Am 15. September 2025, kurz nach Sonnenaufgang, wurde der 21-jährige Demartravion „Trey“ Reed auf dem Campus der Delta State University im Bundesstaat Mississippi gefunden – erhängt an einem Baum in der Nähe der Pickleball-Plätze. Es war ein Bild, das sich tief in das Gedächtnis einer Region eingräbt, in der das kollektive Trauma rassistischer Gewalt nie verschwunden ist. Sofort rief der Fund Erinnerungen an Lynchmorde wach, an Emmett Till und all die unzähligen Opfer einer Geschichte, die das Land bis heute nicht verarbeitet hat.

Nur wenige Stunden später stand für die Behörden fest: Suizid. Der County Coroner Randolph „Rudy“ Seals veröffentlichte eine offizielle Stellungnahme, die jeden Verdacht auf ein Verbrechen ausschloss. „Keine Schnittwunden, keine Quetschungen, keine komplizierten Brüche, keine Anzeichen für einen Angriff“, heißt es in dem Dokument. Alles deute darauf hin, dass Trey sich selbst das Leben genommen habe. Man möge die Familie respektieren und den Ermittlern Geduld entgegenbringen. Doch genau diese Klarheit ist es, die Zweifel sät.

Die Angehörigen erfuhren zunächst, ihr Sohn sei in seinem Wohnheimzimmer gefunden worden. Später korrigierten die Behörden: Er habe draußen an einem Baum gehangen. Diese Diskrepanz ist mehr als ein Kommunikationsfehler – sie wirft Fragen nach Sorgfalt, Transparenz und möglicherweise auch nach Vertuschung auf. Hinzu kamen Gerüchte über angebliche Verletzungen, über gebrochene Knochen. Der Coroner dementierte ausdrücklich, doch in sozialen Medien kursierten Bilder und Behauptungen, die das Gegenteil nahelegen wollten. Solche Widersprüche, einmal in der Welt, lassen sich nicht mehr einfangen. Die Familie durfte Trey bei der Identifizierung lediglich am Kopf sehen. Der übrige Körper blieb ihnen verborgen – ein Umstand, der erklärt, warum sie selbst keine Aussagen zu möglichen Verletzungen machen konnte. Gerade deshalb stützt sie sich auf offizielle Angaben, die jedoch widersprüchlich waren, und verlangt nun eine unabhängige Autopsie, um Klarheit über den tatsächlichen Zustand ihres Sohnes zu erhalten.

Am 15. September 2025 wurde das Büro des Coroners von Bolivar County gegen 7:30 Uhr über eine leblose Person auf dem Campus der Delta State University informiert. Wenig später fanden Mitarbeiter den 21-jährigen Trey Reed erhängt an einem Baum, ohne Anzeichen von Leben. „Auf Grundlage der vorläufigen Untersuchung können wir bestätigen, dass der Verstorbene keinerlei Schnittwunden, Quetschungen, komplizierte Frakturen, Knochenbrüche oder Verletzungen erlitten hat, die mit einem Angriff übereinstimmen. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Hinweise darauf, dass die Person vor ihrem Tod körperlich attackiert wurde.“
Der Leichnam wurde in die Obhut des Coroners genommen und zur weiteren Untersuchung in das Mississippi State Crime Lab überführt. Gleichzeitig bat die Behörde die Öffentlichkeit um Geduld und darum, die Familie in ihrer Trauer zu respektieren, während man auf die Ergebnisse der vollständigen Autopsie wartet.
Die Familie vertraut den Behörden nicht. Gemeinsam mit dem bekannten Bürgerrechtsanwalt Ben Crump forderte sie in einer Pressekonferenz, dass sämtliche Videoaufnahmen, die den letzten Weg von Trey zeigen könnten, öffentlich gemacht werden. Auch hier blocken die Behörden aktuell ab. Crump sprach von „ernsten Sorgen nach widersprüchlichen Berichten und unvollständigen Informationen“. In seiner Erklärung heißt es: „Trey’s Familie verdient Antworten, denen sie vertrauen kann. Wir können keine vorschnellen Schlussfolgerungen akzeptieren, wenn so viel auf dem Spiel steht. Die Forderung ist eindeutig: Transparenz, Einblick in jedes Video, Offenlegung aller Dokumente.

