Ein geleaktes DHS-Dokument entlarvt die Lüge – Während Trump „linke Extremisten“ beschwört, warnen seine eigenen Behörden vor rechter und islamistischer Gewalt

VonRainer Hofmann

September 25, 2025

Es ist ein Dokument, das eigentlich nie an die Öffentlichkeit gelangen sollte. Eingestuft als „For Official Use Only“ und „Law Enforcement Use Only“ trägt es nüchtern den Titel „Terrorism – Potential for Violence Targeting Pride Month 2025 Events“. Verfasst vom Office of Intelligence and Analysis des Department of Homeland Security, datiert auf den 16. Mai 2025. Der Inhalt aber steht in scharfem Widerspruch zu der Rhetorik, mit der Präsident Trump seit Monaten die politische Debatte vergiftet. Während er in Reden und auf seinen Kanälen immer wieder „linke Extremisten“, „Antifa“ und eine angeblich gewalttätige LGBT-Lobby zum Hauptfeind erklärt, warnen seine eigenen Sicherheitsbehörden intern vor etwas ganz anderem: vor rechtsradikalen Tätern und islamistischen Terrorzellen.

Die Analyse ist eindeutig. Pride Month 2025, mit der World Pride in Washington als Mittelpunkt, die bis zu drei Millionen Besucherinnen und Besucher anzog, wurde von den Behörden als potenzielles Anschlagsziel betrachtet. Die Bedrohung sei „wahrscheinlich“, hieß es, auch wenn keine konkrete Drohung vorlag. Extremisten, „motiviert durch anti-LGB+ Ressentiments“, hätten in der Vergangenheit gezeigt, dass sie Paraden, Clubs, Bars, Kirchen oder Politiker ins Visier nehmen. Genannt werden nicht nur islamistische Gruppen wie ISIS und al-Qaida, deren Online-Propaganda regelmäßig mit Hass gegen queere Menschen arbeitet. Das Dokument listet auch eine ganze Serie inländischer Taten auf – von dem Massaker in Colorado Springs 2022 über die Festnahme eines Mannes in Kansas 2023, der einen Pride-Anschlag plante, bis hin zu Drohungen während Pride Month im vergangenen Jahr. Mit anderen Worten: Die gefährlichsten Täter stammen nicht aus linken Bewegungen, sondern aus dem Milieu der Rechtsradikalen und ihrer Hassideologie.

Besonders brisant ist der Teil, in dem das DHS eine Taktik hervorhebt, die schon mehrfach tödlich eingesetzt wurde: Fahrzeugangriffe auf Menschenmengen. Am 1. Januar 2025 in New Orleans raste ein ISIS-inspirierter Attentäter in eine Neujahrsfeier, tötete 14 Menschen und verletzte 57 weitere, bevor er das Feuer eröffnete und von der Polizei erschossen wurde. Nur wenige Wochen zuvor hatte in Magdeburg ein islamfeindlicher Täter mit einem Lastwagen sechs Menschen getötet und mehr als 200 verletzt. Der New-Orleans-Attentäter, so die interne Analyse, habe diese Tat unmittelbar vorher recherchiert. Solche Beispiele sind es, die amerikanische Behörden zu der Einschätzung brachten, dass Nachahmungstaten gegen Pride-Events wahrscheinlich sind.

Damit liegt ein eklatanter Widerspruch offen: Öffentlich wird mit aller Kraft das Bild gepflegt, die Gefahr gehe von „links“ aus. In Pressekonferenzen, Wahlkampfreden und Fox-News-Auftritten spricht Trump von „Antifa“, von „linkem Terror“, von angeblich radikalen Aktivisten, die Polizei und Staat bedrohten. Intern aber zeichnen die eigenen Analysten ein anderes Bild. Sie sahen die größte Gefahr in genau dem Milieu, das Trump und seine Verbündeten regelmäßig verharmlosen oder gar umwerben – rechtsradikale Gewalttäter, die ihre anti-LGB+- und rassistischen Ressentiments in mörderische Energie verwandelten.

Für die queere Community und ihre Unterstützer ist dieses Papier eine bittere Bestätigung. Dass Pride-Paraden und queere Versammlungen seit Jahren bedroht sind, war keine bloße Vermutung. Jetzt liegt der Beweis vor, dass die US-Regierung selbst genau davon ausging – nur dass sie es nicht offen aussprechen wollte. Dass die World Pride in Washington, die größte ihrer Art in der US-Geschichte, in einem solchen Dokument als potenzielles Ziel markiert wurde, während dieselbe Regierung öffentlich jede Kritik in Richtung rechter Gewalt abwürgte, zeigt die ganze Kluft zwischen Propaganda und Realität.

Es geht um mehr als ein internes Briefing. Es geht um Glaubwürdigkeit, um Schutz und um die Frage, wem die Politik verpflichtet ist: der Wahrheit oder ihrer eigenen Ideologie. Dass dieses Dokument geleakt wurde, ist deshalb kein bürokratischer Unfall, sondern ein politischer Weckruf. Es macht sichtbar, was viele seit Jahren beobachten: Die Sicherheitsbehörden wissen, woher die reale Gefahr kommt. Doch die politische Spitze will es nicht hören – und noch weniger sagen. Während Trump weiter gegen „links“ hetzt, verschweigt er, dass seine eigene Behörde die Pride-Community in höchster Gefahr sah.

Und damit bleibt nach Pride Month 2025 eine unbequeme Wahrheit zurück: Die Spaltung Amerikas ist nicht nur eine Frage von Kulturkämpfen, sondern auch eine Frage von Leben und Tod. Wer die Bedrohung verschweigt, macht sich mitschuldig an dem Risiko, dass aus Hass auf queere Menschen erneut Gewalt wird. Das DHS-Dokument ist ein düsterer Spiegel der Realität – und eine Anklage gegen jene, die sie leugnen.

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Monica
Monica
1 Monat zuvor

IHR SEIT EINFACH MEGA !!!!!!!

Esther
Esther
1 Monat zuvor

Interessanter Bericht! Dank Ihrer Arbeit bekommen wir Interessierten zu ehrlichen, fundierten Informationen ohne Hetzerei.

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

Ihr legt offen, was jederman mit gesunde Menschenverstand wusste.

Es sind nicht die Linken, Woken, LGBTQ oder Wissenschaftler von denen Gewalt ausgeht.
Es sind Rechte und Islamisten.

Letztere passen ja noch ins Narrativ der gewalttätige Antisemiten.

Aber rechte Gewalt nicht.
Faschisten verurteilen Rechte Gewalt nicht.
Sie fördern und hegen sie zum eigenen Machterhalt.

Egal was in den USA passiert, es folgt sofort der Fingerzeig auf Biden, die Demokraten, die sogenannte Antifa, LGBTQ Menschen.
Egal ob es dann stimmt.
Der Vorwurf verbreiten sich rasend schnell bei MAGA und bleibt leider in den Köpfen.

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