Von außen betrachtet ist Ungarn das Lieblingskind der europäischen Rechten. Für die AfD gilt das Land unter Viktor Orbán als modellhaft – ein Bollwerk gegen Migration, ein Hort konservativer Werte, ein Staat mit harter Hand und klaren Feindbildern. Doch während sich Björn Höcke und Alice Weidel in Lobeshymnen verlieren, sieht die Realität für viele ungarische Kinder anders aus: Sie leben in Armut, Ausgrenzung und Angst. Wer Ungarn idealisiert, muss bewusst wegsehen – oder lügen.


Offiziell liegt die Kinderarmut in Ungarn bei rund 24 Prozent. Das ist deutlich über dem EU-Durchschnitt – aber noch keine Schlagzeile. Wer jedoch genauer hinschaut, erkennt ein soziales Desaster in Schichten: Fast 90 Prozent der Roma-Kinder leben unterhalb der Armutsgrenze. Ganze Dörfer in Nordostungarn, etwa im Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén, sind geprägt von Hunger, mangelnder Hygiene, kaputten Heizsystemen und Schulwegen, die Kinder zu Fuß bei Minusgraden bewältigen müssen – oft ohne Frühstück. Von Integration keine Spur. Trotz Antidiskriminierungsgesetzen sind „Roma-Klassen“ gängige Praxis. Die Kinder werden systematisch von der Mehrheitsgesellschaft getrennt – in Schulen mit minderwertiger Ausstattung, weniger Unterricht und geringer Perspektive. Das Schulpflichtalter wurde bereits 2011 auf 16 Jahre gesenkt, was vor allem bildungsferne Familien trifft. Frühkindliche Förderung bleibt Wunschdenken – besonders auf dem Land, wo es an Kindergärten, Ärztinnen und Sozialarbeiterinnen fehlt.

Doch Armut ist nicht die einzige Last, die Ungarns Kinder tragen. Wer als LGBTQ-Jugendlicher in Ungarn aufwächst, lebt unter einem Gesetz, das seine Existenz verschweigen will. Seit 2021 ist jede „Darstellung nicht-traditioneller Lebensformen“ gegenüber Minderjährigen verboten. Schulaufklärung über Homosexualität oder Transidentität? Strafbar. Jugendbücher mit queeren Figuren? Zensiert. NGOs schlagen Alarm: Immer mehr LGBTQ-Jugendliche in Ungarn leiden unter psychischer Belastung, Selbstverletzung und Suizidgedanken. Die staatlich betriebene Ausgrenzung wird als „Kinderschutz“ verpackt – dabei ist sie eine gezielte Stigmatisierung. Die EU hat ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn eingeleitet. Doch im Land selbst wächst der Druck: Lehrerinnen schweigen aus Angst vor Repressalien, Eltern weichen auf Exilmedien aus, Kinder ziehen sich zurück. Für Flüchtlingskinder, die in Ungarn Schutz suchen, sieht es kaum besser aus. Wer ohne Genehmigung einreist, wird abgewiesen, interniert oder abgeschoben – auch Familien mit kleinen Kindern. Zwar besteht theoretisch ein Recht auf Schulbildung, doch in der Praxis sind Sprachbarrieren, fehlende Integrationsprogramme und Diskriminierung die Regel. Die staatlichen Kinderschutzdienste sind chronisch unterfinanziert, es mangelt an Personal und Standards. Immer wieder berichten internationale Organisationen von Misshandlungen in Kinderheimen, von willkürlicher Inobhutnahme und politisch motivierter Kontrolle von Familien. Und doch wird Ungarn von der AfD als Hoffnungsträger verklärt. Orbáns Migrationspolitik – von Pushbacks bis Grenzzaun – wird bejubelt. Sein LGBTQ-Verbot wird als „mutiger Schutz der Familie“ gefeiert. Und sein Konflikt mit der EU gilt als Widerstand gegen die angebliche Brüsseler Bevormundung. Dass zugleich tausende Kinder hungern, Roma ausgegrenzt und queere Jugendliche entrechtet werden – das wird konsequent ignoriert. Orbán präsentiert ein Land mit klaren Feindbildern. Die AfD applaudiert. Und das Kind verschwindet aus dem Bild.
Ungarn ist kein Vorzeigestaat. Es ist ein europäischer Brennpunkt sozialer Vernachlässigung – ein Land, das Kindern ihre Zukunft raubt, um der Ideologie willen. Wer das übersieht oder bewusst verschweigt, macht sich mitschuldig. Gerade in Deutschland sollte man wissen, wohin ein Staat steuert, der Schwächere zum Feind erklärt und dabei von Konservativen gefeiert wird.
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Es ist grotesk, wenn man eine Weidel neben Orban lächeln sieht.
… da kann ich ihnen nur zustimmen
Orban agiert schon so lange gegen die demokratischen und freiheitlichen Grundwerte der EU.
Nicht erst seit dem furchtbare Angriff auf die Ukraine.
Und diese schwerfällig EU bewegte sich kaum.
Und nun tanzt Orban allen auf der Nase rum, küsst Putin die Füße, schafft die Rechte ab und blockiert Sanktionen gegen Russland.
Er tönt, dass Ungarn sich gegen die Migranteninvasion erfolgreich wehrt und es seinem Land so gut geht.
Derweil hungern Kinder
Derweil wird die LGBQ-Gemeinde verfolgt, insbesondere die Kinder und Jugendlichen leiden.
Die EU?
Hat ein Strafverfahren eingeleitet. Das dauert Jahre.
Warum nutzt man nicht schärfere Mittel.
Die Suspendierung des Stimmrechts?
Ungarn war einmal ein stolzes und wehrhaftes Land. Im Verhältnis resilient gegen die „Kalte Krieg und Verherrlichung Russlands“ Propaganda.
Und nun?
Ein Autokrat gängelt ein Land und die ganze EU.
Auf dem Rücken der Schwächsten.