Anwalt Ben Crump fordert, dass Videoaufnahmen in der Untersuchung von Trey Reeds Tod seiner Familie gezeigt werden
CLEVELAND, Miss. (17. September 2025) – Der landesweit bekannte Bürgerrechts- und Personenschadensanwalt Ben Crump hat eine Stellungnahme veröffentlicht, in der er fordert, dass sämtliche Videoaufnahmen im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Tod von Demartravion „Trey“ Reed der Familie gezeigt werden. Der 21-jährige Student der Delta State University war Anfang dieser Woche tot auf dem Campus aufgefunden worden. Bei einer heutigen Pressekonferenz erklärten Universitätsvertreter und die örtliche Polizei, dass es Videomaterial gebe, das derzeit untersucht werde, und dass erste Erkenntnisse keinen Hinweis auf ein Verbrechen nahelegten. Treys Familie äußerte jedoch ernsthafte Bedenken, nachdem sie widersprüchliche Informationen und unvollständige Angaben zu den Umständen seines Todes erhalten hatte. Anwalt Crump, die Familie und ihre Partner aus der Bürgerrechtsbewegung werden außerdem eine separate, unabhängige Autopsie in Auftrag geben, um die Ergebnisse des staatlichen Gerichtsmediziners zu überprüfen und sicherzustellen, dass keine Frage unbeantwortet bleibt.
Anwalt Crump erklärte dazu: „Trey’s Familie verdient Antworten, denen sie vertrauen kann. Wir können keine vorschnellen Schlussfolgerungen akzeptieren, wenn so viel auf dem Spiel steht. Indem wir fordern, dass die Familie alle Videos einsehen darf und eine unabhängige Autopsie in Auftrag geben, unternehmen wir jeden Schritt, um die Wahrheit über das herauszufinden, was mit Trey geschehen ist. Jeder Student hat es verdient, sich an dem Ort, an dem er lebt und lernt, sicher zu fühlen. Genau deshalb ist es so wichtig, dieser Tragödie auf den Grund zu gehen.“
Unterstützung kommt jetzt von einer prominenten Seite. Colin Kaepernick, der ehemalige NFL-Quarterback, der durch seinen Protest gegen Polizeigewalt berühmt und zugleich zur Hassfigur konservativer Amerika wurde, finanziert eine unabhängige Zweitobduktion. Über seine „Know Your Rights Camp Autopsy Initiative“ soll geklärt werden, ob die Befunde des staatlichen Gerichtsmediziners Bestand haben. Kaepernick erklärte: „Trey’s Tod hat das kollektive Gedächtnis einer Gemeinschaft wachgerufen, die über viele, viele Jahre und viele, viele Todesfälle hinweg eine historische Wunde erlitten hat. Frieden wird nur kommen, wenn die Wahrheit ans Licht gebracht wird.“ Worte, die die Dimension des Falles benennen: Hier geht es nicht nur um einen einzelnen Studenten, sondern um die Glaubwürdigkeit staatlicher Institutionen in einem Land mit tief vernarbter Vergangenheit.

Die offizielle Linie bleibt unbeirrt: keine Spuren von Gewalt, keine Hinweise auf ein Verbrechen. Aber die Familie verweist auf die veränderten Angaben, die Gerüchte, die intransparente Kommunikation. Crump formulierte es scharf: Jeder Student hat es verdient, sich an dem Ort, an dem er lebt und lernt, sicher zu fühlen. Genau deshalb ist es so wichtig, dieser Tragödie auf den Grund zu gehen. Währenddessen senkte die Delta State University die Flaggen auf halbmast, Studenten versammelten sich zum Gebet, Kerzen brannten für Trey. Aber die offenen Fragen verstummen nicht. Wurden alle Kameraaufnahmen gesichert, oder gibt es Lücken? Warum wurde der Familie zunächst ein falscher Fundort genannt? Warum so viel Eile, bevor die Untersuchungen abgeschlossen sind? Wir mussten feststellen, dass die Behörden jede Aufklärung eher behindern als fördern. Die Botschaft, die von dort ausgeht, ist eindeutig: Bitte keine weiteren Fragen stellen.

Noch sind toxikologische Ergebnisse ausstehend, noch liegt der Bericht der unabhängigen Obduktion nicht vor. Doch schon jetzt zeigt sich: Der Fall Trey Reed wird nicht nur an seinem Ende gemessen werden, sondern am Weg dorthin. An der Transparenz, an der Bereitschaft, Fehler einzugestehen, an der Ernsthaftigkeit, mit der die Behörden auf die Sorgen einer schwarzen Familie eingehen. In Mississippi wird ein junger Mann beerdigt. Ob er Opfer eines verzweifelten Suizids oder eines nie aufgeklärten Verbrechens ist, werden Gerichtsmediziner und Gutachter beantworten müssen. Aber das Misstrauen, das dieser Fall ausgelöst hat, erzählt von etwas Größerem – von einer Demokratie, in der die Wunden der Vergangenheit nicht vernarbt sind, sondern bei jeder neuen Tragödie wieder aufreißen.
Wir haben recherchiert und zweifelsfrei herausgefunden, dass die toxikologischen Ergebnisse noch gar nicht bei der Bekanntgabe der Todesursache vorlagen. Dennoch sprachen Ermittler bereits von einem Suizid und drängten auf Ruhe. Genau dieses voreilige Vorgehen nährt das Misstrauen – insbesondere in einer Region, die gelernt hat, Behördenaussagen nicht blind zu vertrauen. Die Umstände bleiben seltsam widersprüchlich. Zeugen berichten, sie hätten Trey in der Nacht zuvor in einem aufgebrachten Zustand gesehen, am Telefon gestikulierend, die Wand tretend, sichtlich erregt. Solche Beschreibungen passen ins Bild eines jungen Mannes, der in einer Krise war, aber nicht als jemanden, der aufgegeben hätte oder in akuter suizidaler Gefahr stand. „Er war voller Energie, voller Pläne. Das passte einfach nicht zu Trey, sagt ein Student.
Warum eine Behörden innerhalb weniger Stunden einen Suizid als „feststehend“ kommunizierten – bevor toxikologische Untersuchungen abgeschlossen waren, bevor alle Videobeweise ausgewertet und öffentlich überprüfbar gemacht wurden, bleibt schleierhaft. Hinzu kommt der Ort. Ein junger schwarzer Student, gefunden an einem Baum in Mississippi – das ist nicht irgendeine Kulisse, sondern ein Symbolraum, in dem Geschichte mitschwingt. Wer die Narben von Emmett Till kennt, versteht, warum jede vorschnelle Erklärung als Affront wahrgenommen wird. In einer Gesellschaft, die gelernt hat, dass staatliche Stellen allzu oft Beweise verdrehen, Opfer kriminalisieren und Täter schützen, kann Vertrauen nicht durch Beschwichtigungen hergestellt werden. All diese Widersprüche, Ungereimtheiten und offenen Fragen machen deutlich: Der Tod von Trey Reed ist kein Fall, den man zu den Akten legen darf, bevor wirklich jede Spur gesichert, jede Aufnahme geprüft, jedes toxikologische Ergebnis veröffentlicht und jede Stimme gehört wurde. Nur dann lässt sich Vertrauen zurückgewinnen – und nur dann wird aus einer Tragödie kein weiteres Kapitel in der Geschichte systematischer Vertuschung.

