Die Golf-Connection – Trumps stiller Aufstieg im saudischen Immobilienreich

VonRainer Hofmann

November 16, 2025

Die Szene spricht für sich: Ein amtierender US-Präsident, der in Riad über Sicherheitsabkommen, Atomtechnologie und regionale Machtfragen spricht – und gleichzeitig Türen öffnet, die direkt in private Geschäftsetagen führen. Während Washington auf einen der wichtigsten Staatsbesuche des Jahres zusteuert, verdichten sich die Hinweise, dass Donald Trump und seine Familie im Golf eine neue Phase finanzieller Expansion eingeleitet haben. Im Zentrum der Szene steht Saudi-Arabien, flankiert von Dubai, Katar, Oman und Bahrain. Und überall taucht derselbe Name auf: Trump.

Mohammed bin Salman, der Kronprinz Saudi-Arabiens zusammen mit Donald Trump

In Diriyah, der historischen Ursprungspunkt der saudischen Monarchie, entsteht für 63 Milliarden Dollar ein neuer Stadtteil, der zu den größten Luxusprojekten des Landes gehört. Hotels, Wohnanlagen, Restaurants, Bürokomplexe, Museen – ein komplett neuer Kosmos aus Beton, Sandstein und Stahl. Und mittendrin laufen Gespräche über eine Trump-Immobilie, die dem Projekt zusätzlichen Glanz verleihen soll. Bestätigt wird das nicht über Umwege, sondern direkt von der Spitze des Projekts: Jerry Inzerillo, Chef des Diriyah-Boards und seit Jahrzehnten mit Trump verbunden, spricht offen von einem Deal, der „nur noch eine Frage der Zeit“ sei.

Die Szene, die er beschreibt, wirkt wie ein Schaufenster der neuen politischen Realität. Im Mai führte Inzerillo Trump persönlich durch das Gelände, zeigte Kräne, Modelle und geplante Hotels – noch bevor der Staatsbesuch offiziell begann. „Wir haben ihn als Entwickler angesprochen – und er liebte es“, sagt er. Dass solche Gespräche parallel zu heiklen Sicherheitsfragen stattfinden, stört in Saudi-Arabien niemanden. Es ist eine Welt, in der politische Interessen und geschäftliche Interessen nicht trennen müssen – und in der ein amerikanischer Präsident zugleich als Markenname und Geschäftspartner auftritt.

Was die Öffentlichkeit kaum sieht: Die Trump-Organisation erhält für solche Projekte Millionen, ohne eigenes Kapital einbringen zu müssen. Saudische Partner wie Dar Global zahlen Lizenzgebühren für den Namen – im vergangenen Jahr waren es rund 22 Millionen Dollar –, während Planung, Baukosten und Risiko vollständig auf saudischer Seite liegen. Für Trump ist dieses Modell nahezu ideal: Einnahmen ohne Einsatz, Vertrauen ohne Kontrolle, Zugang ohne Verpflichtungen.

Die Trump Organization führt Gespräche über eine Trump-Immobilie im saudischen 63-Milliarden-Dollar-Projekt Diriyah. Der Lizenzdeal würde über Dar Global laufen. CEO Jerry Inzerillo, ein langjähriger Freund Trumps, sagt, dass die Vereinbarung wahrscheinlich bald kommt. Trump zeigte sich bereits bei seinem Besuch im Mai begeistert von dem Projekt.

Doch Diriyah ist nur ein Teil des Bildes. In Jeddah steht bereits ein weiterer Turm in den Startlöchern, ein Projekt mit einem Umfang von rund einer Milliarde Dollar. In Riad laufen Vorbereitungen für zusätzliche Anlagen. In Dubai wächst ein neuer Komplex heran, und ein Golfplatz in Katar wurde mit einem staatlichen Immobilienunternehmen vereinbart. All diese Deals laufen über Dar Global, die internationale Tochter des saudischen Entwicklers Dar Al Arkan. Ihr Chef, Ziad El Chaar, kündigt offen an, man werde „bald weitere Trump-Projekte im Königreich sehen“.

