Der Mann, der Charlie Kirk tötete – Festnahme in Utah und die offenen Fragen

VonRainer Hofmann

September 12, 2025

Utah hat seinen meistgesuchten Mann. Zwei Tage nach dem Mord an Charlie Kirk, dem Gründer von Turning Point USA und einem der schillerndsten wie umstrittensten Köpfe der amerikanischen Rechten, haben die Behörden den Verdächtigen festgenommen. Tyler Robinson, 22 Jahre alt, wurde am Donnerstagabend in St. George, rund 400 Kilometer vom Tatort entfernt, von der Polizei gestellt. Er hatte sich gegenüber einem Familienmitglied und einem Freund selbst belastet. Gouverneur Spencer Cox eröffnete die Pressekonferenz mit nur drei Worten: „We got him.“ – „Wir haben ihn.“

Spencer Cox

Die Ermittler präsentierten erste, handfeste Beweise. Robinson soll über Discord-Nachrichten geschrieben haben, er müsse „ein Gewehr von einem Drop Point holen“. Tatsächlich fanden FBI und örtliche Polizei unweit des Campus ein Hochleistungs-Repetiergewehr. Auf den nicht abgefeuerten Patronen entdeckten sie Inschriften, die nicht nur makaber, sondern gezielt provokativ waren: „Hey Fascist! Catch!“ stand auf einem Projektil, auf einem anderen: Wenn du das liest, bist du schwul – hahaha.“. Die Botschaften lassen keinen Zweifel daran, dass der Schütze die Tat inszenieren wollte – als eine Art zynische Demonstration, vielleicht sogar als politisches Statement. Videoaufnahmen von der Utah Valley University zeigen Robinsons schwarzen Dodge Challenger, wie er Stunden vor dem Attentat in der Nähe des Campus auftauchte. Später sieht man eine Person auf einem Dach in Stellung gehen, dann fliehen, sich vom Dach abseilen, die Straße überqueren und in einem Waldstück verschwinden. Genau dort fanden die Ermittler schließlich die Waffe. Die Beschreibung der Polizei – Baseballkappe, Sonnenbrille, schwarzes Langarmshirt mit US-Flagge und Adler – deckt sich mit den Fahndungsfotos vom Vortag.

Die technische Aufbesserung des Täterbildes durch das FBI enthielt Abweichungen

Die Festnahme markiert das Ende einer fieberhaften Suche, die das Land zwei Tage lang in Atem hielt. Präsident Trump selbst verkündete die Nachricht noch vor den Behörden – live auf „Fox and Friends“. Kaum hatte er von der Verhaftung erfahren, sprach er ins Mikrofon: „Sie haben ihn. Sie haben die Person, die sie wollten.“ Wenige Stunden später bestätigten FBI-Direktor Kash Patel und Gouverneur Cox die Meldung offiziell. Patel, ein Trump-Vertrauter, dankte dem Präsidenten demonstrativ und machte klar, dass der Fall Chefsache ist. Cox kündigte an, die Staatsanwaltschaft werde die Todesstrafe anstreben. Für Utah ist das ein seltener Schritt, der die Schwere der Tat unterstreichen soll. Die Bundespolizei hatte bereits zuvor eine Belohnung von 100.000 Dollar für Hinweise ausgesetzt. Dass der entscheidende Tipp aus dem engsten Familienkreis kam, dürfte auch politisch Wellen schlagen – und zeigt, wie groß der Druck war.

Tyler Robinson, 22 Jahre alt

Noch ist nicht klar, ob Robinson allein handelte oder ob es ein Netzwerk gibt, das ihn unterstützte. Doch schon jetzt zeichnet sich ein Motiv ab: Laut Gouverneur Cox hatte sich der Verdächtige in den vergangenen Monaten zunehmend politisiert und radikalisiert, seine Ablehnung gegenüber Kirks Überzeugungen sei immer stärker geworden. Diese Worte könnten die amerikanische Debatte weiter polarisieren. Rechte Kommentatoren sprechen bereits von „politischem Terrorismus gegen Konservative“, während andere warnen, Kirks Tod dürfe nicht zur Rechtfertigung neuer Repressionen missbraucht werden. Eines aber ist gewiss: Mit der Festnahme von Tyler Robinson beginnt die nächste Phase – die der Aufarbeitung. Ermittler, Medien und Öffentlichkeit werden in den kommenden Wochen jedes Detail ausleuchten: seine Online-Kommentare, seine Kontakte, seine Bewegungen in den Stunden vor dem Attentat. Für Kash Patel ist der Fall ein Härtetest. Schon jetzt wird ihm vorgeworfen, vorschnelle Aussagen getroffen zu haben, die den Ermittlungen schadeten. Charlie Kirk war eine Ikone der Rechten, ein Liebling Trumps und zugleich eine Figur, die Hass und Polarisierung verkörperte. Dass sein Tod nun zum juristischen und politischen Prüfstein wird, ist folgerichtig. Die Nation steht vor der Frage, ob sie diesen Mord nutzt, um die Gewaltspirale zu durchbrechen – oder um sie weiter anzutreiben.

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Ela Gatto
Ela Gatto
13 Tage zuvor

Er ist es zweifelsfrei?

Irgendwie ging mir das zu schnell, zu glatt und mit zu vielen „netten Beweisen“ (wie die Gravur etc).
Er hat sich kurz nach der Tat selber belastet?
Mh?

Wer so etwas plant, und dazu war Planung notwendig, belastet sich nicht eben mal kurz danach selber.

Alles was die Trump Regierung hier präsentiert, sehe ich erstmal mit großer Skepsis.

Warten wir ab, was kommt

Sebastian
Sebastian
13 Tage zuvor

Gewalt ist nie eine Lösung!

Wolf
Wolf
13 Tage zuvor

Natürlich ist Gewalt niemals eine Lösung. Hier war die Gewalt die Essenz der zahlreichen Reden, in denen K. aber gerade Gewalt als legitimes Mittel predigte und ( wenn die Gewalt einem seiner Kritiker galt ) legitimierte.
Die Theorie, dass K. das Bauernopfer der MAGAs sein könnte, kann leider auch ganz beiseite gelegt werden. Trump und Co haben bewiesen, dass sie zu allem denkbaren und bisher undenkbarem fähig sind.
Er wird mit Sicherheit nicht der letzte Tote sein. K war/ist jedenfalls nicht das unschuldige Opfer, als dass er dargestellt wird. Vor allem ist er kein zu verklärender Märtyrer.

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