Ein militärisches All-Hands-Meeting ist an sich nichts Ungewöhnliches. Doch wenn Donald Trump und sein Verteidigungsminister Pete Hegseth dazu einladen, wirkt es weniger wie eine nüchterne Lagebesprechung, sondern eher wie eine politische Inszenierung. Heute ist in Virginia ein solcher Gipfel angesetzt – und schon jetzt regt sich hinter den Kulissen Unmut. Der Politikanalyst David Rothkopf, langjähriger Beobachter der US-Außen- und Sicherheitspolitik, von einem Experiment, das zum Fiasko werden könnte. Er habe mit Generälen, Admirälen und Personen aus deren Umfeld gesprochen. Ihr Urteil über die Veranstaltung fällt bereits vorab frostig aus. „Ich kann Ihnen sagen: Es kommt nicht gut an“, so Rothkopf.


Die Senatorinnen Tammy Duckworth und Mazie Hirono werfen Verteidigungsminister Pete Hegseth vor, ein riskantes und kostspieliges Massentreffen hochrangiger Militärs in Quantico ohne klaren Zweck einzuberufen. Sie kritisieren den Missbrauch des Militärs für politische Zwecke, die Entfernung erfahrener Führungskräfte und Hegseths unsachgemäßen Umgang mit Verschlusssachen. Das geplante Treffen würde mehr als 1.000 Offiziere und Stabspersonal an einem Ort konzentrieren und ein attraktives Ziel für Gegner schaffen. Die Senatorinnen verlangen detaillierte Angaben zu Kosten, Finanzierung, Sicherheitsrisiken und möglichen Auswirkungen auf laufende Operationen. Sie hinterfragen, warum keine virtuelle Alternative gewählt wurde und warum der Zweck nicht öffentlich gemacht wurde. In der modernen US-Geschichte habe es kein vergleichbares Treffen ohne Krisenanlass gegeben. Sie fordern bis zum 29. September 2025 eine umfassende Unterrichtung oder schriftliche Antwort.
Das geplante Treffen von Präsident Trump und Verteidigungsminister Hegseth mit hunderten hochrangigen Offizieren in Quantico gilt als beispiellos und sorgt für Unruhe im Militär. Das Pentagon hat kaum Details veröffentlicht, während einige Offizielle andeuten, dass es um Trumps Konzept der „warrior ethos“ zu propagieren geht. Eingeladen sind alle Generäle und Admirale in Führungspositionen sowie ihre ranghohen Unteroffiziere, darunter die Leiter globaler Einsatzkommandos. Die Kosten und Sicherheitsrisiken sind enorm, weshalb die Senatorinnen Duckworth und Hirono die Veranstaltung in einem Brief als gefährlich, teuer und ohne klaren Zweck kritisieren. Beobachter erwarten, dass die Offiziere zwar teilnehmen, aber mit zurückhaltender Disziplin deutlich machen, dass ihre Loyalität der Verfassung gilt, nicht einem einzelnen Mann.
Dass Trump und Hegseth ausgerechnet ein Treffen mit der militärischen Führung nutzen wollen, um eine Art „Pep Rally“ zu inszenieren, stößt auf Unverständnis. Denn wer jahrzehntelang im Einsatz war, erwartet von einer solchen Zusammenkunft strategische Klarheit, keine Durchhalteparolen. Das Signal an die Offiziere: Nicht nüchterne Analyse, sondern Loyalität steht im Vordergrund. Genau darin liegt der Bruch, den Rothkopf betont. Das US-Militär lebt von Professionalität, von klarer Befehlskette und von Vertrauen in die Integrität der Führung. Wenn ein Präsident diese Prinzipien unterläuft, um sich selbst als unantastbaren Oberbefehlshaber zu inszenieren, bleibt Misstrauen zurück. Schon vor dem ersten Satz auf der Bühne steht fest, dass das Treffen die Gräben zwischen Trump und seiner Generalität nicht überbrücken wird.
Der Gipfel in Virginia ist noch nicht eröffnet, doch eines zeichnet sich ab: Er könnte weniger zur Stärkung der Streitkräfte beitragen als zur Vertiefung des Risses zwischen einer politisch getriebenen Führung und einem Offizierskorps, das sich weigert, zum Statisten in einem Zirkus der Eitelkeiten degradiert zu werden.
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