Washington, 8. Juli 2025 – Es war ein Tag, der selbst für die hyperaktive Trump-Ära eine besondere Verdichtung bot: Kabinettssitzung im Weißen Haus, ein Israel-Besuch mit geopolitischer Brisanz, neue Strafzölle, eine Epsteindebatte – und eine deutliche Botschaft an Gegner wie Freunde: Donald Trump ist fest entschlossen, seine Linie durchzuziehen. Kompromisslos, konfrontativ und aufgeladen mit Symbolpolitik. Schon zu Beginn der Kabinettssitzung wurde deutlich, worauf der Präsident hinauswollte. Vizepräsident J.D. Vance, noch immer im Schatten seiner Überraschungsnominierung, gestand im vertraulichen Tonfall: „Ich habe es dir nie gesagt, aber ich war skeptisch, dass wir das Gesetzespaket bis zum 4. Juli durchkriegen.“ Es war ein Moment seltener Offenheit – gefolgt von höflichem Applaus für das Weiße Haus, das tatsächlich geliefert hatte: Steuererleichterungen, Grenzsicherung, Sozialreformen – alles vereint in einem einzigen, schwergewichtigen Gesetz. Trump lobte das Paket als „für jeden etwas dabei“ – ein politischer Bauchladen mit kalkuliertem Effekt. Doch während er die innenpolitische Bühne bespielte, wuchs zugleich die Spannung auf dem internationalen Parkett. Israels Premier Benjamin Netanjahu, schon am Vorabend mit Trump zum Abendessen versammelt, kündigte ein weiteres Treffen für Dienstagabend an – um 18 Uhr im Weißen Haus. Trump bestätigte: „Er kommt später noch vorbei.“ Netanjahu nutzte seine USA-Visite für klare Worte: Israel und die Vereinigten Staaten seien sich „einig über das Ziel der Zerstörung von Hamas“. Man sei „näher an einem Geiselabkommen“, doch die Militäroperationen müssten fortgeführt werden. Die israelischen Streitkräfte hätten „wie Löwen gekämpft“, die Zusammenarbeit mit Trump sei „so eng wie nie zuvor in der Geschichte unserer Länder“. Auch modernste Bomberlieferungen aus den USA stünden offenbar zur Debatte – „Wer würde das nicht wollen?“, sagte Netanjahu knapp.
Parallel nutzte Trump die Kabinettssitzung für eine Reihe wirtschaftspolitischer Ankündigungen, die international für Unruhe sorgen dürften: Ein Importzoll von 50 % auf Kupfer wird am heutigen Dienstag per Dekret verhängt – „auf Augenhöhe mit Stahl und Aluminium“, wie Trump betonte. Noch schärfer geht es bei Medikamenten zu: Hier droht er mit einem Strafzoll von „200 Prozent“. Einige Länder sollen bald sogar bis zu 70 Prozent zahlen. Bereits am Montag hatte Trump Briefe an die Regierungen von 14 Staaten geschickt – ein Druckmittel in seinem selbst gesetzten 90-tägigen Verhandlungszeitraum. „Es ist mächtiger, direkter“, sagte Trump. „Wir schicken einen Brief. Du liest ihn. Ich finde, er war gut geschrieben.“ Doch die geopolitische Inszenierung wurde jäh gestört, als ein Reporter im Raum das Thema Epstein zur Sprache brachte. Anlass war ein internes Memo des Justizministeriums vom Vortag, das – für viele überraschend – feststellt: Jeffrey Epstein habe keine „Kundenliste“ geführt. Das Narrativ einer elitären Verschwörungsstruktur, über Jahre befeuert durch rechte Influencer, kollidierte plötzlich mit der offiziellen Linie aus Trumps eigener Regierung. Trumps Reaktion war scharf. Er sprang seiner Justizministerin Pam Bondi demonstrativ zur Seite. „Warum fragt ihr über einen Typen, über den seit Jahren gesprochen wird?“, herrschte er den Journalisten an. Das sei „eine Entweihung“, insbesondere in Zeiten wie diesen – ein Verweis auf die tödlichen Überschwemmungen in Texas. Bondi selbst hatte in einem Fox-Interview noch suggeriert, eine Epstein-Kundenliste liege „auf ihrem Schreibtisch“. Nun stellte sie klar, sie habe sich allgemein auf den Fall bezogen. Trump jedenfalls erklärte: Er stehe hinter ihr.
Auch in der Innenpolitik hielt sich der Präsident nicht zurück. Auf die Frage, wie Republikaner bei der Bürgermeisterwahl in New York im November stimmen sollten, sagte er: „Ich mische mich nicht ein.“ Doch er nutzte die Gelegenheit, um dem demokratischen Kandidaten Zohran Mamdani eine verbale Breitseite zu verpassen: Ein „Desaster“, das New York „einen Haufen Bullshit verkauft“ habe. Seinen eigenen Parteikollegen Curtis Sliwa erwähnte er beiläufig – „läuft alle vier Jahre“. Der amtierende Bürgermeister Eric Adams, ein Demokrat, kandidiert inzwischen als Unabhängiger. Für den Fall eines Siegs Mamdanis stellte Trump sogar eine Bundesintervention in Aussicht – ein beispielloser Vorgang in der Geschichte der Kommunalpolitik. Schließlich durfte auch ein alter Feind nicht fehlen: Windenergie. Trump wiederholte seine Ablehnung in bekanntem Tonfall. Wind sei teuer, unzuverlässig und „schlecht für schöne Landschaften“. „Schlaue Länder setzen nicht auf Wind und Solar“, erklärte er. Amerika sei „brillant“ – gemeint war: durch Kohle. Es war ein Tag voller Drohungen, Gesten und Abschottung. Die zentralen Akteure – Trump, Vance, Bondi, Netanjahu – wirkten wie Figuren eines politischen Endspiels, das längst in voller Bewegung ist. Wer gestern noch der Realität entkam, wurde heute von ihr eingeholt. Und Trump? Der inszeniert sich erneut als der Einzige, der alles verbindet – Krieg und Frieden, Zoll und Zorn, Macht und Moral. Auf seine Weise.
