Die ökonomische Realität kennt keine patriotischen Parolen, keine Nationalhymnen und keine Wahlkampf-Inszenierungen. Sie folgt nüchternen Gesetzmäßigkeiten, die so unerbittlich wirken wie die Schwerkraft. Wer sie ignoriert, riskiert nicht nur den eigenen Sturz, sondern reißt ganze Volkswirtschaften mit sich. Genau dies zeichnet sich derzeit unter der Handelsstrategie von Donald Trump ab: ein Zollregime, das in seiner Wucht seit 1933 beispiellos ist – und dessen Folgen selbst konservative Ökonomen als brandgefährlich einstufen. Die Zahlen, die unsere aktuelle Recherche sichtbar macht, sprechen eine klare Sprache. Der durchschnittliche US-Zollsatz ist auf 18,6 Prozent hochgeschnellt, getrieben durch pauschale Importabgaben von 10 Prozent sowie gezielte Strafzölle auf Metalle, Elektronik, Fahrzeuge und Konsumgüter. Kurzfristig bedeutet das Preissteigerungen, die jede amerikanische Familie spüren wird: Metalle verteuern sich um bis zu 41 Prozent, Kleidung um 36,6 Prozent, landwirtschaftliche Produkte um 31,5 Prozent. Wer heute ein Auto kauft, muss mit fast 13 Prozent Mehrkosten rechnen – eine Preisexplosion, die den Mittelstand in einer ohnehin angespannten Inflationsphase massiv trifft. Doch die wahre Sprengkraft liegt nicht allein im Preisschock, sondern in den langfristigen Verschiebungen globaler Lieferketten. Wenn die USA sich künstlich verteuern, weichen Konzerne auf billigere Märkte aus. Für die Weltwirtschaft heißt das: chaotische Umstellungen, Lieferengpässe, ein Dominoeffekt über ganze Branchen hinweg. Während die Verbraucher in den USA leiden, profitieren in Asien jene Staaten, die schnell Ersatzmärkte bedienen können. Schon heute verzeichnen Produzenten in Vietnam, Malaysia und Mexiko einen Nachfrageboom – ein klassischer Bumerang-Effekt, der die Abhängigkeit Amerikas von ausländischen Lieferanten paradoxerweise vertieft, statt sie zu verringern.

Fachleute wie die Ökonomen am Yale Budget Lab weisen seit Monaten darauf hin, dass sich Zölle im 21. Jahrhundert nicht mehr so verhalten wie zu Zeiten der Großen Depression. Damals konnte eine protektionistische Abschottung noch nationale Industrien stärken – heute sind Produktionsprozesse so global verflochten, dass ein Bruch an einer Stelle sofort weltweit wirkt. Ein Smartphone etwa enthält Bauteile aus über zwanzig Ländern. Ein Zoll auf Mikrochips verteuert nicht nur das Endprodukt, sondern wirkt wie ein Katalysator für Störungen in Logistik, Innovation und Arbeitsmarkt. Hinzu kommt die politische Dimension. Trump verkauft seine Zollpolitik als Schutzschild für amerikanische Arbeiter. Doch in Wahrheit erweist sie sich als eine verkappte Steuer, die vor allem Konsumenten trifft. Anders als klassische Unternehmenssteuern kann man sich dieser Belastung nicht entziehen – jeder Einkauf im Supermarkt, jedes Hemd, jede neue Waschmaschine trägt die unsichtbare Abgabe in sich. Damit wird aus einem wirtschaftspolitischen Instrument ein ideologisches Projekt, das auf Kosten der breiten Bevölkerung den Anschein von Stärke erzeugt. Unsere Analyse zeigt: Die kurzfristigen Preissteigerungen könnten sich zwar in Teilen durch neue Lieferquellen abmildern, doch selbst auf lange Sicht bleibt ein Aufschlag von durchschnittlich 17,3 Prozent. Ökonomen unterscheiden hier zwischen dem kurzfristigen Effekt – dem unmittelbaren Preisschock nach Einführung der Zölle – und dem langfristigen Effekt, der erst nach Umstellungen in den Lieferketten sichtbar wird. Auch wenn sich die Kosten im Long-Run etwas abmildern, bleibt ein struktureller Aufschlag bestehen, der Konsum und Wachstum dauerhaft belastet. Das bedeutet, dass die Kaufkraft amerikanischer Haushalte strukturell sinkt – ein Umstand, der sich wie ein stilles Gift durch Konsum, Investitionen und Wachstum frisst.

