Wenn in Washington die Lichter ausgehen, trifft es nicht alle gleich. Kaum hatte der Shutdown begonnen, da zeigte sich schon, wen die ersten Härten am stärksten trafen: Schwarze Bundesangestellte. „Wenn man sich die Zahl derer ansieht, die schon vor Beginn des Shutdowns entlassen wurden, dann ist die überwältigende Mehrheit davon Schwarz“, sagte Gregory Meeks, Abgeordneter aus New York und Vorsitzender des politischen Arms des Congressional Black Caucus.
Es ist eine nüchterne Feststellung – und doch eine, die das ganze Gewicht der aktuellen Krise in sich trägt. Denn während die Regierung Trump die Schuld allein den Demokraten zuschiebt, während sie mit Entlassungsdrohungen, eingefrorenen Milliardenprojekten und einer orchestrierten Kampagne aus Spott und Desinformation den Ton verschärft, formiert sich Widerstand an der Basis. Der Black Caucus startet eine politische Gegenoffensive, die dort ansetzt, wo sich das Leben der Menschen abspielt – in den Vierteln, auf den Straßen, in Kirchen und Barbershops.
„Ob in Kirchen oder in Friseurläden – wir werden unsere Botschaft dorthin tragen, wo die Menschen sind, hinaus auf die Straßen“, sagt Meeks. Es ist ein klares Signal: Man will nicht im Echo der offiziellen Kanäle verhallen, sondern direkt in den Alltag hineinsenden, zu den Orten, an denen Vertrauen wächst und politische Haltungen geprägt werden. Der Caucus setzt dabei auf lokale Medien, auf bekannte Stimmen aus den Communities, auf zivilgesellschaftliche Führungspersönlichkeiten, die weit mehr Glaubwürdigkeit genießen als die endlosen Scharmützel aus Washington.
Dass es ausgerechnet der Congressional Black Caucus ist, der diese Rolle übernimmt, hat historische Logik. Seit seiner Gründung 1971 war er das Sprachrohr jener Bürgerinnen und Bürger, die von den Versprechen Amerikas am häufigsten ausgeschlossen blieben. Nun tritt er der politischen Inszenierung des Präsidenten mit einer Strategie entgegen, die weniger nach Machtkalkül riecht als nach einer Rückbesinnung auf demokratische Grundlagen: Menschen dort zu erreichen, wo sie leben, und ihnen zu sagen, dass ihr Schicksal nicht verhandelbar ist. Inmitten der zynischen Rhetorik der Regierung, die Schwarzen Communities überproportional belastet und gleichzeitig mit rassistisch codierten Memes verspottet, entfaltet dieser Schritt eine besondere Wucht. Es geht nicht mehr allein um den Shutdown, nicht um das nächste politische Manöver im Kongress. Es geht darum, ob Amerikas schwarze Arbeiterinnen und Arbeiter, die seit Generationen das Rückgrat des öffentlichen Dienstes bilden, im Namen eines autoritären Spiels geopfert werden sollen – oder ob ihre Stimmen die Kraft haben, eine Erzählung zu durchbrechen, die ihnen das Recht auf Sicherheit, Würde und Teilhabe abspricht.
Gregory Meeks hat es nüchtern formuliert, doch hinter seiner Stimme liegt die Dringlichkeit einer Bewegung, die weiß, dass Worte diesmal nicht genügen. Der Caucus setzt nicht auf eine Pressemitteilung, sondern auf Begegnungen, auf den direkten Kontakt, auf jene Räume, die schon immer Orte politischen Widerstands waren. So könnte sich in Kirchenbänken und Barbershops, zwischen Gebeten und Gesprächen, ein Gegengewicht zu einer Propaganda bilden, die das Land an den Rand einer neuen Spaltung drängt. Der Shutdown mag Washington blockieren – doch er hat auch etwas freigesetzt: die Erinnerung daran, dass politische Kämpfe in Amerika nicht nur in den Marmorsälen des Kapitols entschieden werden, sondern in den Stimmen der Menschen, die am meisten zu verlieren haben.
Investigativer Journalismus braucht Mut, Haltung und auch Deine Unterstützung.
Stärken bitte auch Sie unseren journalistischen Kampf gegen Rechtspopulismus und Menschenrechtsverstöße. Wir möchten uns nicht über eine Bezahlschranke finanzieren, damit jeder unsere Recherchen lesen kann – unabhängig von Einkommen oder Herkunft. Vielen Dank!