Trump auf dem G7-Gipfel – Handelsabkommen, Sanktionen, Kritik und ein Trikot von Ronaldo

VonRainer Hofmann

Juni 16, 2025

Der erste Tag des G7-Gipfels in Kanada markiert einen diplomatischen Drahtseilakt für US-Präsident Donald Trump: Mit einem unterzeichneten Handelsabkommen mit Großbritannien, scharfer Kritik aus den eigenen Reihen und zurückhaltender Haltung zu Russland setzt Trump eigene Akzente – ganz im Stil seiner zweiten Amtszeit. Gemeinsam mit dem britischen Premierminister Keir Starmer verkündete Trump die Ratifizierung eines lange verhandelten bilateralen Handelsabkommens. Die Vereinbarung sieht erhebliche Zollsenkungen für Waren zwischen beiden Ländern vor, insbesondere bei Autos und Produkten aus der Luftfahrtindustrie. Trump sprach von einem „fairen Deal“ für beide Seiten, der „viele Jobs und viel Einkommen“ schaffen werde. Starmer nannte den Tag einen „sehr guten Tag für beide Länder“. Das Abkommen enthält jedoch keine Einigung über Stahl – ein besonders sensibles Thema im transatlantischen Handel. Gespräche hierzu sollen fortgesetzt werden. US-Handelsminister Howard Lutnick soll in Kürze Quoten für zollfreie Einfuhren von Stahl und Aluminium festlegen.

Parallel zu den Handelsgesprächen traf sich Trump auch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Dabei drohte er mit bis zu 50 % Strafzöllen auf europäische Waren – sofern die EU nicht stärker auf Washingtons Bedingungen eingehe. Derzeit bleibt es bei 10 %, eine endgültige Entscheidung will Trump noch vor dem 9. Juli treffen. Auch Trumps Haltung gegenüber Russland sorgt für internationales Stirnrunzeln. Während mehrere G7-Staaten – darunter Großbritannien – neue Sanktionen gegen Moskau wegen des Kriegs in der Ukraine verkündeten, hält sich Trump weiterhin zurück. Er wolle zunächst „sehen, ob Europa wirklich handelt“, so der Präsident. Sanktionen seien „keine Einbahnstraße“ und kosteten die USA „viel Geld“. Diese Zurückhaltung hat nicht nur international, sondern auch im Inland Wellen geschlagen.

Besonders deutlich wurde die Kritik von Ex-Fox-News-Moderator Tucker Carlson, der Trump in einem Newsletter „Komplizenschaft bei einem Akt des Krieges“ vorwarf – eine Anspielung auf Trumps Rolle im Nahostkonflikt zwischen Israel und Iran. Trump konterte vor laufenden Kameras: „Ich weiß nicht, was Tucker Carlson da redet. Soll er sich einen eigenen Sender kaufen, wenn er gehört werden will.“ Hintergrund ist ein bekannt gewordener israelischer Plan zur Tötung von Irans Oberstem Führer, Ayatollah Khamenei – ein Vorhaben, das Trump laut einem US-Beamten jedoch abgelehnt habe. Derweil meldet sich auch die kanadische Zivilgesellschaft zu Wort. Ein indigener Anführer, der Staatsgäste zum G7 empfing, sagte, er habe überlegt, das Treffen zu verlassen, bevor Trump überhaupt angekommen sei. Der Präsident habe „viel Schmerz und Leid in der Welt verursacht“.

Doch bei aller Ernsthaftigkeit gab es auch symbolische Momente. Der portugiesische EU-Ratspräsident António Costa überreichte Trump am Rande des Gipfels ein signiertes Trikot von Fußballstar Cristiano Ronaldo – mit der Widmung: „To President Donald J. Trump, Playing for Peace.“ Trump bleibt also auch auf internationalem Parkett ein Präsident der Extreme – zwischen Drohungen, Deals und demonstrativem Selbstbewusstsein. Der G7-Gipfel zeigt: Seine Agenda ist klar, seine Verbündeten zögerlich – und sein Einfluss ungebrochen. Doch unter der Oberfläche gärt der Widerspruch – auch in den eigenen Reihen.

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