Pentagon Pete und der Krieg gegen den Bauchumfang

VonRainer Hofmann

Oktober 14, 2025

Wenn Donald Trumps Kriegsminister Pete Hegseth von „Standards“ spricht, klingt das neuerdings wie eine Kriegserklärung an den eigenen Körperbestand. Am Montag prahlte der selbsternannte Fitness-Krieger stolz damit, dass mehrere Mitglieder der texanischen Nationalgarde aus dem Einsatz gestrichen wurden – weil sie, so Hegseth, „nicht den körperlichen Anforderungen des neuen Militärs“ entsprachen. „Die Standards sind zurück“, verkündete er, als wäre Disziplin eine neue Waffe und der Kalorienverbrauch die Messlatte nationaler Stärke.

Die Szene, die alles auslöste, war banal und viral zugleich: Ein Foto zeigte texanische Truppen beim Eintreffen in Illinois – rundlich, verschwitzt, menschlich. Doch statt Kameradschaft zu predigen, reagierte Hegseth mit öffentlicher Demütigung. „Fette Soldaten, fette Generäle – das ist unwürdig für die Streitkräfte der Vereinigten Staaten“, hatte er schon früher gesagt. Jetzt macht er ernst: Wer nicht in seine Vorstellung von Kampfgewicht passt, fliegt.

Die texanische Militärverwaltung erklärte, man habe „im Zuge der schnellen Mobilisierung“ eine „Validierung“ vorgenommen und eine kleine Gruppe ersetzt, die „nicht konform“ war. Worte wie aus einem Ernährungsratgeber, nicht aus einem Verteidigungsministerium. Doch Hegseths Linie ist klar: kein Bauch unter dem Sternenbanner. Selbst in den Hallen des Pentagon, so klagte er jüngst, sei es „ermüdend, in die Kommandostrukturen zu blicken und dort übergewichtige Admiräle und Generäle zu sehen“. Was Hegseth mit eiserner Miene als Reform verkauft, ist in Wahrheit ein Schauspiel aus Eitelkeit, Macht und ideologischer Reinheit. In Quantico hatte er Ende September Hunderte Offiziere versammelt – nicht, um über Strategie oder Frieden zu reden, sondern um körperliche Leistungsprüfungen zu feiern. „Wenn der Kriegsminister hartes Training schafft, kann es jeder andere auch“, rief er ihnen zu, ganz als wäre das Pentagon ein Fitnessstudio mit Atomwaffenlizenz.

Die groteske Ironie: Die verbliebenen 200 texanischen Soldaten in Illinois dürfen vorerst ohnehin nirgendwohin. Eine Berufungsrichterin stoppte den Einsatz mit der Begründung, sie sehe „keine glaubwürdigen Anzeichen für eine Rebellion im Staat Illinois“. Das Heimatschutzministerium, schrieb Richterin April Perry trocken, habe eine „unzuverlässige Wahrnehmung der Realität“. So bleibt Hegseths Truppe – topfit und abkommandiert – ein Symbol seiner Ära: ein Heer, das vor allem gegen sich selbst marschiert. Zwischen den Worten „Verteidigung“ und „Verdrängung“ passt bei Pete Hegseth kein Blatt Papier mehr. Nur ein Spiegel.

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Muras R.
Muras R.
2 Stunden zuvor

„Pentagon Pete“ made my day, obwohl mir gar nicht zum Lachen zumute ist. Nun muss Pentagon Peewee“ nur noch seinen Oberbefehlshaber wegen Fettleibigkeit aus dem Dienst entfernen

Last edited 2 Stunden zuvor by Muras R.
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