„Nicht auf unserem Gelände“ – Dodgers verweigern ICE-Beamten den Zugang zum Stadion

VonRainer Hofmann

Juni 19, 2025

Los Angeles, 19. Juni 2025 – Es war ein Morgen voller Symbolkraft. Kurz nach Sonnenaufgang fuhren mehrere SUVs und Transporter mit Beamten der US-Einwanderungsbehörde ICE (Immigration and Customs Enforcement) in einen Parkplatzbereich des berühmten Dodger Stadium in Los Angeles ein – unweit des Tores E. Ihre Gesichter waren verdeckt, ihre Fahrzeuge auffällig unmarkiert. Was folgte, war eine Szene, die in der aufgeheizten Atmosphäre der gegenwärtigen US-Einwanderungspolitik wie ein politisches Fanal wirkte: Die Dodgers sagten Nein. In einer offiziellen Erklärung teilte das Baseball-Team mit, dass den ICE-Beamten der Zugang zu den Parkflächen verwehrt wurde. „Heute Morgen baten ICE-Beamte um Erlaubnis, die Parkplätze des Dodger Stadium zu betreten. Der Organisation wurde der Zutritt untersagt“, heißt es. Minuten später formierte sich ein Protest, das LAPD stellte sich dazwischen und eskortierte die Beamten vom Gelände.

Die Situation blieb friedlich, doch ihr Nachhall dürfte laut sein. Seit dem Beginn der landesweiten ICE-Razzien Anfang Juni ist Los Angeles eine der am stärksten betroffenen Metropolen. Innerhalb weniger Tage kam es zu Massenfestnahmen in Betrieben, Protesten vor städtischen Gebäuden und Gewaltausbrüchen, bei denen Autos in Brand gesteckt und Autobahnen blockiert wurden. Inmitten dieser Eskalation sendet die Weigerung der Dodgers, ICE auf ihrem Privatgelände zu dulden, ein deutliches Signal – besonders an ihre mehrheitlich lateinamerikanisch geprägte Fanbasis, die lautstark eine öffentliche Positionierung des Clubs gefordert hatte. Tricia McLaughlin vom Department of Homeland Security erklärte später, es habe sich nicht um eine operative Maßnahme gehandelt. Auch ICE selbst machte keine näheren Angaben.

Stadträtin Eunisses Hernandez sagte, man habe gemeinsam mit dem Dodgers-Management und dem Bürgermeisterbüro daran gearbeitet, die Beamten vom Gelände zu entfernen. „Private Grundstücke geben Firmen das Recht zu sagen: Nicht auf meinem Boden“, so Hernandez. Der Vorfall reiht sich ein in eine Serie zunehmender Konfrontationen zwischen Stadtverwaltungen, Unternehmen und Trumps Behördenapparat. In den letzten zwei Wochen meldeten Organisationen ICE-Präsenz vor Schulen, Bibliotheken, Baumärkten und Tankstellen. Abschlussfeiern finden unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen oder nur noch per Livestream statt. Dass nun ausgerechnet das berühmteste Stadion Kaliforniens zum Ort der Zurückweisung wird, ist mehr als nur Symbolik. Es ist ein stilles „Nein“ – getragen von Millionen.

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