Countdown in Alaska – Die Stunde der Wahrheit für Trump, Putin und die Ukraine

VonRainer Hofmann

August 15, 2025

In Anchorage, Alaska, liegen an diesem Freitag die Temperaturen knapp im zweistelligen Bereich – aber politisch ist es ein Tag, an dem das Thermometer in den roten Bereich klettert. In wenigen Stunden treffen sich US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin zu einem Gipfel, dessen Ausgang weit über diesen Tag hinauswirken wird. Es geht um die Zukunft des Krieges in der Ukraine, um die Sicherheitsarchitektur Europas – und um die Frage, wie weit ein amerikanischer Präsident bereit ist, einem Kremlchef entgegenzukommen, der seit dreieinhalb Jahren als Aggressor gebrandmarkt ist.

Auf dem Weg zum historischen Gipfel mit Trump in Alaska legt Putin einen ruhigen Zwischenstopp in Magadan ein. Jeder seiner Schritte – vom Besuch industrieller Anlagen bis zum Treffen mit dem Gouverneur – strahlt sein Selbstvertrauen aus.
Die Präsidentenmaschine des russischen Präsidenten Putin ist in Anchorage, Alaska, zur Zusammenkunft mit Präsident Trump gelandet.

Rund um das Dena’ina Civic and Convention Center, wo das Treffen stattfinden soll, ist die Kulisse gesetzt: Sicherheitszonen, Sperrgitter, Scharfschützen auf Dächern. Doch zwischen den Straßensperren wehen blau-gelbe Fahnen. Hunderte Protestierende sind aus allen Teilen der USA nach Alaska gereist, um der Welt ein Bild zu senden, das eindeutiger nicht sein könnte: Die Vereinigten Staaten stehen – ungeachtet der Worte, die Trump heute wählen wird – geschlossen an der Seite der Ukraine. „Slava Ukraini“, rufen sie, während Trommeln schlagen und Transparente hochgehalten werden, die Putin als Kriegsverbrecher brandmarken.

Trump selbst reist mit der Attitüde des „Dealmakers“ an – jener Figur, die er seit Jahrzehnten verkörpert. Seine Verbündeten preisen ihn als den Mann, der den „Schlachterei“ genannten Krieg in kürzester Zeit beenden könne. Doch die Realität ist komplizierter: Putins strategisches Ziel ist ein Abkommen, das Russlands Eroberungen festschreibt, die NATO-Beitrittsperspektive Kyjiws blockiert und die Ukraine Schritt für Schritt zurück in Moskaus Einflussbereich zwingt. Zwischen diesen Maximalforderungen und den Bedingungen Kiews klafft ein tiefer Graben. Wer ihn heute in Alaska überbrücken will, muss mehr mitbringen als selbstbewusste Gesten.

Donald Trump, ebenfalls Wunsch-Anwärter auf den Friedensnobelpreis, ist auf dem Weg nach Alaska zu Gesprächen mit Russlands Präsident Putin.

Dass Putin ausgerechnet auf amerikanischem Boden verhandeln darf, ist für viele Beobachter ein politisches Geschenk, das der Kremlchef kaum zu träumen gewagt hätte. Nach Jahren der Isolation bietet ihm dieser Empfang die gewünschte Bühne – und Trump das Risiko, als der Präsident in die Geschichte einzugehen, der Russlands Staatschef wieder salonfähig machte. Noch bevor die ersten Hände geschüttelt werden, steht fest: Die Welt wird die Körpersprache studieren, jede Formulierung sezierend auslegen und in den Straßen von Anchorage weiter die Fahnen schwenken. Der Countdown läuft – und die Uhr tickt nicht nur für diesen Gipfel, sondern für die politische Glaubwürdigkeit der Vereinigten Staaten.

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Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

Für Trump ist nur die Bühne wichtig.

„Er und Putin sind ja sehr kluge Kupfer, die sich gegenseitig respektieren“ Trumps Worte.

„Wir werden über viele Themen Reden, wirtschaft usw“ Putins Worte.

Wer hier nur ansatzweise einen echten und gerechten Frieden für die Ukraine erwartet ist mehr als naiv.

Zwei alte Säcke mit Allmachtsphantasien würfeln über die Weltordung.
Putin hat vorher schon Nordkorea als unverbrüchlichen Partner benannt und eine Danksagung an die nordkoreanischen Soldaten berichtet. Die er als Kanonenfutter verheizt … das lassen er und Kim in ihren Ansprachen natürlich aus.

Trump träumt von Deals, die ihn noch reichen machen und natürlich vom Friedensnobelpreis.

Die Ukraine und Europa sind Trump komplett egal.

Hauptsache er kann strahlend irgendwas „großartiges“ verkünden.

Und Putin genießt es, trotz seiner Gräueltaten, von dem (leider) mächtigsten Mann der westlichen Welt mit Stastsehren empfangen zu werden.
Eine Bestätigung, dass für ihn alles nach Plan läuft.

Am Ende wird sich im Besten Fall nur Ernüchterung breit machen.
Im Schlimmsten Fall blankes Entsetzen.

Etwas Positives kann man nicht erwarten.
Außer man ist MAGA und/oder steht auf russische Narrative

Sascha
Sascha
1 Monat zuvor

Vielen Dank für die Informationen, die man sonst kaum erhält

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