Culpeper, Virginia – Es war der Abschluss eines friedlichen Protesttages, der tausende Menschen im ganzen Land auf die Straße brachte: Bei einer „No Kings“-Demonstration im beschaulichen Culpeper endete der Tag jäh in einem Moment des Schreckens. Ein 21-jähriger Mann fuhr mit einem SUV gezielt in eine sich auflösende Menschenmenge – mindestens eine Person wurde getroffen. Die Polizei nahm den Fahrer fest und ermittelt wegen vorsätzlicher Gefährdung. Wie die Polizei in einer Pressemitteilung am Samstagabend bekanntgab, handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um Joseph R. Checklick Jr. aus Culpeper. Laut dem Bericht der Beamten ereignete sich der Vorfall gegen Ende der Veranstaltung, als zahlreiche Demonstrant:innen im Begriff waren, das Gelände über einen Geschäftsparkplatz zu verlassen. In diesem Moment sei das Fahrzeug „rücksichtslos“ durch die Gruppe von Fußgänger:innen gerast.
„Unsere erste Untersuchung ergab, dass der Fahrer das Fahrzeug absichtlich beschleunigte und in die sich zerstreuende Menge steuerte“, so die Polizei. Dabei wurde mindestens eine Person von dem SUV erfasst. Verletzt wurde nach bisherigem Stand niemand – zumindest wurde der Vorfall bislang nicht als medizinischer Notfall gemeldet. Die Beamten vor Ort reagierten umgehend, hielten das Fahrzeug an und identifizierten den Fahrer als Checklick. Dieser wurde noch am selben Tag festgenommen und wegen rücksichtslosen Fahrens angeklagt. Ein Haftrichter ordnete an, dass der Beschuldigte ohne Möglichkeit auf Kaution im Gefängnis von Culpeper County verbleiben muss.
Der Vorfall erinnert auf verstörende Weise an ein früheres Attentat: Im August 2017 hatte der Rechtsextremist James Alex Fields Jr. während einer Demonstration gegen den „Unite the Right“-Aufmarsch in Charlottesville – nur etwa eine Autostunde entfernt – sein Auto gezielt in eine Gruppe von Gegendemonstrant:innen gesteuert. Dabei kam die 32-jährige Bürgerrechtsaktivistin Heather Heyer ums Leben, dutzende weitere wurden verletzt. Fields wurde später wegen Mordes ersten Grades und acht weiterer schwerer Straftaten verurteilt. Der aktuelle Vorfall geschah vor dem Hintergrund einer landesweiten Protestwelle gegen die autoritäre Rhetorik und Politik der Trump-Regierung. Die „No Kings“-Demonstrationen, die von Küste zu Küste stattfanden, waren bewusst auf den 14. Juni gelegt worden – Trumps 79. Geburtstag, zugleich Flag Day und Termin der von ihm inszenierten „Grand Military Parade“ zur Feier des 250. Geburtstags der US-Armee.
Während die USA an diesem Tag über Militärparaden und nationale Symbole debattierten, wurde in Culpeper ein anderes, dunkleres Kapitel aufgeschlagen – eines, das Erinnerungen an vergangene politische Gewalt weckt und Fragen zur Radikalisierung im Alltag aufwirft. Die Ermittlungen dauern an. Noch ist unklar, ob Checklick gezielt aus politischen Motiven handelte oder ob es sich um einen impulsiven Akt ohne ideologischen Hintergrund handelte. Doch das Entsetzen bleibt – und mit ihm die Sorge, dass Worte längst zu Waffen geworden sind.