Trump selbst, seine Söhne und sein Schwiegersohn Jared Kushner sind längst wieder Teil dieser Architektur. Kushners Investmentfonds, der kurz nach dem Ende von Trumps erster Amtszeit gegründet wurde, startete mit zwei Milliarden Dollar aus dem saudischen Staatsfonds. Dieser Fonds unterstützt auch jene Infrastruktur- und Immobilienprojekte, die den Boden für neue Trump-Deals bereiten. Dass Kushner regelmäßig in Riad auftaucht, oft parallel zu geschäftlichen Gesprächen der Trump-Familie, verleiht der gesamten Konstruktion eine zusätzliche Schärfe.

Mohammed bin Salman, der Kronprinz Saudi-Arabiens zusammen mit Donald Trump

In Saudi-Arabien ist Mohammed bin Salman nicht nur Kronprinz und Premierminister, sondern auch Vorsitzender aller großen staatlichen Entwicklungs- und Immobilienprojekte. Wer dort investiert, investiert unter seiner Aufsicht. Und wer dort baut, tut dies unter den Augen eines Mannes, dessen Beziehung zu Trump seit Jahren äußerst eng ist. Während Trump den Kronprinzen verteidigte – etwa nach der Ermordung Jamal Khashoggis –, wuchsen gleichzeitig geschäftliche Möglichkeiten für seine Familie heran. In diesen Momenten verschwimmen die Rollen vollständig. Trump verhandelt in Washington über ein mögliches Verteidigungsabkommen, das Saudi-Arabien weitreichende Sicherheitsgarantien verschaffen könnte. Wenige Tage später sitzt er mit Mohammed bin Salman zusammen – einem Mann, der zugleich Schlüsselperson eines möglichen Trump-Deals ist. Es ist eine politische Welt, in der Staatsbesuche und private Gespräche ineinanderfallen, ohne dass jemand den Versuch unternimmt, die Linien klar zu halten.

Diriyah selbst wächst derweil mit einer Geschwindigkeit, die andere saudische Mega-Projekte längst verloren haben. Mehr als fünf Quadratmeilen Baustelle, vierzig geplante Hotels, Wohnanlagen im Wert von vier Milliarden Dollar bereits verkauft. Für Trump ist es ein perfekter Ort: ein Projekt mit globaler Strahlkraft, finanziert vom saudischen Staatsfonds, wirtschaftlich lukrativ und politisch abgesichert. Dass sein Name allein reicht, um Projekte auf dem internationalen Markt sichtbar zu machen, passt in die Logik dieser neuen Beziehung. Was bleibt, ist eine Szene, die für die Vereinigten Staaten Fragen aufwirft, die weit über Immobilien hinausreichen. Ein Präsident, der als Staatsoberhaupt auftritt, während seine Familie gleichzeitig Geschäftsmöglichkeiten verhandelt, die direkt von seiner politischen Stellung profitieren. Ein Umfeld, in dem ein Vertrag mit einem Staatsfonds und ein Gespräch über Raketenabwehr in denselben Terminkalender fallen. Und eine Partnerschaft, in der politischer Einfluss und wirtschaftliche Chancen untrennbar ineinandergreifen.

In Saudi-Arabien sieht man darin keinen Widerspruch. In den USA war es einmal ein Warnsignal. Heute zeigt es, wie eng Weltpolitik und persönlicher Gewinn zusammengerückt sind – und wie viel Raum dieses Zusammenspiel inzwischen einnimmt. Die Golf-Connection ist kein Randthema. Sie ist ein Blick darauf, wie schnell sich politische Macht in geschäftliche Wege verwandeln kann. Und wie leicht ein Präsident beides gleichzeitig sein kann: Staatsmann und Geschäftspartner.

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Frank
Frank
1 Stunde zuvor

Sorry, aber da kannst du wirklich nur noch 🤮

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