Es war ein Tag, der in Los Angeles Geschichte schreiben sollte – aber nicht wegen friedlicher Bürgerdemonstrationen oder zivilgesellschaftlicher Stärke, sondern wegen der Art, wie die Stadt mit beidem umging. Am 14. Juni 2025 rief das Los Angeles Police Department (LAPD) intern den Ausnahmezustand aus. Der offizielle Grund laut Einsatzbefehl: ein außergewöhnlicher Vorfall. Was tatsächlich folgte, war eine Machtdemonstration gegen die eigene Bevölkerung. Bereits am frühen Morgen ordnete das LAPD eine Vollmobilmachung aller uniformierten Kräfte an. Ein entsprechendes internes Memo mit dem Titel „Full Mobilization“ liegt uns vor. Es ist kein Gerücht – es existiert, liegt in Screenshots und Auszügen dokumentiert vor und verweist auf die vollständige Umstellung des Polizeibetriebs zur „Aufrechterhaltung der Ordnung“. Die Maßnahme trat um 06:00 Uhr in Kraft und galt bis zum Morgen des darauffolgenden Tages. Dienstfreie Tage wurden ausgesetzt, sämtliche Einheiten auf Zwölf-Stunden-Schichten umgestellt, dienstfreie Beamtinnen und Beamte zurückbeordert, feste Posten neu zusammengelegt.
Das Ziel war klar: maximale Präsenz, vollständige Kontrolle – und keine Lücken in der Verteidigungslinie gegen das, was man als Bedrohung ausgemacht hatte: Menschen mit Schildern, Stimmen, Forderungen. Denn am selben Tag fanden in der ganzen Stadt die „No Kings“-Proteste statt – eine friedliche Bewegung, die sich gegen die zunehmende Machtkonzentration im Weißen Haus, gegen Überwachung, gegen autoritäre Symbolpolitik richtete. Auf den Straßen: Studierende, Aktivistinnen und Aktivisten, Familien mit Kindern. Auf der anderen Seite: Polizei, berittene Einheiten, Nationalgarde – und eine Eskalationsbereitschaft, die vielen den Atem nahm.
Wir waren selbst vor Ort – und was wir beobachteten, war eindeutig und dokumentiert. Tränengas wurde auch dort eingesetzt, wo sich Menschen bereits friedlich zurückzogen. Gummigeschosse flogen ohne Vorwarnung. Demonstrierende wurden zu Boden gestoßen, eingekesselt, über Stunden am Verlassen des Areals gehindert – darunter Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Behinderung. Was wir sahen, war kein Einzelfall, sondern ein gezieltes und systematisches Vorgehen. Unsere Eindrücke decken sich mit dem, was Kolleginnen und Kollegen der LA Times, des Guardian oder anderer internationaler Medien unabhängig voneinander berichteten.
Besonders heftig kritisiert wird der Einsatz berittener Polizei, der sich in mehreren Fällen als gezielte Einschüchterung und gewaltsame Zersetzung der Versammlungen erwies. Videos zeigen, wie Pferde in dicht gedrängte Menschenmengen hineingetrieben wurden, wie Protestierende zu Boden gerissen, überrannt oder mit Knüppeln vom Sattel aus bedroht wurden. Ein älterer Mann wurde nachweislich schwer verletzt, als ein Pferd ihn beim Rückwärtsmanöver zu Boden stieß. Auch Journalistinnen und Journalisten mit klarer Kennzeichnung berichten, von Pferden abgedrängt oder beinahe niedergetrampelt worden zu sein. Anwältinnen, Anwälte und Menschenrechtsorganisationen, darunter die ACLU, sprechen von „koordiniertem Einschüchterungsverhalten“ durch staatliche Gewalt. Ganze Straßenzüge wurden abgesperrt, ohne dass Demonstrierende zuvor gewarnt oder zur Auflösung aufgefordert worden wären. Auch Pressevertreterinnen und -vertreter, teils klar gekennzeichnet, waren von den Maßnahmen betroffen. Akkreditierungen, Presseausweise und Livestream-Identifikation verschafften nur bedingt Schutz – einige berichteten, dass sie abgedrängt, ignoriert oder bei der Berichterstattung behindert wurden. Der Zugang zu bestimmten Bereichen wurde teilweise ohne Begründung verweigert.
Was wir in Los Angeles erlebt haben, hat mit Polizeieinsatz nichts mehr zu tun. Es hat jegliche Grenze überschritten. Es war der Missbrauch einer uniformierten Machtstruktur gegen eine Bevölkerung, die nichts anderes tat als ihr verfassungsmäßiges Recht auf Protest wahrzunehmen. Mehrere zivilrechtliche Klagen sind inzwischen in Vorbereitung. Sie richten sich nicht nur gegen das LAPD, sondern auch gegen Bundesstellen, die mit der Entsendung der Nationalgarde einen politischen Protest in ein militärisches Szenario verwandelten. Der Vorwurf lautet: übermäßiger Gewalteinsatz, Grundrechtsverletzung, politische Einschüchterung. Und während Präsident Trump in Washington seine Militärparade zum eigenen Geburtstag veranstaltete, zeigte sich in Los Angeles, was geschieht, wenn Kritik nicht mehr geduldet wird: Dann wird Demokratie zur Gefahr erklärt – und Protest zum außergewöhnlichen Vorfall.
(Photos/Bildmaterial: Publius, Elijah Schaffer, Kaizen Blog)
Die richtige Antwort wäre ein Generalstreik für wenigstens eine Woche, bei der alle einfach zu Hause bleiben und gerade nicht auf die Straße gehen.
Leider würden das viele ärmere Haushalte nicht überstehen, eine Woche nicht arbeiten zu gehen.
Ersatzweise eine Woche nichts einkaufen oder nur das Allernötigste. Auch das wäre ein Zeichen, gegen das die Staatsmacht machtlos wäre.
ja, das wäre in der tat die richtige antwort, leider fehlt den meisten das geld für so einen schritt
Und all die die willfähigen Helfer.
„Wir haben nur Befehle befolgt“ …….