Die Angst vor der eigenen Bewegung – Wie Loomer, Epstein und Vance Trumps MAGA-Welt ins Wanken bringen

VonRainer Hofmann

Juli 15, 2025

Es begann mit einem Satz, der wie ein Faustschlag durch die eigene Gefolgschaft hallte: „The Epstein files are a made-up Democrat hoax.“ Donald Trump wiederholte diese Worte öffentlich, deutlich, endgültig. Und Laura Loomer – eine der lautesten Stimmen der Epstein-Verschwörungstheorie – repostete das Zitat. Ohne Kommentar. Ohne Verteidigung. Ohne Relativierung. In der Logik einer Bewegung, die auf absolute Loyalität und Feindbilder angewiesen ist, war das keine Zustimmung – es war ein Signal. Eines, das nun eine Welle von Misstrauen, Spaltung und stiller Rebellion durch die Reihen der MAGA-Basis trägt.

Unsere Recherchen zeigen: Hinter der Fassade einer geschlossenen Bewegung beginnt ein Machtkampf, der nicht mehr ignoriert werden kann. Loomer, einst gefeierte Infowars-Aktivistin, ist heute ein Fixstern im Telegram-Universum der Trump-Ultra-Rechten – und genau dort formiert sich zunehmend eine Fraktion, die nicht gegen das Establishment kämpft, sondern gegen den einst unantastbaren Anführer selbst. Trumps Dementi der Epstein-Akten, seine Versuche, das Thema zu beenden, wirken wie Verrat an einem Glaubenssystem, das viele seiner Anhänger als essenziell empfinden. Die Frage „Ist Trump Teil der Vertuschung?“ ist längst nicht mehr tabu – sie wird offen gestellt, in Livestreams, Kommentaren, Foren. Und Loomer? Sie schweigt – und gewinnt dadurch an Einfluss. Hinzu kommt: Mit der Nominierung von JD Vance zum Vizepräsidentschaftskandidaten öffnet sich eine zweite Front. Vance, einst ein erklärter „Never Trumper“, hatte Trump früher mit Hitler verglichen, bevor er sich zum loyalen Mitläufer wandelte. In Loomers Welt ist dieser Wandel nichts anderes als Heuchelei. Und auch wenn sie ihn momentan nicht frontal angreift, ist ihre Ablehnung deutlich. Vance steht für einen intellektualisierten, staatstragenden Flügel der Rechten, der mit den digitalen Randbezirken von QAnon, Revolver News und den Loomer-Kanälen kaum noch Schnittmengen hat. Doch genau dort, in diesen Grenzräumen, entsteht ein neues Zentrum der Macht – jenseits von Trump, aber nicht jenseits von MAGA.

Die Verbindung zu Steve Bannon, Garrett Ziegler und Darren Beattie verstärkt diesen Effekt. Loomer war mehrfach in Bannons „War Room“-Podcast zu Gast, teilt seine ideologische DNA: Antiglobalismus, Anti-Establishment, Anti-Mainstream. Doch während Bannon in juristischen Schwierigkeiten steckt, gewinnt Loomer an Handlungsspielraum – und Einfluss. Sollte Trump ins Straucheln geraten – etwa durch neue Enthüllungen, juristische Niederlagen oder einen Wahlschock –, ist sie in Position: nicht als klassische Gegnerin, sondern als Prophetin des wahren, unverfälschten Trumpismus. Ein Trumpismus, der sich von Trump selbst abgelöst hat. Das ist der Kern der Gefahr. Loomer braucht keinen Bruch, keine offene Fehde. Ihre Macht wächst mit jedem Schweigen, mit jeder Andeutung, mit jeder Reaktion ihrer Community. Ihre Taktik: keine Distanz zu MAGA – sondern Distanz zu einem Trump, der ihr zu kompromisslerisch, zu defensiv, zu abhängig erscheint. Wenn sie sagt, sie „stelle nur Fragen“, meint sie: Ich biete euch eine Alternative. Und wer glaubt, diese Entwicklung betreffe nur die USA, verkennt die transnationale Dynamik rechter Bewegungen. Der Aufstieg pseudo-religiöser Influencer, das Wiedererstarken verschwörungsideologischer Mythen, die Radikalisierung von Telegram-Kanälen, das Spiel mit dem Zweifel – all das sind Mechanismen, die längst auch in Europa greifen. Loomers Methoden sind ein Lehrbuch für die rechte Subversion – und ihr aktueller Aufstieg ein Warnsignal für jeden, der glaubt, Populismus ende dort, wo sein Anführer müde wird. Trump hat einen inneren Krieg entfesselt, ohne es zu wollen. Und Loomer ist bereit, ihn zu gewinnen – nicht gegen ihn, sondern an seiner Stelle.

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Georg Lauf
Georg Lauf
3 Monate zuvor

Das macht einem alles Sorge, was dort noch passieren wird. Ich hoffe nur, das kommt nicht auch so extrem nach Deutschland. Danke für die Recherchen die ihr macht. Solche Informationen erfährt man sonst nicht.

Irene Monreal
Irene Monreal
3 Monate zuvor

Irgendwie habe ich das Gefühl, zusammen mit den unkontrollierbaren Entwicklungen von Datenkraken, social-media und KI als modernem Zauber, ins finsterste Mittelalter geworfen zu werden und Spuk, Kult und Aberglauben hilflos ausgeliefert zu sein.

Zuletzt bearbeitet 3 Monate zuvor von Irene Monreal
Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor

Loomer ist so lächerlich und unglaubwürdig.
Monatelang forderte sie mit die Veröffentlichung der Epstein Files.

Und nun ist eine Erfindung der Demokraten.
Obama und Hillary Clinton haben sie geschrieben.

Wer das glaubt ist nicht nur dumm, nicht strohdumm sondern verfûgt offensichtlich über gar kein Gehirn.

Es läuft wie in einer Sekte, zu allem ja sagen, loyal sein und nichts hinterfragen.
Egal wie absurd oder widersprüchlich es ist.

Trump hat gesprochen.
Dann gilt es.
Loomer und Co nutzen die Anbetung Trumps um sich in Stellung zu bringen.
Wohlwissend, dass der MAGA Kult vornehmlich Trump Kult ist.
Noch.

Leider macht das wenig Hoffnung auf positive Entwicklungen in de USA.

Wir können nur hoffen, dass unsere Demokratien wehrhaft genug sind.
Auch wenn es gerade nicht wirklich danach aussieht

Katharina Hofmann
Admin
3 Monate zuvor
Antwort an  Ela Gatto

Sie ist eine sehr gefährliche Frau und schlauer als die meisten vermuten.

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