Die Federal Reserve steht vor einem Dilemma: Senkt sie die Zinsen, um Konsum und Produktion zu stützen, droht sie die Inflation weiter anzuheizen. Hält sie die Zinsen hoch, würgt sie die Wirtschaft ab. Damit hat Trump ein Szenario geschaffen, das an ein ökonomisches Damoklesschwert erinnert: Jede Entscheidung wird teuer, jede Reaktion riskant. Wer von „America First“ spricht, riskiert am Ende „America Last“ – ein Land, dessen Unternehmen durch höhere Kosten international geschwächt werden, dessen Bürger unter steigenden Preisen ächzen und dessen politische Glaubwürdigkeit als Verfechter freier Märkte erodiert. Die globale Dimension darf nicht unterschätzt werden. Europa reagiert bereits mit Gegenmaßnahmen, Asien baut seine Handelsarchitektur jenseits der USA aus, und selbst traditionelle Partner wie Kanada und Australien sprechen offen von „strategischer Entkopplung“. Statt eine starke, souveräne Wirtschaft zu schaffen, isoliert sich Amerika zunehmend in einer selbstgewählten Festung, deren Mauern aus Zöllen bestehen – und deren Fundament aus ideologischen Illusionen bröckelt. Es ist dieses Bild, das unsere Recherche offenlegt: eine Wirtschaftsstrategie, die weniger nach Vernunft als nach politischem Kalkül geformt ist, ein riskantes Spiel mit der Kaufkraft von Millionen Menschen und der Stabilität der Weltmärkte. Die Geschichte lehrt, dass Protektionismus selten Wohlstand gebracht hat – und immer den Preis der Spaltung, der Unsicherheit und des Vertrauensverlusts forderte. Genau an diesem Punkt steht Amerika heute.
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Das kommt davon, wenn die ewig gestrigen Alten regieren.
Mit breiter Zustimmung in den USA in der Altersgruppe. Zumeist weiße Männer.
Sie hängen den „guten alten Zeiten“ nach.
Wo die USA eine Mächtigen Wirtschaftsmacht waren.
Wo die Vororte akkurat und weiß waren
Die Frauen sich um Haushalt und Kinder gekümmert haben
Der Mann der Haushaltsvorstand war
Es „nur zwei Geschlechter“ gab
Kein woker „Mist“, wie Gleichgeschlechtliche Ehe
Weniger Migranten
Das alles verkörpert Trump.
Nur dummerweise ist all das nicht nur nicht zeitgemäß, sondern brandgefährlich.
Das perfide?
All die ewig gestrigen werden Das kaum mitbekommen, weil sie vorher das zeitliche segnen.
Danke für den Bericht.
Schade, dass Europa es immer noch nicht wirklich begriffen hat.
Die Chance zu lernen selbstbewusster und unabhängiger zu werden.
gerne – europa scheitert an veralteter struktur und einem stimmrecht, das wenig mit der realität möglicher umsetzungen gemein hat
Die Europäer haben seit Ende des 2. Weltkrieges am Rockzipfel der USA gehangen. Vor allem Deutschland das keinen Friedensvertrag hat. Souveräner zumindest in ihrer Verteidigung sind die Briten und Franzosen, die lange Kolonialmächte waren und die Briten immer noch, wenn auch stark verkleinert, das Commonwealth haben. In der Nato haben die kürzlich beigetretenen Finnen und Schweden Militär zum Schutz ihrer Grenzen zu Russland. Deutschland hat seine Luftabwehr sogar 2012 aufgelöst und in Deutschland wurde jedem der Nationalstolz aberzogen, damit sich der Holocaust nicht wiederholt. Erst seit Erstarken der AfD haben wir es wieder mit falsch verstanden Nationalstolz zu tun.
Hinzu kommt, dass die derzeitige Regierung eine falsche Wirtschaftspolitik betreibt und fossile Abhängigkeiten verstärkt und nicht erkennt, dass erneuerbare Energien neue Arbeitsplätze schaffen und das dringend nötig ist. Wie das weitergeht, bleibt abzuwarten. Aber Trump zu gefallen, um mit ihm zu sprechen ist genauso falsch wie Putin nicht 100prozentig zu sanktionieren und zu bekämpfen oder die Klimaziele zu vernachlässigen