Nach unseren Recherchen verdichten sich die Hinweise, dass in internen Runden des Weißen Hauses bereits Anfang Juni eine Formulierung gefallen ist, die in abgewandelter Form später als Meldung die sozialen Netzwerke in Nigeria erreichte. Demnach soll Präsident Donald Trump sinngemäß gesagt haben, Nigerias derzeitige Führung stelle „ein wachsendes Risiko für Stabilität und Sicherheit“ dar. Öffentlich äußerte er diesen Satz nie – doch er wurde aus internen Gesprächsnotizen herausgelöst, zugespitzt und schließlich in den digitalen Raum katapultiert, wo er als Beleg für eine angebliche Feindseligkeit Washingtons gegen Abuja interpretiert wurde und Christen um ihr Leben fürchten müssen.
Die Spur führt zu einer Besprechung über Visa- und Einreisepolitik im West Wing, wenige Tage bevor Trump am 4. Juni seine neue Einwanderungsverfügung unterzeichnete. In ihr beschränkte er die Einreise aus zwölf Staaten und kündigte an, 36 weitere Länder, darunter Nigeria, „zu prüfen“. Offiziell begründete das Weiße Haus den Schritt mit mangelnder Kooperation bei Abschiebungen, unsicheren Pässen und fehlerhaften Identitätsdaten. Doch in internen Memos, die uns vorliegen, wurde auch über „Verlässlichkeit von Partnerstaaten“ und „regionale Sicherheitsrisiken“ gesprochen – Formulierungen, die in Onlineforen später zu einem regelrechten Angriffsszenario umgedeutet wurden.
Trump selbst behandelt Außenpolitik seit seiner Rückkehr ins Amt wie ein Geschäft: Visa, Entwicklungsgelder, Handelsabkommen – alles sind für ihn Verhandlungschips. Kooperation bedeutet Nutzen, Druck bedeutet Kontrolle. Doch parallel dazu haben sich neue Kommunikationsräume gebildet, in denen Worte zirkulieren, bevor Fakten geprüft sind. Dort entstehen Erzählungen, die mehr Gewicht bekommen als offizielle Erklärungen – und genau das macht sie so gefährlich.
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