Die Dritte Amtszeit – Steve Bannons gefährliches Spiel mit der amerikanischen Demokratie

VonRainer Hofmann

Oktober 24, 2025

Steve Bannon hat wieder ein Feuer entfacht, das längst als erloschen galt. In einem Interview sagte er mit der Gelassenheit eines Mannes, der das Chaos liebt: „Trump wird eine dritte Amtszeit bekommen. Die Leute sollten sich besser schon mal daran gewöhnen..“ Für die amerikanische Demokratie ist dieser Satz mehr als eine Provokation. Er ist ein Testballon – kalkuliert, ideologisch, strategisch. Bannon, einst Architekt der Trump-Bewegung, spricht von einem „Plan“, der Donald Trump 2028 wieder ins Weiße Haus bringen soll. Das ist keine bloße Fantasie, sondern Teil einer Erzählung, die seit Monaten in Bannons Netzwerken zirkuliert: der Mythos der Unvermeidlichkeit. Trump, so das Narrativ, stehe über den Institutionen, über der Verfassung, über der Zeit. Die Idee einer dritten Amtszeit ist rechtlich ausgeschlossen – die 22. Verfassungsänderung verbietet eindeutig, dass ein Präsident mehr als zweimal gewählt wird –, doch für Bannon ist das nur ein „technisches Detail“. „There are many alternatives“, sagte er. „At the appropriate time, we’ll lay out what the plan is.“

Es ist der Sound der Desinformation, getarnt als Schicksalsrhetorik. Dass Trump selbst ähnliche Andeutungen gemacht hat – er sprach im Frühjahr von „methods“ und „constitutional flexibility“ – verstärkt das Echo. Die Washington Post berichtete damals, Berater im West Wing hätten versucht, ihn von solchen Formulierungen abzubringen. Doch die Saat war gesät: In Bannons Kreisen gilt die Vorstellung einer Rückkehr Trumps nach 2028 längst als mögliches Szenario, selbst wenn es mit dem Rechtsstaat nichts mehr zu tun hätte.

Juristisch ist die Sache eindeutig. Die US-Verfassung ist hier unmissverständlich. Eine Umgehung wäre nur durch eine Verfassungsänderung denkbar – oder durch ein Konstrukt, das an die Grenzen der Legalität stößt: etwa wenn ein Verbündeter formell Präsident wird und Trump als „Berater“ oder „Co-Präsident“ regiert. Szenarien, die in Bannons Umfeld leise ventiliert, öffentlich aber als hypothetische Gedankenspiele abgetan werden. Dabei ist der politische Kontext explosiv. Noch in der vergangenen Woche, berichten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Quellen, soll Bannon im Oval Office einen „Einlauf“ erhalten haben. Trump war verärgert – nicht über die Aussage zur dritten Amtszeit, sondern über Bannons zunehmende Nähe zu Laura Loomer, einer ultrarechten Aktivistin, die zuletzt Teile der Trump-Agenda offen kritisiert hatte. Loomer, die sich selbst als „loyal opposition“ beschreibt, steht sinnbildlich für die neue Rechte, die Trump zwar verehrt, aber seine Kompromisse verachtet. Dass Bannon sie öffentlich hofierte, galt im West Wing als Grenzüberschreitung.

Trump wird eine dritte Amtszeit bekommen, und die Leute sollten sich einfach damit abfinden. Zum richtigen Zeitpunkt werden wir erklären, was der Plan ist, aber es gibt einen Plan – und Präsident Trump wird 2028 Präsident sein.“

Doch auch dieser Sturm scheint sich an der Basis vorerst gelegt zu haben. Im Hintergrund aber tobt es weiter. Nach internen Gesprächen heißt es, „es kehre wieder Ruhe ein“. Breitbart, Bannons alte Machtbasis, hat seine Präsenz in der Öffentlichkeit spürbar verstärkt. Das Netzwerk ist wieder hochaktiv – in Bannons eigener Sendung „War Room“, in den Kommentaren der Online-Magazine, in den strategischen Botschaften, die in den sozialen Medien multipliziert werden. Ziel bleibt es, Trumps politische Linie über seine Amtszeit hinaus als dauerhafte Bewegung zu verankern – ein „MAGA ohne Ablaufdatum“. Die Rhetorik der Kontinuität ersetzt den offenen Code: Sie soll das Gefühl nähren, Trump sei mehr als ein Präsident – eine Ära, die nicht endet, sondern sich selbst fortschreibt. Siehe auch unseren Artikel: „Wenn die Gläubigen fallen – Laura Loomers Wut und der Zerfall des Trump-Lagers“ unter dem Link: https://kaizen-blog.org/wenn-die-glaeubigen-fallen-laura-loomers-wut-und-der-zerfall-des-trump-lagers/

In Bannons Welt endet Macht nicht mit dem Amtseid. Sie zirkuliert, sie formt sich neu. Und während er in Interviews lässig von „alternatives“ spricht, laufen in den Parallelstrukturen der Trump-Bewegung längst die nächsten Kampagnen: juristische Scharmützel gegen Wahlbehörden, neue PACs, gezielte Mediennarrative. Was hier entsteht, ist kein politisches Programm, sondern eine Erzählung der Unantastbarkeit. Die dritte Amtszeit ist – noch – eine rhetorische Waffe, eine Botschaft an die Basis: Der Mann, den sie für unfehlbar halten, bleibt ewig. Die Institutionen, die ihn begrenzen sollen, sind nur Kulisse.

Es ist das alte Bannon-Prinzip – „flood the zone with shit“ –, diesmal angewandt auf die Idee der Verfassung selbst. Indem er das Undenkbare ausspricht, verschiebt er den Diskurs. Und während sich die politische Elite in Washington noch fragt, ob man ihn ignorieren oder ernst nehmen soll, verschiebt sich die Wahrnehmung an der Basis schon wieder um einen Millimeter in Richtung des autoritären Normalen. Die Demokratie verliert selten über Nacht. Sie verliert, wenn die Recherchen aufhören, die Gesellschaft sich beugt und Desinformationen die neue Wahrheit ist. Unsere Recherche laufen und weitere Erkenntnisse folgen.

Fortsetzung folgt …

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Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

… 1st Amendment und andere Verfassungszusätze werden mehr wie ausgehölt, ja schon ignoriert.

Nur der „heilige“ 2nd Amendment nicht.

Also wer oder was soll Trump daran hindern erneut Präsident zu werden?
Due Judikative hat kaum noch Macht und wenn, dann fehlt es an der Exekutiven es umzusetzen.

Vielleicht verhängt Trump auch das Kriegsrecht und setzt damit alle Wahlen aus und bleibt dadurch Präsident?
Er fand diese Erklärung von Selensky, wsrum er immer noch Präsident sei, höchst interessant.

In Einem hat der furchtbare Bannon recht. Die USA und die Welt müssen sich darauf gefasst machen, das Trump Präsident bleibt.

Und wenn er stirbt, ist die Demokratie so abgebaut, dass es keine Wahlen, sondern nur eine Thronfolge geben wird.

Will er sich deswegen mit Kim treffen?
So langsam kommt mir dieser Gedanke.

Harald Grundke
Harald Grundke
1 Monat zuvor
Antwort auf  Ela Gatto

Ich denke auch, dass er so viel Chaos(Bürgerkrieg?) anzetteln wird, die weitere Wahlen unmöglich machen sollen.

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