Es ist ein altes Muster, das sich mit unheimlicher Präzision wiederholt: Donald Trump fühlt sich bedroht – und seine erste Reaktion ist die Entmenschlichung. Dieses Mal richtet sich sein Zorn gegen Lisa Cook, die erste afroamerikanische Frau im Führungsgremium der Federal Reserve, die damit Geschichte geschrieben hat, indem sie einen Platz in einem der mächtigsten Gremien der Weltwirtschaft einnimmt. Cook ist eine Ökonomin von internationalem Renommee, ausgebildet an der University of California, promoviert in Berkeley, mit Forschungsarbeiten über Finanzkrisen, Innovation und ökonomische Teilhabe. Doch in den Augen des amerikanischen Präsidenten ist sie auf ein Feindbild reduziert: „fette schwarze Frauen“ – so das Schmähwort, nach Darstellung des Biografen Michael Wolff auf Nachfrage.
Wie wir inzwischen erfahren haben, liegen Schreiben der Federal Housing Finance Agency vor, die Lisa Cook mit angeblichen Verstößen im Zusammenhang mit Hypothekendarlehen in Verbindung bringen. Diese Dokumente tragen zwar den offiziellen Briefkopf der Behörde und wirken auf den ersten Blick wie seriöse Verweise an das Justizministerium, doch bei genauer Betrachtung wird deutlich, dass sie Teil einer gezielten Lawfare-Strategie sind: dem Missbrauch juristischer Verfahren, um politische Gegner zu diskreditieren. Juristisch sind die Anschuldigungen vollkommen haltlos – sie stützen sich auf Konstruktionen, wie sie bei jeder gewöhnlichen Immobilienfinanzierung vorkommen können, liefern aber keinerlei Beweise für strafbares Verhalten. Bislang hat keine unabhängige Instanz die Vorwürfe bestätigt. Was bleibt, ist der Versuch, mit amtlich wirkendem Anschein und instrumentalisierter Bürokratie die Glaubwürdigkeit der ersten afroamerikanischen Frau im Führungsgremium der Federal Reserve zu untergraben und damit eine unabhängige Stimme im Herzstück der US-Wirtschaft zum Schweigen zu bringen.


Dass Trump ausgerechnet in diesem Moment Lisa Cook attackiert, ist kein Zufall. Er versucht seit Monaten, die Federal Reserve unter seine Kontrolle zu bringen, um die Zinsen nach seinen politischen Bedürfnissen zu senken. Jerome Powell, der amtierende Fed-Chef, wehrt sich noch gegen diesen Druck, doch das Machtspiel ist in vollem Gange. Cook, die für ihre Unabhängigkeit bekannt ist, wird zum symbolischen Ziel, zur Projektionsfläche von Trumps Obsession, die Institutionen zu brechen, die ihn begrenzen. Und in dieser Dynamik zeigt sich, wie sehr sein politisches Handeln mit persönlichen Ressentiments verschmilzt.

Trumps Verachtung für schwarze Frauen ist nicht neu, sie zieht sich wie ein roter Faden durch seine Karriere. Es ist ein tiefsitzendes Muster aus Angst, Herablassung und Projektion. Man denke an die Attacken gegen die Kongressabgeordnete Maxine Waters, die er als „eine Frau mit einem sehr niedrigen IQ“ diffamierte, weil sie seine Politik kritisierte. Oder an seine Bemerkung über Journalistin April Ryan, der er auf einer Pressekonferenz nahelegte, sie solle „ihre Freunde in den Congressional Black Caucus fragen“, als ginge es nicht um journalistische Arbeit, sondern um ethnische Zugehörigkeit. Selbst die CNN-Reporterin Abby Phillip wurde in einer öffentlichen Szene als jemand bezeichnet, der „dumme Fragen“ stelle – ein abfälliges Urteil, das auffallend oft schwarzen Frauen galt, während weiße männliche Reporter mit milderem Spott davonkamen. Für Trump sei die Vorstellung, dass schwarze Frauen Autorität über sein Schicksal ausüben könnten, ein Albtraum. Ob Richterinnen, Journalistinnen oder jetzt eine afroamerikanische Frau im Führungsgremium der Federal Reserve – sie verkörpern für ihn eine Art Kontrollverlust, den er mit allen Mitteln bekämpfen will.

