkte steigen. Diese Spirale wiederholt sich seit Monaten. Analysten wie Chris Beauchamp von der IG Group haben daraus ein eigenes Börsensignal gemacht: den „TACO-Trade“. Und die New York Times greift es auf – was bedeutet, dass die Ironie längst im Mainstream angekommen ist.
Es geht nicht mehr nur um Politik. Es geht um Verlässlichkeit, um Führung, um die Frage, ob man einem Präsidenten trauen kann, der seine eigenen Drohungen regelmäßig widerruft – und dabei immer behauptet, er habe genau das geplant.
„Ich habe China von 145 % auf 100 % runtergesetzt“, sagte Trump. „Ich habe der EU einen 50-Prozent-Zoll auferlegt, und sie haben sofort angerufen: ‚Bitte, lass uns treffen.‘“
Doch am Ende standen keine Zölle, sondern neue Verhandlungen. Kein Durchgreifen, sondern Aufschub. Kein Kalkül, sondern Reaktion auf Kursverluste.
Während Trump mit aufgebrachter Stimme die eigenen Erzählungen verteidigte, taten die Börsen das, was sie immer tun: Sie reagierten auf Realität. Der Dow Jones verlor 136 Punkte. Der Nasdaq bewegte sich kaum. Der S&P 500 lag leicht im Minus – aber er war noch immer weniger als vier Prozent unter seinem Rekordstand. Ein Aufatmen, weil die Märkte längst gelernt haben, dass Trumps Worte selten Endpunkte, meist nur Manöver sind.
Seit April bewegt sich der amerikanische Handel wie auf einem Drahtseil zwischen Ankündigung und Rücknahme. Und mit jeder neuen Drohung, die zu Verhandlungen wird, verliert die Präsidentschaft ein Stück Glaubwürdigkeit – zumindest an den Orten, wo Entscheidungen in Milliarden gemessen werden.
Der wütende Auftritt war kein Zeichen von Stärke, sondern ein Moment der Offenbarung. Trumps Ärger über die Bezeichnung „TACO“ war kein politisches Argument, sondern ein persönlicher Reflex. Er spürt, dass das Narrativ vom unerschütterlichen Führer Risse bekommt. Nicht durch seine Gegner, sondern durch jene, die ihn einst bejubelten: Investoren, Analysten, Wirtschaftsblätter.
Und so bleibt von diesem Tag nicht die Zahl der Zölle, nicht das Datum der Verhandlungen oder der Name eines Index. Es bleibt ein Satz, so klein und doch so entlarvend:
„Trump Always Chickens Out“
Ein Satz, der in der Börse zirkuliert wie eine stille Anklage. Und der im Weißen Haus einen Mann traf, der es nicht ertragen kann, wenn jemand seine Schwäche erkennt – besonders, wenn es die Wahrheit ist.