Die kalte Wahrheit über MH17

VonRainer Hofmann

Mai 13, 2025

Russland im Zentrum der Schuld.

Es beginnt mit einer Anklage, die lange auf sich warten ließ. Über Jahre hinweg kämpften die Familien der Opfer von Flug MH17 um Gerechtigkeit – gegen die Mühlen der internationalen Politik, gegen die Verweigerung Moskaus, Verantwortung zu übernehmen. Und nun, über ein Jahrzehnt nach jenem schrecklichen Tag, spricht die UNO endlich ein klares Urteil: Russland trägt die Schuld.

Fast 300 Menschen verloren am 17. Juli 2014 ihr Leben, als die Maschine von Malaysian Airlines über der Ostukraine abgeschossen wurde. Es war eine Flugnummer, die in den Annalen der Luftfahrtgeschichte zur Mahnung wurde: MH17. Ein BUK-Raketensystem, russischer Bauart, brachte das Flugzeug zum Absturz. Zwei Drittel der Passagiere waren niederländischer Herkunft, 38 Australier und 30 Malaysier saßen an Bord. Niemand überlebte.


Der lange Weg zur Wahrheit

Seit jenem Tag kämpften die Niederlande und Australien um Aufklärung. Es war ein Kampf gegen die Zeit, gegen die zähen Verstrickungen geopolitischer Interessen. Doch nun hat die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) entschieden: Die Schuld liegt bei Russland. Es ist das erste Mal in der Geschichte der UNO-Luftfahrtbehörde, dass sie sich in einen Streit zwischen Mitgliedstaaten einmischt.

Die Entscheidung ist nicht nur symbolisch. Sie ist ein Akt des Widerstands gegen die Versuche Moskaus, die Verantwortung abzuschütteln. „Diese Entscheidung ist ein wichtiger Schritt zur Wahrheitsfindung und zur Gerechtigkeit für die Opfer von MH17“, erklärte der niederländische Außenminister Caspar Veldkamp. Auch Australiens Außenministerin Penny Wong machte unmissverständlich klar: „Wir fordern Russland auf, sich endlich seiner Verantwortung zu stellen und Wiedergutmachung zu leisten.“


Wahrheit in Zeiten der Lüge

Russland reagierte wie erwartet: Ablehnend, unbeeindruckt, kalt. Der Kreml nennt das Urteil „skandalös“. Eine Feststellung, die in ihrer Arroganz kaum zu übertreffen ist. Seit Jahren streitet Moskau jede Verantwortung ab, leugnet die Fakten und schützt die Schuldigen. Zwei russische Männer und ein Ukrainer wurden 2022 in den Niederlanden in Abwesenheit verurteilt – wegen Mordes. Russland lieferte sie nicht aus.

Die Weltgemeinschaft steht vor einem moralischen Dilemma: Wie geht man mit einem Staat um, der seine Bürger vor Gerechtigkeit schützt und die Schuld an einem Massenmord nicht anerkennt? Die UNO hat keinen direkten Durchsetzungsmechanismus, keine Möglichkeit, die Bestrafung zu erzwingen. Doch die Wahrheit steht nun schwarz auf weiß fest: Russland hat die internationale Luftfahrtgesetzgebung verletzt.


Die Last der Erinnerung

Für die Familien der Opfer ist die Entscheidung der ICAO ein Lichtstrahl in dunkler Nacht. Eine späte Anerkennung, dass die Leben ihrer Angehörigen nicht einfach unter die politischen Teppiche gekehrt werden. In den Niederlanden versammelten sich die Hinterbliebenen zu einer Gedenkfeier, hielten Kerzen, sprachen leise Gebete. Die Banner trugen nur ein Wort: „Gerechtigkeit“.

Aber die Frage bleibt: Was bedeutet Gerechtigkeit in einer Welt, die zögert, Konsequenzen zu ziehen? In einer Welt, in der Mächte wie Russland sich hinter politischer Immunität verstecken? Es sind Fragen, die schmerzen. Fragen, die die kalte Realität des internationalen Rechts offenlegen.


Ein letztes Wort

Es bleibt die Erinnerung an einen Sommernachmittag, an dem ein Flugzeug in den Himmel stieg und nie ankam. Die Angehörigen wissen, dass das Urteil der ICAO die Toten nicht zurückbringen kann. Aber vielleicht ist es ein Schritt, die Wahrheit aus dem kalten Griff der Lüge zu befreien. Vielleicht ist es ein Zeichen, dass Unrecht nicht immer ungesühnt bleibt – auch wenn die Schuldigen sich hinter Mauern aus Macht und Propaganda verstecken.

Es beginnt mit einer Anklage – und endet mit einer kalten, unumstößlichen Wahrheit: Russland ist verantwortlich.

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