Trump droht Walmart

VonRainer Hofmann

Mai 17, 2025

Wie Trump Walmart zur Geisel seiner Illusionen macht und dabei den letzten Sinn für die Realität verliert.

Es ist eine Lektion in ökonomischer Unwissenheit – und ein Schauspiel der Verdrängung. US-Präsident Donald Trump, der sich als Meister der Verhandlung inszeniert, hat Walmart ins Visier genommen. Der größte Einzelhändler der Vereinigten Staaten soll seine Zölle „schlucken“, statt die Preise zu erhöhen. „Walmart sollte AUFHÖREN, die Zölle als Grund für Preiserhöhungen in der gesamten Kette anzugeben“, polterte Trump auf Truth Social. „Walmart und China sollten, wie man sagt, ‚DIE ZÖLLE SCHLUCKEN‘ und den geschätzten Kunden NICHTS berechnen.“ Wie fern der Realität muss man für solch eine Aussage sein.

Es ist die Stimme eines Mannes, der in einer Welt der Widersprüche gefangen ist. Trump hat Zölle als Waffe gegen ausländische Produzenten eingesetzt, seine politische Marke als Verteidiger der amerikanischen Arbeiter aufgebaut – und gleichzeitig die Gesetze der Marktwirtschaft ignoriert. Zölle sind Steuern auf Importe, und diese Kosten müssen irgendwo bezahlt werden. Wenn ausländische Produzenten die Zölle nicht tragen, landen sie unweigerlich auf den Schultern der amerikanischen Verbraucher.

Walmart – ein Gigant mit 1,6 Millionen Mitarbeitern in den USA – hat bereits davor gewarnt, dass die Preise steigen werden. Kindersitze aus China könnten bald um 100 Dollar teurer werden. Bananen, Spielzeug, Kleidung – all das wird teurer, weil die Zölle wie ein unsichtbarer Aufschlag durch die gesamte Lieferkette fließen. „Wir sind darauf ausgelegt, die Preise niedrig zu halten, aber es gibt eine Grenze dessen, was wir ertragen können – oder jeder andere Einzelhändler“, erklärte Walmart-Finanzchef John David Rainey.

Doch Trump kennt keine Grenzen. Seine Reaktion ist typisch für eine Präsidentschaft, die auf der Logik des politischen Theaters basiert. Er hat Apple und Amazon angegriffen, wenn sie sich über die steigenden Kosten beschwerten. Er hat Autoherstellern gedroht, die Preise für ihre Fahrzeuge nicht zu erhöhen – selbst als seine Zölle die Produktionskosten nach oben trieben. Und jetzt ist Walmart an der Reihe.

Die Zölle, die als Druckmittel gegen China gedacht waren, belasten mittlerweile die amerikanischen Haushalte. Der vorläufige University of Michigan-Verbrauchervertrauensindex fiel auf den zweittiefsten Wert in der Geschichte der Umfrage. Rund 75 % der Befragten erwähnten „spontan“ Zölle und die Sorge vor steigenden Preisen. Die Inflation, die Trump laut eigener Aussage bekämpfen wollte, hat durch seine Zölle neuen Auftrieb erhalten.

Doch für Trump ist das alles Teil eines Narrativs. Ein Präsident, der sich als Kämpfer gegen ausländische Ausbeuter und als Verteidiger der amerikanischen Familien inszeniert – und gleichzeitig die Realität verdrängt. Dass es nicht China ist, das für seine Zölle zahlt, sondern die Menschen an den Kassen der Supermärkte. Dass es nicht Walmart ist, das Milliarden verliert, sondern die Familien, die für Grundnahrungsmittel und Alltagswaren tiefer in die Tasche greifen müssen.

Es ist ein Tanz um die Zölle – ein Tanz, bei dem der Präsident dirigiert und die Verbraucher die Zeche zahlen. Walmart steht dabei im Zentrum dieses absurden Dramas – ein Symbol für die Realität, die Trump nicht sehen will. Und während er weiterhin fordert, dass die Zölle „geschluckt“ werden, bleibt die bittere Wahrheit: Es sind die amerikanischen Familien, die am Ende den Preis zahlen.

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