Abschiebung wegen 25-Dollar-Scheck – Wie ICE eine irische Großmutter ins Visier nimmt

VonRainer Hofmann

September 11, 2025

Manchmal sind es die kleinen Geschichten, die die ganze Brutalität eines Systems sichtbar machen. Donna Brown-Hughes, 58 Jahre alt, lebt seit ihrem elften Lebensjahr in den USA. Sie hat ihre Green Card sieben Mal erneuert, ihre Kinder großgezogen, Enkelkinder aufwachsen sehen, ein Leben aufgebaut. Und nun soll sie abgeschoben werden – weil sie vor zehn Jahren einen ungedeckten Scheck über 25 Dollar ausgestellt hat.

Irische Frau mit Green Card droht Abschiebung aus den USA wegen eines ungedeckten 25-Dollar-Schecks – Donna Hughes-Brown, die seit 1977 in den USA lebt und den Scheck vor zehn Jahren ausgestellt hat, wird von ICE in Einzelhaft gehalten.

Was nach einer absurden Farce klingt, ist unter der gegenwärtigen Abschiebepolitik bittere Realität. ICE beruft sich auf die strengen Ausweisungsregeln, die Straftaten – selbst Bagatelldelikte – zum Anlass für eine Deportation machen können. Dass Donna Brown-Hughes’ „Vergehen“ ein Jahrzehnt zurückliegt, dass sie ihre Schuld beglichen hat und seitdem keine weiteren Vorfälle hatte, zählt nicht. Das System interessiert sich nicht für Reue oder Resozialisierung, sondern nur für den Stempel im Strafregister. Besonders bitter: Ihr Ehemann Jim Brown wählte noch 2024 Donald Trump – und sagt heute, er bereue diese Stimme „zu 100 Prozent“. „Ich habe für Law and Order gestimmt, nicht dafür, dass man meiner Frau das Leben zerstört“, sagte er in einem Interview. „Sie ist seit 47 Jahren Amerikanerin in allem außer auf dem Papier.“

Die Geschichte von Donna Brown-Hughes ist kein Einzelfall. Tausende Familien geraten derzeit unter die Räder eines Apparats, der Härte demonstrieren will, koste es, was es wolle. Unsere Schreibtische sind voll, Fälle, die mit normalem Menschenverstand nichts mehr zu tun haben. Es ist der Triumph der Bürokratie über den gesunden Menschenverstand: Ein Land, das Millionen Menschen ohne Papiere für Jahrzehnte tolerierte, beginnt nun damit, sie aus ihrem Leben zu reißen – wegen Bagatellen, die in keinem Verhältnis zur Strafe stehen. Bürgerrechtsorganisationen warnen, dass solche Fälle das Vertrauen in den Rechtsstaat weiter untergraben. „Wenn ein 25-Dollar-Scheck nach zehn Jahren wichtiger ist als vier Jahrzehnte gelebtes Leben, dann ist das keine Gerechtigkeit, sondern reine Willkür“, sagt ein Sprecher des Immigrant Legal Resource Center. Donna Brown-Hughes hat Einspruch eingelegt. Doch selbst wenn sie Zeit gewinnt, wird die Angst bleiben – die Angst, dass jeder Klingelton der Beginn ihres letzten Tages in den USA sein könnte. Ihre Geschichte erinnert daran, dass die Debatte über Einwanderung nicht nur aus großen Zahlen besteht, sondern aus menschlichen Schicksalen. Und sie zwingt uns, die Frage zu stellen, welche Art von Land die USA sein wollen: eines, das Menschen Chancen gibt – oder eines, das sie wegen 25 Dollar aus dem Leben reißt.

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Ela Gatto
Ela Gatto
14 Tage zuvor

Sie tut mir leid. Diese Angst und Unsicherheit.

Hoffentlich versteht sie, dass ihr Mann einer der Mittäter ist.
Er hat Trump gewählt.
Die erste Amtszeit hat gezeigt, wo es lang geht.
Project 2025 war für Jeden einsehbar.

Aber dennoch hat er Trump gewählt.
Für „Law & Order“ gestimmt… Nein, es war eine Stimme für Faschismus und einen ausufernden Polizeistaat.
Natürlich sollte das „nur die Anderen“ treffen. Nicht seine Familie.

In welcher Form die Behörden agieren ist unmenschlich. Vielleicht sogar an der Verfassung vorbei (aber das interessiert diese Regierung nicht).
Aber hier ist es „wie bestellt, so geliefert“

Wobei ich mich frage, wieso man 40 Jahre in den USA lebt „als Amerikaner“, aber nicht die Staatsbürgerschaft annimmt

Heinrich
Heinrich
14 Tage zuvor

Sehr krass,

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