Was hat Chuck Schumer zu verbergen? – Neue Fragen zu alten Spenden aus dem Epstein-Umfeld

VonRainer Hofmann

Juli 10, 2025

Fünf Jahre sind vergangen, seitdem die Öffentlichkeit zuletzt über die Spendenverbindungen zwischen Chuck Schumer und Jeffrey Epstein sprach – und dennoch wirft die Affäre heute, im Licht neuer politischer Spannungen, größere Schatten denn je. Während Schumer sich öffentlich als lautstarker Kritiker Donald Trumps geriert und in den vergangenen Monaten fast täglich vor den Gefahren einer „extremen, unkontrollierten Exekutive“ warnt, fragen sich immer mehr Beobachter: Warum blieb sein Umgang mit der eigenen Vergangenheit so wortkarg? Und was genau veranlasst einen Mann wie Schumer, dessen Stimme heute in Washington kaum zu überhören ist, bei gewissen Themen auffallend leise zu bleiben? Die Fakten sind bekannt – und dennoch wurden sie allzu oft verdrängt. Zwischen 1992 und 1997 erhielt Chuck Schumer insgesamt sieben Einzelspenden à 1.000 Dollar direkt von Jeffrey Epstein, damals offiziell als Unternehmer von „J. Epstein & Co.“ registriert. Es waren Jahre, in denen Epstein sich systematisch als wohlhabender, diskreter Strippenzieher in New Yorks Polit-Szene etablierte – und Schumer befand sich im Aufstieg vom Abgeordnetenhaus in den US-Senat. Zusätzlich flossen weitere 15.000 Dollar aus Epsteins Umfeld an zwei parteinahe Organisationen, die direkt mit Schumer verbunden waren: „Victory in New York“ und „Win New York“, beide mit dem Zweck gegründet, Schumers Kandidatur über klassische Einzellimits hinaus finanziell abzusichern. Zusammengerechnet: 22.000 Dollar aus dem Umfeld eines Mannes, der Jahre später als einer der berüchtigtsten Sexualverbrecher der US-Geschichte bekannt wurde. Im Jahr 2019 versuchte Schumers Büro, die Enthüllungen mit einem kurzen Statement abzuräumen. Die Konten seien längst geschlossen, die Spenden inzwischen in gleicher Höhe an Anti-Trafficking-Organisationen weitergeleitet worden – ein formaler, wenig empathischer Vorgang. Anders als bei anderen Politikern, die mit Epstein in Verbindung gebracht wurden, blieb Schumer nie ein Foto oder eine private Anekdote nachweisbar. Aber die Frage blieb im Raum: Warum hat er das Geld so lange behalten? Und warum sprach er nie über den Charakter des Spenders, dessen Ruf in New York schon Mitte der 1990er Jahre kein Geheimnis mehr war?

Im Jahr 2025, in einer politischen Landschaft, die von moralischen Frontlinien geprägt ist, gewinnt diese Frage neue Brisanz. Während Donald Trump von Enthüllung zu Enthüllung stolpert – über Spendengelder aus dubiosen Quellen, die Rolle von Peter Thiel, das Schweigen gegenüber saudischen Interessen oder die gezielte Schwächung internationaler Justiz – erscheint Schumer als moralischer Gegenpol. Doch wer genauer hinsieht, erkennt ein Muster: Schumer war stets besonders laut, wenn es darum ging, Trumps Umgang mit Epstein anzuprangern. Im Juli 2019 forderte er den Rücktritt von Arbeitsminister Alexander Acosta, der Epstein 2008 einen skandalösen Deal verschafft hatte. Und er verlangte von Trump eine öffentliche Erklärung, was er mit seiner Bemerkung meinte, Epstein sei ein „terrific guy“ gewesen. Diese Forderungen waren richtig – doch sie kamen von einem Mann, der selbst Geld von Epstein angenommen hatte. Einem Mann, der im Laufe seiner Karriere Millionen an Parteispenden sammelte, aber ausgerechnet bei einem der berüchtigtsten Namen Amerikas einen „späteren symbolischen Ausgleich“ als ausreichend betrachtete. Dass Schumer ausgerechnet jetzt – im Zuge der Recherchen gegen Trump wegen mutmaßlich geheim gehaltener Kontakte zu kompromittierten Finanziers – wieder zum moralischen Mahner wird, wirkt nicht nur doppelt, sondern beinahe taktisch. Je lauter die Kritik an Trump, desto geringer der Fokus auf die eigene Vergangenheit?

Die Schlüsselfrage lautet deshalb: Ist Schumers heutige Rhetorik ein echter Akt moralischer Verantwortung – oder der Versuch, das eigene Kapitel Epstein endgültig im Lärm der Gegenwart zu übertönen? Neue Recherchen aus Schumers Umfeld zeigen bislang keine direkten Kontakte über die Spenden hinaus, keine Besuche auf Epsteins Anwesen, keine Reisen in dessen Flugzeugen. Aber die politische Verantwortung für angenommene Gelder bleibt bestehen – und mit ihr die Verpflichtung zur Transparenz. Dass Schumer diese Debatte seit Jahren scheut, könnte mehr erklären als jede Pressemitteilung. In einem politischen System, das sich zunehmend zwischen moralischer Prinzipientreue und strategischem Gedächtnisverlust entscheidet, wird die Vergangenheit zur Messlatte der Glaubwürdigkeit. Vielleicht ist es an der Zeit, dass auch Chuck Schumer nicht nur über Trumps Verbindungen redet – sondern über seine eigenen. Denn solange dies nicht geschieht, bleibt eine unbequeme Wahrheit stehen: Wer das moralische Versagen anderer anprangert, muss sich auch seiner eigenen Geschichte stellen. Vor allem, wenn diese Geschichte in der Buchhaltung beginnt. Wir bleiben dran und die Recherchen werden weiterlaufen.

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Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor

Schumer ist einer der Politiker, die man sehr gut al Opportunisten und Wendehals bezeichnet kann.

Außerdem gehört er zur Riege der alten, verstaubten weißen Männer.

Katharina Hofmann
Admin
3 Monate zuvor
Antwort an  Ela Gatto

…und hat vieles für Trump ermöglicht, besonders bei den Haushaltsabstimmungen, was keiner verstand.

Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor
Antwort an  Rainer Hofmann

Wie wahr

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