Sturmwarnung aus Washington – Wie Trumps Leute Amerikas Wetter zerstören wollen und Project 2025 die Anleitung gibt

VonRainer Hofmann

Juli 6, 2025

Was ist gefährlicher – ein Hurrikan über dem Golf von Mexiko oder ein Strategiedokument aus dem Weißen Haus? Wenn es nach den Planern des „2025 Presidential Transition Project“ geht, dann lautet die Antwort: der Staat selbst. Genauer gesagt: die NOAA – jene Bundesbehörde, die seit Jahrzehnten für Wetterwarnungen, Satellitendaten, Klimaforschung, Hurrikanprognosen und Fischereischutz zuständig ist. Sie soll zerschlagen werden. Und mit ihr die Vorstellung, dass öffentliche Sicherheit ein öffentliches Gut sei.

In nüchternem Technokratensprech versteckt sich ein ideologisches Erdbeben. Die NOAA, so heißt es in dem Strategiepapier, sei zu einem „Haupttreiber der Klima-Alarmismus-Industrie“ geworden – eine gefährliche Macht, die mit ihrer Fixierung auf Vorhersage und Risikomanagement den amerikanischen Wohlstand untergrabe. Man müsse sich endlich von der „fatalen Hybris befreien, das Unplanbare planen zu wollen“. Die Konsequenz: Die NOAA sei zwar nicht nutzlos, aber korrumpiert durch ihre eigene Struktur. Sie müsse „zerschlagen und verkleinert“ werden. Was hier klingt wie ein bürokratischer Umbau, ist in Wahrheit eine fundamentale Abkehr vom Prinzip öffentlicher Daseinsvorsorge. Betroffen ist vor allem der National Weather Service (NWS) – der Dienst, der Tornadowarnungen verschickt, Flutrisiken bewertet und Millionen Menschenleben durch präzise Prognosen geschützt hat. Der NWS, so das Papier, solle sich künftig auf das Sammeln von Rohdaten beschränken – die eigentliche Vorhersage sollen private Firmen übernehmen, allen voran AccuWeather. Die Argumentation ist durchsichtig: Private Anbieter seien günstiger, flexibler, zuverlässiger. Und weil viele Radiostationen und Hochschulen ihre Wetterinformationen ohnehin von Firmen wie AccuWeather bezögen, könne der Staat sich aus der Vorhersage weitgehend zurückziehen. Der NWS solle „seine Prognoseleistungen vollständig privatisieren“, heißt es. Was dabei verschwiegen wird: Viele dieser Firmen beziehen ihre Rohdaten bis heute kostenlos vom NWS – und verkaufen sie mit Gewinn an Konsumenten, Medien und Versicherungen weiter. Die Vorstellung, dass ein kommerzieller Wettermarkt effizienter und objektiver sei als ein staatlich finanzierter, ist nicht nur ökonomisch zweifelhaft – sie ist gefährlich. Denn Warnsysteme, die von Zahlungsfähigkeit abhängig sind, retten keine Leben. Sie erzeugen Informationsungleichheit. Und sie überlassen die Interpretation von Daten jenen Akteuren, die nicht der Öffentlichkeit verpflichtet sind, sondern den Quartalszahlen ihrer Investoren.

Noch weiter reicht der Angriff auf die Wissenschaft. Auch das National Hurricane Center und der National Environmental Satellite Service sollen überprüft werden – mit dem Ziel, „Kommerzialisierung zu priorisieren“ und „leistungsbasierte Organisationen“ zu schaffen. Das klingt harmlos, ist aber in der Logik des Dokuments nichts anderes als der Einstieg in den Rückbau öffentlicher Klimadaten – und damit in die programmierte Unwissenheit. Hinter dieser Demontage steht ein Weltbild, das mit rationaler Risikovorsorge nichts mehr zu tun hat. Für die Verfasser des Plans ist Klimawissenschaft ein ideologisches Produkt, das den freien Markt unterwandert. Wetterprognosen gelten als politische Waffe, nicht als Lebensretter. Und staatliche Institutionen wie die NOAA sind keine Hüterinnen der Sicherheit, sondern Verdächtige in einem angeblichen Komplott gegen wirtschaftliche Freiheit. Die NOAA verwaltet ein Budget von 6,5 Milliarden Dollar – mehr als die Hälfte des Etats des Handelsministeriums. Sie beschäftigt Zehntausende Wissenschaftler:innen, Techniker:innen, Pilot:innen, Meeresbiologen, Meteorologen. Ihr Wissen hat zahllose Naturkatastrophen entschärft, gewarnt, gerettet. Wer sie zerschlägt, zerschlägt mehr als eine Behörde. Er zerschlägt die Fähigkeit eines Landes, in Zeiten des Klimawandels die Wahrheit zu erkennen, bevor es zu spät ist. Doch vielleicht ist genau das gewollt. Denn in der Logik der neuen Machtelite gilt nicht mehr, dass Wissen schützt. Sondern dass Kontrolle siegt. Und Kontrolle beginnt damit, wer den Himmel lesen darf – und wer nicht.

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Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor

Ohne Worte, im Angesicht der furchtbaren Katastrophe in Texas.
Ein Schlag ins Gesicht der Opfer von Naturgewalten.

Ich hoffe, dass diese Hurricaneseason einen Kat 5 Hurricane über Mar a Lago fegen lässt.
Gerne auch über due Villen von DeSantis und Co.
Und zear so, dass keiner zur Rettung kommt, es Überflutungen gibt und die Paläste einstürzen.
Ja, ich wünsche mir, dass das Pack dann auch drin ist.

So etwas hätte ich nie gewünscht, aber Tru*** und Consorten haben mich so unendlich wütend gemacht.
Worte oder Argumente ziehen bei denen nicht.
Nur „die Macht des Stärkeren“.
Mutter Natur ist stärker….

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