Wenn der Tod zum Dealer wird – Rechtspopulismus in Reinkultur

VonRainer Hofmann

September 14, 2025

Der Mann ist noch nicht einmal beerdigt, da läuft bereits die Merchandising-Maschine auf Hochtouren. Turning Point USA, die von Charlie Kirk gegründete Organisation, verkauft jetzt ein „Memorial Tee“ mit seiner gezeichneten Silhouette, erhobener Faust und einem Bibelzitat aus Jesaja 6:8: „Hier bin ich, Herr, sende mich.“ Ein Satz, der von Generationen von Gläubigen als Ausdruck von Opferbereitschaft verstanden wurde, wird hier zum Aufdruck für ein 35-Dollar-Shirt, das ausgerechnet den Mann glorifiziert, der wie kaum ein anderer die amerikanische Rechte radikalisiert hat. Das ist kein stilles Gedenken, das ist Geschäft mit dem Tod. Kein Raum für Trauer, keine Pause für Reflexion – sofort wird der Märtyrer-Mythos in klingende Münze verwandelt. Das Pathos des Bibelverses wird instrumentalisiert, um aus dem gewaltsamen Tod eines politischen Aktivisten Kapital zu schlagen. Wer das T-Shirt kauft, kauft nicht einfach ein Stück Stoff, sondern ein Stück ideologisches Bekenntnis: die Verehrung eines Mannes, der Hass systematisch als Waffe einsetzte, dessen Politik die Gesellschaft spaltete und dessen Rhetorik Menschenleben gekostet hat.

Es ist der zynische Höhepunkt einer Bewegung, die längst gelernt hat, dass sich Empörung monetarisieren lässt. Dass junge Menschen diese Ikonisierung mitmachen, ist erschreckend. Sie tragen das Gesicht eines Mannes auf der Brust, dessen Ideen sie in eine Welt führen, die enger, intoleranter, brutaler wird. Es ist nicht nur geschmacklos, es ist brandgefährlich – weil es den politischen Kampf auflädt mit der Aura des Heiligen Krieges.

Wenn der Tod zum besten Dealer wird, ist es Zeit, sich zu fragen, wie viel politischer Fanatismus eine Demokratie ertragen kann. Dieses T-Shirt ist kein unschuldiges Andenken, sondern ein Symbol: für eine Bewegung, die ihre Märtyrer braucht, um weiter Radikalisierung und Polarisierung zu betreiben. Und es ist ein Mahnmal dafür, wie schnell die Grenze zwischen Trauer und Geschäft, zwischen Erinnerung und Instrumentalisierung überschritten wird – in Reinkultur.

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Ela Gatto
Ela Gatto
11 Tage zuvor

Es ist keine wirkliche Demokratie, dass muss man sehen.

Der Tod war genau das, was Trump und die Evangelikalen brauchten.
Zum perfekten Zeitpunkt.
Die Witwe… als ob sie schon vorher abgeschlossen hatte und diese Kultmaschinerie sofort in Gang gesetzt hat.
Klingt doch etwas danach, dass das alles schon voraus geplant war.

Vielleicht sollte man schauen.. Folge der Spur des Geldes.
Eine Obduktion gab es wahrscheinlich nicht? Nur ein „Tod durch Kugel“?

Bei dieser Inszenierung durch alle Beteiligten habe ich einfach Fragen.
Es war alles „zu perfekt“. Inklusive des Täters, der vom Vater fest behalten wurde.

Carolina
Carolina
11 Tage zuvor
Reply to  Ela Gatto

Ich finde auch, dass das alles viel zu glatt ist. So schnell kann doch kaum einer sowas großes organisieren. Und das alles ohne Trauer und ohne Tränen

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