Der Abgesang eines Verlorenen

VonRainer Hofmann

April 24, 2025

„Harvard ist eine antisemitische, linksradikale Institution“ – mit diesen Worten beginnt Donald Trump am 24. April 2025 einen seiner ungebremsten Tiraden gegen alles, was ihm widerspricht. Die Universität sei „ein liberales Chaos“, ihre internationalen Studierenden „wollen unser Land zerreißen“. Worte eines Mannes, der sich nicht mehr im Ringen um die Wahrheit befindet, sondern im freien Fall seiner Selbstinszenierung.

Trump tobt, denn es war ein Tag der Urteile. Nicht seiner, sondern der Gerichte. Ihm wurde, wie es in juristischer Sprache heißt, „der Hintern versohlt“. Das Recht sprach – gegen ihn, gegen seine Dekrete, gegen seinen Willen zur absoluten Macht. Es ist ein fast einmaliger Vorgang in der amerikanischen Geschichte, dass ein Präsident an einem einzigen Tag gleich mehrfach vor Bundesgerichten scheitert. Ein solcher Sturm hinterlässt Spuren – auch in den Worten.

„Boeing sollte China in Verzug setzen, weil es die wunderschön fertiggestellten Flugzeuge nicht abnimmt“, ruft Trump in die Welt hinaus. „Das ist nur ein kleines Beispiel dessen, was China den USA seit Jahren antut…“ Und dann: „Fentanyl strömt weiterhin aus China über Mexiko und Kanada in unser Land und tötet Hunderttausende unserer Bürger – und das muss JETZT aufhören!“

Doch während Trump von einem kontinuierlichen Austausch mit China berichtet, dementiert die chinesische Regierung jeglichen Kontakt. Wieder einmal bleibt der Präsident allein mit seinen Worten – und die Welt sieht zu, wie das letzte Kapitel eines Projekts geschrieben wird, das nie ein demokratisches war.

„Rupert Murdoch hat mir seit Jahren gesagt, dass er seinen Trump-hassenden Fake-Meinungsforscher bei FoxNews loswerden will – aber er hat es nie getan.“ Auch dieser Satz fällt an jenem Tag. Es ist der Monolog eines Mannes, der sich nicht verstanden fühlt, nicht in den Medien, nicht in den Umfragen, nicht einmal mehr in seiner Partei. Der sich nicht mehr an die Regeln bindet, weil er glaubt, sie seien gegen ihn gemacht. Der sich in seiner Niederlage immer tiefer in eine Erzählung flüchtet, in der er allein auf dem Feld der Ehre steht, verfolgt von Feinden, umgeben von „China-liebenden Zeitungen“, „verlogenen Umfragen“ und Universitäten, die „Hass und Wut verbreiten“.

„Später heute treffe ich mich – man glaubt es kaum – mit Jeffrey Goldberg, dem Chefredakteur von The Atlantic“, schreibt er weiter. „Der Mann, der viele erfundene Geschichten über mich verbreitet hat, darunter die HOAX-Geschichte über ‚Suckers and Losers‘ und ‚SignalGate’…“ Trump kündigt ein Interview an – als Versuch, wie er sagt, „zu sehen, ob The Atlantic fähig ist, die Wahrheit zu sagen“. Der Titel des angekündigten Artikels? „Der folgenreichste Präsident dieses Jahrhunderts“. Ein Hohn – oder die letzte Hoffnung eines Mannes, der längst weiß, dass sein Platz in der Geschichte nicht als Erneuerer geschrieben wird, sondern als Zerstörer.

Und doch bleibt Trump überzeugt: „Was kann schon so schlimm sein – ich HABE GEWONNEN!“

Gewonnen? Seine Umfragewerte stürzen. Die Straßen bereiten sich vor. Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, werden die USA beben – friedlich, aber unüberhörbar. Denn was bleibt, ist die Erschütterung eines Landes, das vom Faschismus gestreift wurde – nicht in Uniform, sondern in Maßanzügen, mit Executive Orders statt Dekreten, mit Tweets statt Befehlen.

Trump ist kein edler Präsident der Vereinigten Staaten. Er ist der Autor seines eigenen moralischen Niedergangs. Und dieser Kommentar ist nicht Anklage, sondern ein Zeugnis des Verfalls jenes Mannes, der hätte dienen können.– und stattdessen herrschen wollte.

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