Chris Landry ist 46 Jahre alt, Vater von fünf Kindern, und seit mehr als vier Jahrzehnten in den Vereinigten Staaten zu Hause. Geboren in Kanada, kam er im Alter von drei Jahren nach New Hampshire, wo er seither lebt – legal, mit einer Green Card, unauffällig, fleißig. Landry arbeitet im Produktionsbereich, zahlt Steuern, hat seine Kinder großgezogen. Nie wäre er auf die Idee gekommen, dass er eines Tages nicht mehr in sein eigenes Zuhause zurückkehren darf. Doch genau das ist geschehen. Nach einem Familienbesuch in seinem Geburtsland Kanada, bei dem ihn drei seiner Kinder begleiteten, wurde Landry am Grenzübergang in Houlton, Maine die Einreise verweigert. Die Begründung: zwei ältere Vergehen – ein Marihuana-Besitz 2004 und Fahren mit einem suspendierten Führerschein im Jahr 2007. Beide Vorfälle lagen fast zwei Jahrzehnte zurück, beide wurden mit Geldstrafe und Strafaufschub abgeschlossen. Seitdem gab es keine neuen Einträge im Strafregister. Und doch genügte dieses juristische Fundament, um Landry als Einwanderungsrisiko einzustufen – ihm wurde die Green Card entzogen, er wurde drei Stunden festgehalten und schließlich zurückgeschickt. Nun lebt er unfreiwillig in Kanada, getrennt von seinen Kindern, die amerikanische Staatsbürger sind und in New Hampshire bleiben mussten. Der Mann, der sich sein Leben lang als Amerikaner verstand, ist plötzlich staatenlos – nicht auf dem Papier, aber in der Praxis.

Landry, der sich in der Vergangenheit als Unterstützer von Donald Trump verstand, sagt heute, er sehe vieles anders. „Ich war definitiv für Make America Great Again … aber jetzt sehe ich das etwas anders“, sagte er gegenüber NBC Boston. Seine Worte klingen nicht wie ein politischer Seitenwechsel, sondern wie eine existenzielle Ernüchterung. Als Green-Card-Inhaber durfte er nie wählen – und doch hat er gehofft, dass die Regierung, die er unterstützte, für Recht und Ordnung stehen würde. Jetzt erlebt er, dass selbst rechtmäßiger Aufenthalt nicht vor Ausweisung schützt. U.S. Customs and Border Protection erklärte, dass eine Green Card kein garantiertes Recht sei, sondern ein Privileg – eines, das bei Vorstrafen entzogen werden könne. Doch Landrys Fall wirft Fragen auf. Wenn ein Mensch über 40 Jahre im Land lebt, Kinder großzieht, keine aktuellen Straftaten begeht und dennoch ohne Vorwarnung ausgewiesen wird – was sagt das über das Einwanderungssystem aus? Über Verhältnismäßigkeit? Über Verlässlichkeit?
Landry hat Berufung beim Einwanderungsgericht angekündigt. Einige politische Vertreter in New Hampshire zeigen bereits Unterstützung. Doch die Mühlen der US-Immigrationsbürokratie mahlen langsam, gerade unter einer Regierung, die Abschiebung nicht mehr als letztes Mittel, sondern als Zeichen politischer Entschlossenheit versteht. Der Fall Chris Landry steht exemplarisch für eine Entwicklung, die viele betrifft, aber selten so sichtbar wird: Die Verwundbarkeit selbst langjährig integrierter Migranten unter einer Administration, die Härte mit Gerechtigkeit verwechselt. Und er zeigt, wie schnell politische Loyalität zu bitterer Enttäuschung werden kann – wenn das System, an das man glaubte, einen über Nacht fallen lässt.

Er hat Trump zwar nicht gewählt, weil er nicht wählen durfte.
Aber er hat ihn unterstützt.
War ja alles super…. bis es ihn selber traf.
vorher hat er sich nicht fur all die zu Unrecht deportierten Menschen interessiert.
Er hatte „Glück“ im Unglück. Wurde „nur“ zurück nach Kanada geschickt.
Seine Kinder können ihn „problemlos“ besuchen, was anderen gar nicht möglich ist.
Ich gebe zu, mein Mitleid mit ihm hält sich in Grenzen.
Mitleid mit ihm persönlich ist das eine, „die Verwundbarkeit selbst langjährig integrierter Migranten unter einer Administration, die Härte mit Gerechtigkeit verwechselt“ ist das andere. Für ihn als Familienvater habe ich Mitleid mit ihm und seinen Kindern, als MAGA-Anhänger nicht.
Bleibt nur zu hoffen, daß mehr Geschichten wie die seine zumindest bei uns in D mehr Menschen die Augen öffnen, was ihnen/uns bevorsteht, wenn die Marschrichtung weiter rechts bleibt.
das ändert aber nichts am unrecht, jeder sollte seine meinung haben und manchmal wird man eben erst später bekehrt. viele haben in deutschland merz gewählt, und nun schauen genau von denen auch viel in die berühmte röhre. dieser scheiss ist überall, nur mit unterschiedlichen grenzen des anstand
„dieser scheiss ist überall, nur mit unterschiedlichen grenzen des anstand“ wohl wahr! Den Satz klau ich mir als oft zu verwendenden Kommentar 😻
Keine Frage, der Sachverhalt, dass weder Greencard noch legaler Aufenthaltsstatus ist absolut undiskutabel.
Aber ein Erwachen kommt erst wenn man selber betroffen ist.
Wenn Nachbarn von ICE weggefangen werden, schaut man weg.
Und plötzlich steht man selber im Fokus.
Oder auch nicht.
Spontan fällt mir da ein Veteran ein, dessen iranische Frau deportiert wurde „er vermisst sie zwar, aber Trump macht das richtig“ …. ohne Worte
Ich hoffe, dass diese Gerichtsverfahren den zu Unrecht abgeschobenen Menschen Recht geben.
All denen, die unter unmenschlichen Bedingungen in Detention Centern oder Gefängnissen außerhalb der USA sitzen.
Wobei, will man dann noch in diesem Land leben?
In dem konkreten Fall könnte er sich bestimmt mit seinen Kindern ein Leben in Kanada aufbauen.