Der Adler im Kopierer – Wie Trump Putin in Alaska beschenkte, sich selbst blamierte und Geheimpapiere im Drucker vergaß

VonRainer Hofmann

August 17, 2025

Es gibt Symbole, die sind so amerikanisch wie Baseball, Coca-Cola und das „God Bless America“ bei jedem halbwegs patriotischen Grillfest. Der Weißkopfseeadler gehört dazu. Genau den wollte Donald Trump seinem russischen Gast Wladimir Putin beim Alaska-Gipfel schenken – in Bronze gegossen, als „American Bald Eagle Desk Statue“. Doch der Adler flatterte gar nicht erst bis zum Zarentisch. Er landete vorher im Druckerraum des „Hotel Captain Cook“ in Anchorage.

Oopss

Dort, wo normalerweise Geschäftsreisende ihre Bordkarten ausdrucken, spuckte der öffentliche Drucker acht Seiten aus, die besser in einem Stahlschrank im Pentagon gelegen hätten: Ablaufpläne, Raumnamen, Telefonnummern, Namenslisten, sogar phonetische Hilfen für die Aussprache russischer Titelträger. „Mr. President POO-tihn“ stand da schwarz auf weiß, als sei es eine Erinnerung für Kindergartenpersonal.

Dass Gäste eines Hotels mit vier Sternen die Dokumente zwischen Kaffeekapseln und Tageszeitung fanden, wirkt wie eine Szene aus Veep oder Yes, Minister – nur ohne die rettende Pointe. Stattdessen ist es bittere Realität einer Regierung, die Geheimhaltung so ernst nimmt wie ein Wahlslogan auf einer Baseballkappe.

Oopssie….

Die Dokumente verrieten nicht nur, dass Trump Putin mit einem Adler bestechen wollte, sondern auch, wie sich das Protokoll das große „Dinner for One“ der Weltpolitik ausmalte. Filet Mignon, Halibut Olympia, Crème brûlée – „in honor of his excellency Vladimir Putin“. Man hätte fast erwarten können, dass zum Dessert ein rotes Telefon serviert wird. Am Sitzplan lässt sich ablesen: Trump wie ein Sonnenkönig, umringt von Rubio, Hegseth, Wiles, Bessent, Lutnick und Witkoff. Putin neben Lawrow und Uschakow – ein KGB-Aquarell in Reinkultur.

Das Beste daran: Das geplante Bankett fiel ins Wasser. Vielleicht, weil die Crème brûlée zu sehr nach Appeasement schmeckte. Vielleicht auch, weil die Welt draußen mit echten Bränden beschäftigt war – russische Raketen schlugen zeitgleich in ukrainische Städte ein.

Das Weiße Haus reagierte erwartbar: Spott statt Aufklärung. Eine Sprecherin nannte die Dokumente ein „mehrseitiges Lunch-Menü“. Als ob Telefonnummern von Diplomaten und der exakte Raumplan eines Gipfels mit dem Wort „Dessert“ unschädlich würden. Diese Regierung hält wohl auch einen Atomwaffencode für einen Sudoku-Block.

Doch die Alaska-Affäre ist nur ein Kapitel im Handbuch der Unprofessionalität. ICE-Beamte, die Unbekannte in Fahndungschats einladen. Sicherheitsstäbe, die Journalisten versehentlich über Luftschläge informieren. Man fragt sich langsam, ob die größte Bedrohung für die Vereinigten Staaten nicht in Moskau oder Peking sitzt, sondern in den Druckerräumen ihrer eigenen Hotels.

Der Juraprofessor Jon Michaels von der UCLA brachte es nüchtern auf den Punkt: „Man lässt so etwas nicht einfach im Drucker liegen. Es ist so simpel.“ Doch Simples liegt dieser Administration nicht. Sie lebt vom Spektakel – und vom Chaos, das es produziert. Am Ende steht ein groteskes Bild: Trump wollte Putin einen Adler schenken, doch lieferte ihm stattdessen eine unbezahlbare Vorlage aus dem Business Center. Der Vogel, der Amerikas Stärke symbolisieren sollte, war längst geschwächt, bevor er überhaupt aus der Verpackung kam. Und so bleibt die Frage: War es wirklich ein Geschenk für Putin – oder einfach nur eine Einladung an die Welt, über den Zustand der amerikanischen Staatskunst zu lachen?

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Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

Ich fasse es nicht.

Unprofessionalität bis ins Kleinste.
Und sollte noch Jemand Zweifel gehabt haben, wer der Gewinner des Treffens ist, dürfte es jetzt wissen.

Und eine „diplomatische“ Regel hat Trump wohl auch vergessen.
Nicht der Gastgeber übergjbt ein Geschenk, das ist vornehmlich der Part des Gastes. Oder man tauscht gemeinsam Geschenke aus.

Ob er Montag den Adler Selensky schenkt?
So als Mahnung? „Er möge doch den Deal (welchen) mit Russland annehmen, da Russland doch sehr groß und mächtig ist“ (Trumps Worte)

Eigentlich müsste er ja Selensky mit den gleichen Ehren, wie Putin, empfangen ….. aber Selensky wird alleine am Flughafen ankommen, ohne Ehren. Lediglich mit (hoffentlich) gepanzerten Fahrzeugen abgeholt werden.
Keine Übertragung bei FOX.
Das kommt erst, wenn Trump Selensky wieder mit Aussagen, vor laufender Kamera, überrollt.
So dass Selensky wahrscheinlich in eine Fälle läuft.
Auf die Unberechenbarkeit und Bösartigkeit von Trumpkann man sich nicht vorbereiten.
Nicht wirklich.
Es bleibt Selensky nur Lächeln, Zähne zusammenbeißen und genau so vage, wie Trump und Putin, zu sprechen/zu antworten.

Ich erwarte morgen nichts Gutes.
Nicht für die Ukraine, nicht für Europa, nicht für die restliche westlichen Welt.

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