Es ist der 11. September 2025, und Deutschland erlebt einen Moment, der schmerzhafter nicht sein könnte in seiner Verlogenheit. Die Junge Union trauert mit schwarz-weißem Facebook-Post um Charlie Kirk, einen Mann, der forderte, Homosexuelle sollten „zu Tode gesteinigt“ werden. Die CDU spricht von einem „schrecklichen Verbrechen“ und mahnt den offenen Diskurs an – für einen Mann, der Martin Luther King Jr. eine „schreckliche Person“ nannte und behauptete, schwarze Politiker hätten „den Weißen ihre Plätze gestohlen“. Und Beatrix von Storch ruft „Santo Subito!“ und fordert Kerzen vor der US-Botschaft – für einen Brandstifter, der aus Menschenverachtung ein Millionengeschäft machte.
Siehe unseren Artikel unter: https://kaizen-blog.org/heiliger-charlie-beatrix-von-storch-verklaert-einen-rechten-brandstifter/
Der Schuss, der Charlie Kirk am 10. September auf dem Campus der Utah Valley University traf, hallte bis nach Berlin. Dieser Mord war verwerflich und perfide, durch nichts zu entschuldigen – politische Gewalt ist niemals eine Antwort, egal gegen wen sie sich richtet. Doch was hier ankommt, ist nicht nur die Tragödie eines sinnlosen Todes, sondern die groteske Verzerrung der Realität. Kirk war kein Märtyrer der Meinungsfreiheit. Er war ein Architekt des Hasses, der den britischen Kolonialismus pries, weil er „die Welt anständig gemacht“ habe, der George Floyd seinen Tod verdient haben ließ, während er die Kapitolstürmer als Unschuldige verklärte. Er forderte, Frauen gehörten „von Natur aus unter die Kontrolle ihrer Ehemänner“, propagierte die rassistische Verschwörungstheorie vom „Großen Austausch“ und erklärte, Tote durch Schusswaffen seien akzeptabel, um den zweiten Verfassungszusatz zu erhalten.

Diese Litanei des Hasses war nicht das Produkt geleakter Aufnahmen oder privater Gespräche. Kirk verkündete diese Ansichten stolz und öffentlich, vor Millionen von Followern, auf Universitätscampussen im ganzen Land. Er machte aus Spaltung eine Karriere, aus Dämonisierung ein Geschäftsmodell. Und nun, da eine Kugel ihn traf – ironischerweise während er über Massenerschießungen sprach – verwandeln deutsche Konservative und Rechte ihn in einen Heiligen.
Die perfide Arithmetik der Heuchelei
Wo war die Junge Union, als im Juni 2025 die demokratische Abgeordnete Melissa Hortman und ihr Ehemann Mark von einem Trump-Anhänger in ihrem eigenen Haus ermordet wurden? Wo waren die Instagram-Posts, die Trauerbekundungen, die Mahnungen zum Dialog? Stille. Absolute Stille. Kein „RIP“, kein schwarz-weißes Bild, keine Gedanken bei der Familie. Die Ermordung zweier Menschen, die tatsächlich für demokratische Werte standen, war offenbar keine Zeile wert.

Die Liste der Gewalt von rechts ist lang und blutig: Der Angriff auf Paul Pelosi, die geplante Entführung von Gouverneurin Gretchen Whitmer, die Rohrbomben an die Häuser von Obama, Biden und Clinton, der Mord an Heather Heyer in Charlottesville. Und immer wieder: Schweigen von denen, die jetzt um Kirk trauern. Diese selektive Empörung entlarvt sich selbst. Es geht nicht um Gewalt, nicht um Menschenleben, nicht um Demokratie. Es geht um Stammeszugehörigkeit, um die Verklärung der eigenen Seite, koste es, was es wolle.

