Er wurde weltberühmt, ohne ein einziges Wort zu verlieren – und nun geht er genauso still, wie er kam. Khaby Lame, der meistgefolgte TikToker der Welt, ist nicht mehr in den Vereinigten Staaten. Inmitten der eskalierenden Anti-Migrationspolitik von Präsident Donald Trump wurde der 25-jährige Internetstar von ICE-Beamten in Las Vegas festgesetzt – und verließ das Land freiwillig, bevor eine formelle Abschiebung gegen ihn ausgesprochen werden konnte. Die Nachricht kam spät in der Nacht, aus der Wüste Nevadas, und doch traf sie Millionen wie ein Donnerschlag: Der Mann, der mit seiner wortlosen Kritik an absurder Alltagslogik die Welt zum Lachen brachte, war ins Fadenkreuz der US-Behörden geraten. Am Freitag wurde Lame am Flughafen von Las Vegas festgenommen – angeblich wegen eines Visaübertritts. Was nach einer bürokratischen Formalität klingt, ist in Trumps Amerika längst ein Politikum. Ein Land, das einst von Einwanderern aufgebaut wurde, behandelt seine Gäste nun wie Verdächtige.
Khaby Lame, geboren in Senegal, aufgewachsen in der Nähe von Turin, hat in den letzten Jahren eine steile Karriere hingelegt. Mehr als 162 Millionen Menschen folgen ihm auf TikTok, Millionen weitere auf Instagram. Während der Pandemie wurde sein Gesicht zum globalen Phänomen: Er kommentierte mit nonverbalem Spott die Dummheit der Welt – Hände in die Luft, ein Augenrollen, ein Blick, der alles sagte. Dass gerade er, der UNICEF-Botschafter, Modeikone und Met-Gala-Gast, nun von der ICE aufgegriffen wurde, zeigt, wie tiefgreifend sich das Klima in den USA verändert hat. Das Department of Homeland Security bestätigte, dass Lame die USA am Wochenende „freiwillig verlassen“ durfte. Juristisch betrachtet ist das keine Abschiebung – doch der Unterschied ist mehr für die Akte als für die Würde des Betroffenen relevant. Denn wer freiwillig ausreist, dem bleibt ein offizieller Deportationsvermerk erspart – eine Entscheidung, die den Zugang in die USA in Zukunft nicht dauerhaft blockiert, aber dennoch zur Mahnung wird. Lame selbst hat sich bisher nicht öffentlich zu dem Vorfall geäußert. Kein Statement. Kein Video. Kein Kommentar. Nur Schweigen.
Dabei war seine Reise alles andere als unbedeutend. Erst Ende April war Khaby Lame in die Vereinigten Staaten eingereist, hatte die Met Gala in New York besucht, Interviews gegeben, Termine mit Markenvertretern wahrgenommen. Für viele Unternehmen gilt er als Schlüsselfigur in der digitalen Markenwelt – ein Influencer, der ohne toxischen Hype Millionen erreicht. 2022 schloss er einen millionenschweren Vertrag mit Hugo Boss, 2025 wurde er UNICEF-Botschafter. Doch selbst diese internationalen Rollen schützten ihn nicht vor einem ICE-Zugriff. Wer heute Visapapiere nicht auf den Tag genau nachweisen kann, wird zur Zielscheibe.
Khaby Lames Fall reiht sich ein in eine Welle von Maßnahmen, die das Land spalten. In Kalifornien marschiert das Militär gegen Migrantenproteste, in New York werden Demonstrierende festgenommen, weil sie sich gegen Razzien aussprechen. Dass nun auch ein globaler Star – berühmt, unpolitisch, stilprägend – ins Visier geriet, zeigt die Entgrenzung des Apparats. Niemand ist mehr zu prominent, um nicht kontrolliert zu werden.
Ob Lame zurückkehrt, ist ungewiss. Sein Name bleibt international, sein Humor universell – doch sein Verhältnis zu den USA hat Risse bekommen. Vielleicht wird es wieder ein Blick sein, ein Schweigen, das mehr sagt als jede Schlagzeile. Vielleicht bleibt es auch bei diesem stummen Abschied – einer, der mehr über Amerika erzählt als über den Mann, der es verließ.
