Der sexuelle Matador — Frühstück mit dem Feind

VonRainer Hofmann

September 24, 2025

Er ist also der „sexuelle Matador“, der morgens die Gardinen aufreißt, als stünde die Welt kurz vor dem Stierkampf und nicht vor dem Berufsverkehr. Sie lächelt, die Stimme sukkulent, als hätte man ihr die Rolle der Ehrenmatadorein gerade eingetanzt: Bewunderung, erotischer Zitronensaft, und das ganze Elend der politischen Pose serviert auf Platin. Man stelle sich das frühmorgendliche Ritual vor: kein Kaffee, kein Müsli, sondern eine Rede — ein paar giftige Phrasen, ein Schwall chauvinistischer Rhetorik, sorgfältig gewienert wie die Messerklingen in einem Schlachthof. „Guten Morgen, Liebling — ich werde die Linke besiegen.“ Nicht: Ich räume auf, ich leite Reformen, ich löse Probleme. Nein, „besiegen“ — als wäre Politik ein Boxkampf, ein Wrestling-Event, bei dem Argumente überflüssig sind und die Zuschauer applaudierend die Verwundeten zählen.

Watters: Du bist mit Stephen Miller verheiratet. Du bist der Neid aller Frauen

Miller: Der sexuelle Matador, oder? … Er ist ein unglaublich inspirierender Mann, der mich morgens mit seinen Reden in Schwung bringt, so nach dem Motto: Lass uns den Tag beginnen, ich werde die Linke besiegen.

Das Bild ist absurd und zugleich entlarvend: der politische Ehemann als Bühnenbild, die Ehefrau als Premierenkritikerin, die das Drama mit ernster Miene absegnet. Hier ist Liebe eine Choreografie aus Triumphgesten und Feindbildern; Zweisamkeit eine Pressekonferenz mit Kusshand. Der private Raum wird zur politischen PR-Abteilung, der Ehebund zur Dauerwerbesendung für Zorn und Rückwärtsgewandtheit.

Und während sie schmunzelt und ihm die Rolle des „sexuellen Matadors“ attestiert, hört man im Hintergrund das Klappern der Propagandamaschinen: Accounts, Memes, Kreise von Gleichgesinnten, die applaudieren, wenn ein Mann die Welt in Feinde zerlegt. Der Matador sticht nicht nur in Stiere, er sticht in das gemeinsame Sprachfeld, in die Normalität, in die Art, wie Menschen miteinander reden. Seine Reden sind keine Überzeugungsarbeit, sie sind Weckrufe an jene, die den Schlag der Vereinfachung lieben. Satire hat die Freiheit, mit dem Übermaß zu spielen — und hier ist das Übermaß hausgemacht. Die Inszenierung funktioniert, weil sie sich als Authentizität tarnt: Pathos verkauft sich als Aufrichtigkeit, Verbitterung als Prinzip. Die Bedrohungskulisse, das Feindbild — all das wird zur erotischen Komponente einer politischen Marke. Man kauft nicht Politik, man kauft Identität, man kauft das Versprechen, dass jemand anders die Welt „besiegt“, damit man selbst morgens wieder ungestört die Gardinen öffnen kann.

Am Ende bleibt die Frage: Wer weint heimlich hinter den Vorhängen, wenn der Vorhang fällt? Wer zählt die Scherben, die hinter der Pose liegen? Satire mag lachen, aber sie sollte auch die Rechnung vorlegen: Diejenigen, die Morgen für Morgen die Bühne betreten, tun das nicht nur für sich. Sie spielen mit dem Feuer der Gesellschaft — und am Ende verbrennen die, die am nächsten stehen.

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Waikala
Waikala
1 Tag zuvor

😂😂😂

Ela Gatto
Ela Gatto
18 Stunden zuvor

🤣🤣🤣
Danke für den Bericht.

War seine Frau nicht mal mit Musk zusammen, also während der Ehe?
War wohl doch nicht s so sehr mit „sexueller Matador“ 🤣

Oder war das nur „was geschäftliches“?

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