Es war einmal ein Mann, der in einer Zeit lebte, die längst vergangen war – nur wusste er es nicht. Dr. Maximilian Krah, seines Zeichens Bundestagsabgeordneter, X-Prediger und letzter Ritter der verlorenen Logik. Wenn er schreibt, dann schwitzt die Wahrheit. Nicht, weil sie ihm entgleitet, sondern weil sie sich vor Scham verkriecht. In seiner Welt – einer Mischung aus Sowjetnostalgie, Reichsbürger-Romantik und Telegram-Poesie – ist Russland bereits auf dem Weg der „Normalisierung“, während die EU sich „selbst sanktioniert“. Die USA? Natürlich auf Schmusekurs mit Moskau. Und wer daran nicht glaubt, ist laut Krah entweder „von Russenhass besessen“ oder – noch schlimmer – eine Frau aus dem Baltikum. Besonders gefährlich sind offenbar die estnische Premierministerin Kallas und alle, die an Völkerrecht glauben.
Doch Herr Krah belässt es nicht beim geopolitischen Puppentheater. In einem weiteren intellektuellen Geniestreich rechnet er mit der EU ab: 230 Milliarden Euro für die Ukraine – und wie viel davon, so fragt er verschwörerisch, floss „zurück an jene EU-Politiker, die das beschlossen haben?“ Ein Schelm, wer hier an Beweise denkt. Korruption in Kiew sei zwar „ganz zu schweigen“, aber natürlich der heimliche Hauptdarsteller seiner Gedankenoperette. Sprachlich bewegt sich Krah wie ein Hobbyphilosoph auf dem Jahrmarkt der Empörung. Er ist der Nietzsche des Nationalrationalismus, der Hamlet von Hoyerswerda. Mit erhobenem Zeigefinger und leerem Werkzeugkasten schlägt er auf ein Europa ein, das er nie verstanden hat – oder nie verstehen wollte. Sein „Wir“ ist ein Ausschlussritual, sein „Argument“ ein Schrei im leeren Raum.
Am Ende steht ein Mann, der nicht altert, sondern verhärtet. Ein politisches Fossil mit WLAN-Anschluss, der lieber in eine russische Zukunft schaut als in eine europäische Gegenwart. Einer, der glaubt, dass man mit populistischen Fragen Antworten ersetzt. Der sein Weltbild nicht erklärt, sondern beklagt. Und der sich darüber wundert, dass er immer weniger verstanden wird, obwohl er doch immer lauter schreit. Maximilian Krah – ein Mann, der in die Geschichte eingehen wird. Vielleicht nicht als Visionär. Aber sicher als Mahnung, dass man sich selbst verlieren kann, wenn man zu sehr damit beschäftigt ist, die Realität umzudeuten.