Ein Deal im Schatten von Raketen – Trump schickt zwei Vertraute los: und die Realität eines Krieges, der nicht wartet

VonRainer Hofmann

November 25, 2025

Trump kündigt an, sein Friedensplan sei „feinjustiert“, und schickt zwei Vertraute los: Steve Witkoff soll nach Moskau, Dan Driscoll soll mit der Ukraine sprechen. Er selbst wolle erst auftreten, wenn alles „final“ sei, wie er schreibt. Die Botschaft ist klar: Er sieht sich als Schlusspunkt, nicht als Vermittler. Doch während in Washington dieses Bild aufgebaut wird, zeigt sich in Kiew, wie dünn die Grundlage dieser Ankündigungen ist. Stunden nachdem Driscoll in Abu Dhabi mit russischen Vertretern zusammengesessen hatte, schlugen Raketen in die Hauptstadt ein. Mindestens sieben Menschen starben, zwanzig wurden verletzt, Wohnblöcke standen in Flammen. Die Stadtverwaltung sprach von einer Nacht, die jeden Gedanken an Entspannung sofort zerstört habe.

Die Attacke kam in einem Moment, in dem Trump versucht, sein Abkommen gegen die wachsenden Zweifel in Europa zu retten. Ursprünglich bestand sein Plan aus 28 Punkten, bei denen Russland weit mehr bekam als die Ukraine. Nach Genf wurde das Dokument verkürzt, Teile wurden angepasst, und Kiew betonte, man habe zumindest an einigen Stellen einen gemeinsamen Nenner erreicht. Doch Moskau bremst die öffentliche Euphorie sofort ab. Außenminister Sergej Lawrow sagt, Russland warte auf eine „Zwischenversion“, und deutet an, dass jede Abweichung vom Treffen in Anchorage – bei dem Trump klar auf russischer Linie lag – die Gespräche „in eine völlig andere Lage“ bringen würde. Es ist ein Wink, den niemand übersetzen muss: Moskau erwartet einen Deal zu seinen Bedingungen.

Währenddessen beraten sich europäische Staaten per Videokonferenz, weil sie bei den ersten Entwürfen außen vor waren. Frankreichs Präsident Macron betont, Entscheidungen, die Europa und die NATO betreffen, müssten mit allen Partnern abgestimmt sein. Er nennt es eine Chance auf Fortschritt, aber nur unter der Voraussetzung, dass die Ukraine robuste Sicherheitsgarantien bekommt. Papier allein, sagt er, habe nie gereicht – nicht nach all den Jahren, in denen Russland Abkommen bricht, sobald es ihm passt. In Kiew spüren die Menschen die Folgen der Lage unmittelbar. Untergrundparkplätze werden wieder zu Schutzräumen. In Cafés reden die Einwohner darüber, wie vertraut dieser Ablauf inzwischen ist: eine diplomatische Initiative, gefolgt von einem Angriff, der jede Hoffnung in Schutt legt. Manche sprechen offen aus, dass sie fürchten, Washington könnte die Ukraine in eine Lösung drängen, die das Land teuer bezahlen müsste. Ein Abgeordneter der Oppositionspartei Holos sagt: „Selbst für einen schlechten Frieden darf man dem Opfer kein Ultimatum stellen. Man muss Druck auf den Angreifer ausüben.“

Doch selbst bei aller Skepsis wollen viele endlich ein Ende des Krieges. Zelenski lässt ausrichten, dass er bereit ist, in die USA zu reisen, sobald ein gemeinsamer Text vorliegt. Sein Sicherheitsberater betont, man habe in Genf „ein gemeinsames Verständnis der zentralen Punkte“ erreicht. Aber auch er verweist darauf, dass nichts abgeschlossen sei.Während die Diplomaten reden, legt Russland nach: Angriffe auf Odessa, Dnipro, Charkiw, Tschernihiw, Tscherkassy. Zelenski sagt, die Hauptziele seien Energieanlagen und alles, was das öffentliche Leben am Laufen hält. Gleichzeitig fliegt die Ukraine selbst Angriffe auf russisches Gebiet, unter anderem in Krasnodar und Rostow, wo mehrere Menschen starben.

Der Krieg schiebt sich in jeden Satz dieser Verhandlungen hinein. Er erlaubt keine Pause, keinen Moment für politische Inszenierungen. Während Trump seine Vertrauten in die Welt schickt und ankündigt, er wolle erst auftauchen, wenn der „finale Deal“ bereitliegt, zeigt die Lage in der Ukraine eine andere Wahrheit: Die Realität entscheidet nicht nach Terminen im Weißen Haus. Sie entscheidet nach dem Einschlag der nächsten Rakete.

Updates – Kaizen Kurznachrichten

Alle aktuellen ausgesuchten Tagesmeldungen findet ihr in den Kaizen Kurznachrichten.

Zu den Kaizen Kurznachrichten In English
Abonnieren
Benachrichtigen bei
guest
0 Comments
Älteste
Neueste Meistbewertet
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
0
Deine Meinung würde uns sehr interessieren. Bitte kommentiere.x