Es war ein Tag wie jeder andere. Ein Flughafen, Menschen, die ein Flugzeug betraten, das in den Himmel stieg. Aber dies war kein gewöhnlicher Flug. Es war ein Deportationsflug, organisiert von Avelo Airlines, einer Billigfluggesellschaft, die bisher nur kleine Städte in den USA bediente. Doch jetzt waren es keine Touristen mehr, die ihre Sitze füllten. Es waren Migranten. Männer, Frauen, manche mit leerem Blick, andere voller Angst.
Avelo hatte im April 2025 einen Vertrag mit dem Department of Homeland Security unterzeichnet, um Deportationsflüge vom Mesa Gateway Airport in Arizona durchzuführen. Drei Boeing 737-800 Maschinen, voll beladen mit Menschen, die nichts weiter getan hatten, als das Pech zu haben, in die Fänge des Systems zu geraten.
Die Ankündigung löste Proteste aus. Eine Petition zum Boykott der Fluggesellschaft machte die Runde, und das Kabinenpersonal selbst, vertreten durch die Flugbegleiter-Gewerkschaft, warnte vor den Gefahren solcher Flüge. „Ein ganzer Flug voller Menschen in Handschellen und Fesseln würde jede Evakuierung im Notfall behindern und die Sicherheit aller an Bord gefährden“, erklärte die Gewerkschaft.
Andrew Levy, der Geschäftsführer von Avelo, sah darin keine Menschen. Er sah Zahlen, Verträge, Einnahmen. Eine Gelegenheit. Die Möglichkeit, aus der Profitgier anderer Profit zu schlagen. Menschen, die aus ihren Leben gerissen wurden, wurden für ihn zu Fracht, zu einer Geschäftsmöglichkeit.
Avelo war nicht die erste Fluggesellschaft, die das Geschäft mit Deportationen entdeckte. Doch die anderen blieben im Schatten. Globale Charterfirmen wie GlobalX und Eastern Air Express hatten längst die Schmutzarbeit übernommen. Sie brachten Migranten in Länder, die sie nie zuvor gesehen hatten, ohne Öffentlichkeit, ohne Aufschrei.
Doch Avelo war anders. Eine Billigfluglinie, die sonst Ferienreisende und Familien beförderte, trat nun in die Reihen der Deportationsindustrie ein. Und die Empörung war vorprogrammiert.
„Für ein Unternehmen, das sich als ‚New Havens Heimatfluggesellschaft‘ bezeichnet, ist diese Entscheidung ein Schlag ins Gesicht unserer Werte“, erklärte Bürgermeister Justin Elicker von New Haven. Und vor dem Flughafen in Mesa versammelten sich Demonstranten. Sie hielten Schilder hoch, verfluchten Trump und seine Abschiebungspolitik, verfluchten Avelo.
Doch die Maschinen hoben weiter ab. Der Mesa Gateway Airport wurde zu einem von fünf Drehkreuzen für ICE Air, die staatliche Flugoperation zur Abschiebung von Migranten. Tausende Flüge pro Jahr, Tausende Menschen, die wie Fracht in Flugzeuge verladen wurden.
In einer Zeit, in der andere Fluggesellschaften sich weigerten, ihre Hotels für inhaftierte Migranten zur Verfügung zu stellen, in der Marken wie Marriott und Hilton sich gegen eine solche Nutzung aussprachen, entschied sich Avelo für das Geschäft mit den Verzweifelten. Und der Preis? Er blieb geheim. Weder Avelo noch das Department of Homeland Security gaben Einblick in die finanziellen Details.
John Jairo Lugo von Unidad Latina en Acción in New Haven brachte es auf den Punkt: „Wir müssen der Fluggesellschaft wirtschaftlichen Schaden zufügen, um sie davon zu überzeugen, dass sie auf der Seite der Menschen stehen sollte und nicht auf der Seite der Regierung.“ Doch für Avelo war es nur eine neue Geschäftsmöglichkeit.
Ein Flug. Ein weiterer. Menschen, deren Gesichter hinter den Fenstern verschwanden. Menschen, die nie wieder zurückkehren würden. Für die einen eine Reise in die Dunkelheit, für die anderen ein Geschäft. Und für Avelo nur ein weiterer Tag.
