Der Clocky: Wenn Rache auf Rädern rollt

VonRainer Hofmann

Dezember 18, 2025

Ach, die Schwiegermutter. Wieder mal einen Kommentar über deine Kochkünste losgelassen? Deine Wohnungseinrichtung als „interessante Übergangsphase“ bezeichnet? Oder diesen speziellen Blick aufgesetzt, wenn du zum dritten Mal den Braten verdorben hast? Wunderbar. Dann wird es Zeit für ein Geschenk, das genauso nervig ist wie ihre ungefragten Ratschläge – nur mit mehr Bewegungsdrang.

Darf ich vorstellen: Clocky. Der Wecker, der die Genfer Konvention vermutlich nur knapp umgeht.

Ein Wecker mit Persönlichkeitsstörung

Clocky ist kein gewöhnlicher Wecker. Er ist ein kleiner, rollender Trump. Ein Racherepublikaner auf Rädern. Wenn er morgens losgeht – und glauben Sie mir, er geht los wie eine Luftschutzsirene auf Kennedy-Jr.-Steroiden – dann passiert etwas Magisches: Er springt vom Tisch. Einfach so. Aber damit nicht genug. Oh no. Das wäre ja noch human.

Clocky rollt davon. Durch die Wohnung. Unter das Bett. Hinter den Schrank. In die dunkelste Ecke, außer Venezuela, die er finden kann. Und währenddessen schreit er. Unerbittlich. Wie ein Rauchmelder, der seine Midlife-Crisis auslebt. Die Opfergabe – pardon, die beschenkte Person – steht nun vor zwei Möglichkeiten. Entweder sie steht auf, sucht den kleinen Terroristen und schaltet ihn eigenhändig aus. Oder sie driftet langsam, aber unausweichlich in den Wahnsinn ab.

Eine Snooze-Taste gibt es nicht. Gnade kennt Clocky ebenfalls nicht. Er kennt nur seine Mission: Dich aus dem Bett zu prügeln, koste es, was es wolle. Er ist der Navy-SEAL unter den Weckern. Der Drill-Instructor deiner Alpträume. Der Motivationstrainer, den Pete Hegseth nach durchzechten Nächten vermutlich selbst benutzt.

Für wen eignet sich dieses Meisterwerk der Folter? Für die Schwiegermutter, die immer kritischem Blick besitzt. Für den Kollegen, der jeden Montag mit „Na, hattest du ein schönes Wochenende?“ beginnt, obwohl ihm die Antwort völlig gleich ist. Für die Nachbarin, die ihre Pakete immer bei dir abgeben lässt, aber nie zuhause ist, wenn du klingelst. Und für den Schwager, der auf Familienfeiern jedes Mal seine Krypto-Investments erklärt.

Das Erlebnis

Stellen Sie sich vor: Es ist 6 Uhr morgens. Clocky erwacht. Er schreit. Er springt. Er verschwindet unter dem Kleiderschrank. Ihre Schwiegermutter, noch im Nachthemd, tastet sich durch das Halbdunkel. Flucht. Verzweiflung.

Traumhaft

Die technischen Spezifikationen, oder auch: die Anatomie des Grauens. Die Lautstärke lautet schlicht: ja. Die Räder sind zwei zu viel. Die Sprungkraft erreicht Olympianiveau. Das Verstecktalent ist fortgeschritten. Empathie ist nicht vorhanden. Ihre persönliche Genugtuung dagegen ist unbezahlbar.

Bewertung

Clocky ist nicht einfach ein Wecker. Er ist eine Lebenseinstellung. Eine Philosophie. Ein Statement. Er sagt: „Du hast mich genervt, und jetzt nerve ich zurück – jeden verdammten Morgen.“ Perfekt verpackt, mit einer Karte, auf der steht: „Damit du morgens an mich denkst.“ Der Subtext schreibt sich von selbst.

Frohe Weihnachten. Möge die Rache auf Rädern rollen. Immer.

In eigener Sache
Liebe Leserin, lieber Leser des Kaizen Blog,
genau jetzt, in diesem Moment, sind alle von uns überall an vielen Orten im Einsatz und erleben Geschichte hautnah mit. Möglich ist das auch deshalb, weil Leserinnen und Leser wie Sie verstehen, dass jemand vor Ort sein muss – nicht aus der Ferne berichten, sondern miterleben, dokumentieren, Zeugnis ablegen. Unterstützen Sie unabhängigen Journalismus, der Menschenrechte verteidigt und rechtspopulistischer Politik widerspricht.
Kaizen unterstützen

Updates – Kaizen Kurznachrichten

Alle aktuellen ausgesuchten Tagesmeldungen findet ihr in den Kaizen Kurznachrichten.

Zu den Kaizen Kurznachrichten In English
Abonnieren
Benachrichtigen bei
guest
1 Kommentar
Älteste
Neueste Meistbewertet
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Irene Monreal
Irene Monreal
5 Stunden zuvor

Den brauche ich!!!! Allerdings für mich selbst.
Danke für den Lacher 😆😆😆!

1
0
Deine Meinung würde uns sehr interessieren. Bitte kommentiere.x