Carsten Linnemann spricht davon, dass eine Demokratie „harte Auseinandersetzungen aushalten“ müsse, aber „niemals Gewalt“. Richtig. Doch Kirk selbst war es, der Gewalt relativierte, der den Angreifer von Paul Pelosi auf Kaution sehen wollte, der die Kapitolstürmer verteidigte. Er säte Wind und Amerika erntet Sturm. Sein Tod ist tragisch, keine Frage. Zwei Kinder wachsen ohne Vater auf, eine Frau ohne Ehemann. Doch aus dieser menschlichen Tragödie einen Märtyrerkult zu machen, aus einem Hassprediger einen Heiligen – das ist die eigentliche Entartung.

Der deutsche Blick in den amerikanischen Abgrund
Was sagt es über den Zustand der deutschen Demokratie aus, wenn ihre angeblichen Verteidiger einen Mann betrauern, der Religionsfreiheit abschaffen wollte? Der behauptete, Muslime kämen nur nach Amerika, um die westliche Zivilisation zu destabilisieren? Der den Civil Rights Act von 1964 einen „riesigen Fehler“ nannte? Beatrix von Storchs religiöse Ekstase – eine Protestantin, die den Papst auffordert, einen evangelikalen Hassprediger heiligzusprechen – ist nicht nur theologisch absurd, sondern politisch entlarvend. Die AfD instrumentalisiert Kirks Tod mit einer Schamlosigkeit, die selbst für ihre Verhältnisse bemerkenswert ist. Sie, die selbst mit Rhetorik spielt, die Kirk nicht fremd gewesen wäre, stilisiert ihn nun zum Märtyrer der Wahrheit. Dabei war Kirk kein Wahrheitssprecher, sondern ein Lügner, der COVID-19 mit Hydroxychloroquin heilen wollte, der Impfvorschriften „medizinische Apartheid“ nannte, der behauptete, die meisten Menschen hätten Angst vor schwarzen Piloten.

Trump inszeniert den Transport von Kirks Leichnam wie ein Staatsbegräbnis, JD Vance steht auf dem Rollfeld, die Air Force Two wird zur Totenbahre. Die NFL hält Schweigeminuten ab, als sei ein Nationalheld gefallen. Doch Kirk war kein Held. Er war ein Spalter, der Amerika zerriss, der aus Hass Kapital schlug, der junge Menschen radikalisierte und lehrte, Kompromiss sei Schwäche und der politische Gegner der Feind.

Die wahre Tragödie ist nicht nur Kirks Tod, sondern was er symbolisiert: Ein Amerika, das sich so tief gespalten hat, dass politische Gewalt zur Normalität wird. Ein Amerika, in dem die Spirale der Vergeltung sich immer schneller dreht. Und ein Deutschland, das aus sicherer Entfernung applaudiert, wenn die falschen Helden verehrt werden. Kirk verstand nie, dass hinter jeder politischen Ideologie Menschen stehen – verletzlich, fehlbar, menschlich. Er sah nur Feinde, Bedrohungen, Ziele. Sein Tod sollte Amerika und Deutschland daran erinnern, dass dieser Weg nur in eine Richtung führt: in die Dunkelheit. Doch stattdessen machen sie aus einem Brandstifter einen Heiligen, aus einem Hassprediger einen Märtyrer. Das ist die eigentliche Tragödie – nicht der Tod eines Mannes, sondern die Verklärung dessen, wofür er stand.
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Du spricht mir so aus der Seele!
Ich bin bicht nur entsetzt. Ich bin fassungslos, wütend und erschreckend, dass hier nicht nur von der AfD (war ja nicht anders zu erwarten) Lobhudeleien kamen, sondern auch von der CDU.
Offensichtlich ist die CDU mehr unterwandert, als es mir bewusst war.
Ich sage ja.
Mit Kirk fallen die Masken
Die Krönung wäre wohl die geplante Schweigeminute im EU-Parlament. Wie tief die AFD mittlerweile gefallen ist wissen wir. Aber das auch weite Teile der CDU einem Faschisten huldigen! Auch ich habe große Sorgen um unser Land.
Toller Artikel!