Belgrad – Es war ein stiller, doch unübersehbarer Aufstand. Tausende junger Serbinnen und Serben bildeten am Dienstag eine Menschenkette um das zerstörte Militärhauptquartier im Zentrum Belgrads – jenes Mahnmal, das noch immer die Narben der NATO-Bombardierungen von 1999 trägt. Mit roten Bändern und erhobenen Händen zogen sie eine Linie um das Gelände, das nach dem Willen der Regierung und eines US-Unternehmens in ein Luxusprojekt verwandelt werden soll. Es ist eine Linie gegen Vergessen, Korruption und die Arroganz der Macht.
Das 500-Millionen-Dollar-Projekt, unterstützt von Präsident Aleksandar Vucic und eng verknüpft mit Jared Kushner, dem Schwiegersohn von Donald Trump, sieht den Bau eines Hochhauses, von Büros und Luxusgeschäften vor – genau dort, wo einst das jugoslawische Verteidigungsministerium stand. Ein Gelände, das für viele Serben ein Symbol ist: für Zerstörung, Stolz, Widerstand. Nun soll es zur Kulisse für Geldwäsche und Geschichtsverdrängung werden.

Die Regierung in Belgrad, loyal zu Trump und wirtschaftlich abhängig von Washington, rechtfertigt das Vorhaben mit „Wachstum“ und „neuer Freundschaft“. Vucic spricht von einem „Zeichen des Fortschritts“ – während die USA gleichzeitig Strafzölle von 35 Prozent auf serbische Importe verhängt und die staatliche Ölgesellschaft wegen russischer Beteiligungen sanktioniert haben. Fortschritt, der sich an fremder Leine bewegt.

Doch die Proteste wachsen. Architektinnen, Historiker, Studierende und Anwohner sehen in dem Gebäudekomplex ein unersetzliches Kulturerbe – ein Manifest der Nachkriegsmoderne, entworfen in der Ära des ehemaligen Jugoslawien, als Beton noch Ausdruck politischer Vision war. Im vergangenen Jahr hatte Vucics Regierung den Denkmalschutz aufgehoben und den gesamten Komplex für 99 Jahre an „Affinity Global Development“, eine Firma aus Kushners Umfeld, verpachtet. Kurz darauf leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen mutmaßlich gefälschter Dokumente ein. Was für Vucic ein Prestigeprojekt ist, empfinden viele als nationale Demütigung. „Das ist keine Baustelle – das ist ein Grab“, sagte eine Studentin in einem der Interviews, die in Belgrad an diesem Tag kursierten. „Wenn sie das zerstören, zerstören sie unsere Erinnerung.“ Um sie herum trugen Hunderte Plakate mit denselben Worten: „Wir sind die Mauer.“

Die Bewegung hat längst eine politische Dimension erreicht. Seit einem Jahr erschüttern wöchentliche Demonstrationen die Regierung, seit jenem Unglück in Novi Sad, als bei einem Bahnhofsneubau sechzehn Menschen starben, weil Betonpfeiler nachgaben. Es war der Moment, in dem Serbiens Jugend begriff, dass der Preis der Korruption in Leichen gemessen wird. Der Kampf um das Militärgelände ist die Fortsetzung derselben Revolte – gegen ein Regime, das Reichtum, Macht und Eitelkeit zu seiner Staatsreligion erhoben hat.

Das Gelände selbst steht für mehr als nur Architektur. Es war einst Ziel der NATO-Bomben, Symbol des westlichen Eingreifens gegen Milosevics Regime. Für viele Serbinnen und Serben ist es bis heute eine offene Wunde – und die Vorstellung, dass ausgerechnet eine US-Firma, die mit Trumps Familie verbunden ist, diesen Ort in ein Luxusquartier verwandelt, wirkt wie ein zynischer Akt der Geschichtsumkehr. Anti-NATO-Gefühle sind tief verwurzelt; sie gehören zum kollektiven Gedächtnis des Landes. Die Proteste von Belgrad sind deshalb mehr als eine lokale Auseinandersetzung. Sie sind das Wiedererwachen eines Landes, das nicht länger zusieht, wie sein kulturelles Erbe in Investorenbroschüren verschwindet. Ein junger Architekt sagte: „Sie glauben, sie bauen Zukunft, aber in Wahrheit reißen sie Geschichte nieder.“

Die serbischen Abgeordneten stimmten dafür, die Vorbereitungen für ein umstrittenes Immobilienprojekt in der Hauptstadt zu beschleunigen, das von Jared Kushner, dem Schwiegersohn des US-Präsidenten Donald Trump, unterstützt wird.
Während in Albanien Kushners Firma parallel ein 1,6-Milliarden-Dollar-Resort auf einer ehemaligen Militärinsel errichtet – ein Projekt, das ebenso umstritten ist –, wächst in Serbien die Überzeugung, dass Geld und Macht keine Legitimation sind, sondern Prüfsteine moralischer Standhaftigkeit. Belgrad zieht seine rote Linie. Gegen die Entweihung seiner Erinnerung, gegen die Kälte globaler Spekulation, gegen die Arroganz jener, die glauben, Geschichte sei käuflich. Und vielleicht ist das die eigentliche Bedeutung dieser Stunde: dass ein Land, dessen Hauptstadt einst im Bombenlicht brannte, nun im Kerzenlicht junger Hände leuchtet – als Zeichen dafür, dass Würde nicht abreißbar ist.
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Mannomann, wo immer die Trumpfamilie ihre Geierhaken drin hat, stinkt es nach Sch… und Verwesung! Ich hoffe nur, das gesamte Imperium kracht zusammen, wenn Trump erst weg ist.
Nie hätte ich gedacht, dass mich ein Mensch, und natürlich die ganze Entourage drumherum, so rachsüchtig macht.
…ja, man könnte sagen der Trump-Virus wird zur Pandemie …nur die Impfung fehlt noch
Wer diese Impfung erfindet verdient den medizinischen Nobelpreis und den Friedensnobelpreis
Vusic ein Autokrat auf Milosevic Spuren und Kushner der Schwiegersohn von Trump.
Autokratie trifft auf Vetternwirtschaft.
Bravo, dass es Menschen gibt, die sich dagegen auflehnen.
Wobei ich fürchte, dass das Vusic und Kushner egal sein wird 😞