Die Attacke auf Lisa Cook ist also mehr als eine persönliche Beleidigung. Sie ist Teil eines größeren Kampfes um die Unabhängigkeit der Federal Reserve, eines Kampfes, der das Gleichgewicht der Weltfinanzen erschüttern könnte. Wenn Trump Erfolg hat, wenn er die Notenbank zu einem Instrument seiner Politik degradiert, dann steht nicht nur die amerikanische Wirtschaft, sondern die globale Stabilität auf dem Spiel. Cook wird so zu einer doppelten Symbolfigur: als Zielscheibe eines rassistischen Präsidenten und als Hüterin einer Institution, die er zerstören will. Die Sprache, die Trump dabei wählt, offenbart die Verachtung, die seine politische Strategie durchzieht. „Fat Black Women“ – das ist nicht nur eine abstoßende Herabwürdigung, es ist eine Chiffre für die Art und Weise, wie er Anderssein markiert, wie er Differenz als Schwäche inszeniert. Sie erfüllt die Funktion, Anhänger zu mobilisieren, Feindbilder zu schärfen, Macht durch Erniedrigung zu sichern. Doch je öfter er diese Worte wiederholt, desto deutlicher tritt die Angst hervor, die sie verdecken sollen: Angst vor dem Verlust der Kontrolle, Angst vor weiblicher Autorität, Angst vor der Unabhängigkeit jener, die sich nicht einschüchtern lassen.
Lisa Cook schweigt bislang zu den Angriffen. Und vielleicht liegt darin die größte Stärke. Sie weiß, dass ihre Aufgabe nicht darin besteht, sich in den Strudel der Beleidigungen ziehen zu lassen, sondern die Stabilität einer Institution zu verteidigen, deren Unabhängigkeit in diesen Tagen zur letzten Bastion demokratischer Ordnung geworden ist. Trumps Tiraden sind kein Nebenschauplatz, kein Ausrutscher. Sie sind das Symptom eines tieferliegenden Machtkampfes, in dem Rassismus und Sexismus keine Nebengeräusche, sondern Werkzeuge sind. Wer sie als bloße Ausfälle abtut, übersieht, wie eng sie mit seiner Strategie verflochten sind. Michael Wolff bringt es auf den Punkt: „Es ist kein Zufall, wen er angreift. Es ist ein System, das er kultiviert – ein System der Erniedrigung.“ Der Angriff auf Lisa Cook ist somit ein Angriff auf uns alle: auf die Idee einer unabhängigen Justiz, einer freien Presse, einer stabilen Geldpolitik. Es ist ein Angriff auf die Vorstellung, dass Demokratie ohne Respekt nicht existieren kann. Und es ist ein Spiegelbild der Angst eines Mannes, der genau weiß, dass seine Macht auf Sand gebaut ist – und der deshalb umso verzweifelter um sich schlägt.
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Trump steht beispielhaft für die Degeneration des Menschen. Eine Rückentwicklung zu einem Vorläufer des Menschen, der sich manchmal wie ein Alpha-Tier durch Kraft und Brutalität behauptet, meistens aber als Mitläufer schreiend und keifend mit dem Knüppel auf alles eindrischt, was ihm Angst einflößt. Wir alle haben das meines Erachtens mitzuverantworten. „Die paar, die durch’s Raster fallen“ tragen wir mit, da müssen wir nicht extra was tun, wegsehen, solange die Einnahmen passen.
Das Schulsystem krankt schon ewig vor sich hin, mit der Aufnahme von Flüchtlingen haben wir Menschlichkeit bewiesen, aber ohne uns groß Gedanken zu machen, wie es denn weiter gehen soll. Überbordernde Bürokratie statt niederschwelligen Integrationshilfen und besondere Achtsamkeit und Unterstützung für die Kinder. Wir haben es verpennt und mit der jetzigen Regierung bleibt das auch so. Im Gegenteil, der „Knüppel“ hat gewonnen, Ausländer raus, Sozialleistungen kürzen, Rentner und Schulabgänger ein Jahr unentgeltlich arbeiten lassen und immer wieder den Schwächsten die Schuld an allem geben.
Leute, wenn ihr es mit eurem „starken“ Personal nicht schafft, zukunftsträchtig für einen auch wirtschaftlich gesunden Sozialstaat zu arbeiten, dann liegt das an euch! Teamarbeit ist gefragt, aber nicht mit euren alten x-mal gescheiterten Egomanen, sondern mit neuen Einflüssen und Akzeptanz des Koalitionspartners. Es hat schon seinen Sinn, dass bei uns nicht vorgesehen ist, dass alles nach einer Pfeife tanzt.
Frauen sind für Trump schon immer Lustobjekte gewesen.
Daran ändert auch nichts, dass er einige Frauen in seiner Regierung hat.
Die sind bis ins tiefste loyal und außerdem due Verbindung zu weiblichen Wähler.
Aber people of colour sind ihm generell ein Dorn im Auge.
Vor allem die, die intelligent sind und dementsprechend viel erreicht haben. Die Universitäten besucht haben, die ihm und seiner Nachkommenschaft verwehrt blieben.
Und wenn es dann noch eine schwarze FRAU ist, die ihn in die Schranken weist, dann droht dieser narzistische Soziopath durch.
Beleidigungen und Diffamierungen.
An wen erinnert mich das?
Genau, an Hitler und seine Rhetorik.
Aber wieder einmal lässt man Trump gewesen.
Wo ist die Black lives matter Bewegung?
Warum gibt es in der schwarzen Community keinen kollectiven Aufschrei?
Ist der schwarzen Bevölkerung egal, wenn schwarze Frauen beleidigt werden? Würde sich was regen, wenn es schwarze Männer beträfe?
Sonst sind die people auf Color doch so stole auf ihre Community, den Zusammenalt gegen Rassismus.
Aber hier?
Man hört rein gar keine Entrüstung.