Schmiergeld – Der Grenzzar und das Schweigen der Justiz

VonRainer Hofmann

September 21, 2025

Es klingt wie ein Plot aus einem schlechten Politthriller – und ist doch bittere Realität: Tom Homan, von Donald Trump zum mächtigen Grenzzar ernannt, wurde 2024 von verdeckten FBI-Ermittlern dabei gefilmt, wie er 50.000 Dollar in bar entgegennahm. Im Gegenzug versprach er, Regierungsaufträge für die vermeintlichen Geschäftspartner zu sichern. Die Szene war so klar, so unverblümt, dass man meinen könnte, das Schicksal dieses Mannes sei damit besiegelt. Doch die Realität der amerikanischen Machtpolitik schreibt andere Regeln.

Die Ermittler des FBI und Beamte im Justizministerium hatten sich bereits in Stellung gebracht. Man wollte abwarten, bis Homan offiziell in seine neue Rolle als Grenzzar eingetreten war – um ihn im entscheidenden Moment mit der Beweislast zu konfrontieren. Der Plan war, den Fall nicht nur juristisch wasserdicht, sondern auch politisch unübersehbar zu machen. Doch dann änderte sich die politische Landschaft. Mit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus im Januar 2025 verschwand auch die Aussicht auf Gerechtigkeit. Das Verfahren, das in jedem anderen Land den Rücktritt eines Spitzenbeamten erzwungen hätte, wurde zum Stillstand gebracht.

FBI-Chef Kash Patel und der stellvertretende Justizminister Todd Blanche erklärten frech und ohne jeden Skrupel gemeinsam, dass der Fall noch unter der vorherigen Regierung begonnen und von Ermittlern des FBI wie auch von Staatsanwälten des Justizministeriums umfassend geprüft worden sei. Am Ende, so betonten sie, habe man keinerlei glaubwürdige Hinweise auf strafbares Verhalten gefunden. Deshalb müsse man die knappen Ressourcen der Behörde auf echte Gefahren für die Bevölkerung konzentrieren – nicht auf haltlose Verfahren. Mit dieser Begründung sei das Ermittlungsverfahren offiziell eingestellt worden.

Statt Anklage zu erheben, griff die Trump-Regierung zu einem altbekannten Muster: vertuschen, verzögern, ersticken. Im Justizministerium liefen die Fäden zusammen, und plötzlich schien niemand mehr an einer Aufklärung interessiert. Der Skandal, der geeignet gewesen wäre, Trumps Grenzpolitik ins Wanken zu bringen, wurde zur Karteileiche in den Archiven einer Behörde, deren Unabhängigkeit längst zur Illusion geworden ist. Homan selbst tritt seitdem auf, als sei nichts geschehen. Er gibt Interviews über „nationale Sicherheit“, verteidigt die Deportationskampagnen der ICE, fordert härtere Gesetze gegen Migranten – und schweigt zu den Bildern, die ihn beim Griff nach Bargeld zeigen. Für Trump ist das kein Widerspruch, sondern fast schon ein Beweis von Loyalität. Wer im Dreck steht und schweigt, wird im Gegenzug gedeckt.

Diese Episode offenbart einmal mehr, wie die Rückkehr Trumps das Gefüge von Recht und Macht verschoben hat. Korruption, die einst Karrieren zerstörte, wird nun ignoriert, wenn sie ins politische Kalkül passt. Der Grenzzar, der beim Kassieren erwischt wurde, bleibt im Amt – nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Abhängigkeit vom Wohlwollen des Präsidenten. Und das Justizministerium, das eigentlich Wächter über Recht und Ordnung sein sollte, spielt die Rolle des willfährigen Statisten. Es ist eine Geschichte, die zeigt, wie gefährlich es wird, wenn persönliche Loyalität und politische Macht wichtiger sind als Gesetz und Wahrheit. Tom Homan hätte in einem funktionierenden System längst vor Gericht stehen müssen. Stattdessen steht er an der Spitze einer Behörde, die über Leben und Freiheit unzähliger Menschen entscheidet – ein Sinnbild dafür, wie tief der amerikanische Rechtsstaat im Bannkreis eines Präsidenten verstrickt ist, der Grenzen nicht schützt, sondern überschreitet.

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Ela Gatto
Ela Gatto
4 Tage zuvor

Loyalität und Korruption.
So lange es auf Trumps Linie ist, ist alles erlaubt.

Hoffentlich werden die Beweise gesichert.
Auch wenn es derzeit keinen Prozess gibt, vielleicht doch in einigen Jahren.

Falls die USA den Faschismus zum Fall bringt.
Derzeit sieht es nicht danach aus.

Last edited 4 Tage zuvor by Ela Gatto
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