Und noch ein weiterer Umstand befeuerten die Zweifel: Am selben Tag, an dem Trey Reed gefunden wurde, wurde in Mississippi ein zweiter Mann erhängt an einem Baum entdeckt. Während Trey Reed ein 21-jähriger schwarzer Student der Delta State University war, handelte es sich bei dem zweiten Todesfall desselben Tages um den 35-jährigen weißen Obdachlosen Cory Zukatis, der in Vicksburg – rund 80 Kilometer entfernt – erhängt aufgefunden wurde. Nach allem, was bislang vorliegt, spricht bei Zukatis kaum etwas für Fremdeinwirkung; die Umstände seines Todes lassen vielmehr auf einen tragischen Suizid schließen. Damit unterscheiden sich die beiden Fälle deutlich, sowohl im sozialen Umfeld der Opfer als auch in den Spurenlagen. Dennoch sorgt die zeitliche Koinzidenz von zwei erhängten Männern an einem einzigen Tag in Mississippi für Unruhe, weil sie historische Erinnerungen wachruft und die Glaubwürdigkeit der Behörden auf eine harte Probe stellt. Wichtig ist deshalb, klar zu differenzieren: Während im Fall Cory Zukatis ein Fremdverschulden nach jetzigem Stand nahezu ausgeschlossen werden kann, bestehen im Fall Trey Reed weiterhin gravierende Zweifel und offene Fragen, die lückenlos aufgeklärt werden müssen. In den sozialen Medien wurden beide Fälle sofort miteinander vermengt. Plötzlich galten die beiden Opfer als dunkelhäutig, weil das Foto eines anderen jungen Mannes – Galvin („Gavin“) Fortenberry, 17 Jahre alt, aus Jefferson Davis County – fälschlich verbreitet und in den Zusammenhang gestellt wurde. Fortenberry war am 17. August 2025 bei einer Schießerei in der Nähe einer Dragstrip-Veranstaltung in Lucas tödlich getroffen worden; acht Personen wurden inzwischen in Zusammenhang mit seinem Tod angeklagt. Für seine Familie war es natürlich ein weiterer Schock, das Bild ihres ermordeten Sohnes wenige Wochen nach der Tragödie erneut im Netz kursieren zu sehen, nun in einem völlig anderen Kontext und ohne jede Verbindung zum Fall Trey Reed. Solche Verwechslungen und unkontrollierten Bildnutzungen verzerren die Faktenlage, geben Verschwörungstheorien Auftrieb und verschärfen die Unsicherheit, anstatt zu einer nüchternen Aufklärung beizutragen.
Fortsetzung folgt …
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Ich hoffe, er kann Klarheit geben, bevor alle Beweismittel vernichtet sein werden
Mittwoch sollte die Obduktion abgeschlossen sein, dann sind auch wir wieder in Mississippi
Es ist furchtbar einen geliebten Menschen zu verlieren.
Aber wenn es dann noch quälende Fragen zu den Umständen gibt, ist es unerträglich.
Es ist gut, dass die Familie Unterstützung erhalten um hoffentlich die drängenden Fragen zu beantworten.
Sollte es Mord gewesen sein, sind hoffentlich noch Beweise vorhanden.
Aber die Behörden haben genug Zeit ggf. alles verschwinden zu lassen.
Danke, dass Ihr dem Jungen eine Stimme gebt.
Der Famile wünsche ich viel Kraft!