Trump ruft in Oslo an – und blamiert den Friedensnobelpreis zu Tode

VonRainer Hofmann

August 15, 2025

Donald Trump hat einen neuen Tiefpunkt seiner politischen Selbstvermarktung erreicht – und das will bei einem Mann, der bereits Bibeln mit seinem Namen verkauft, etwas heißen. Der Präsident der Vereinigten Staaten greift jetzt persönlich zum Hörer, um norwegische Diplomaten zu bequatschen, damit sie ihm endlich den Nobelpreis geben. Nicht irgendeinen – nein, den Friedensnobelpreis. Den, den man in Oslo vergibt, wenn man der Welt ein bisschen Hoffnung schenkt. In Trumps Fall wirkt das wie die Auszeichnung „Vegetarier des Jahres“ für einen Metzger. Norwegens Finanzminister Jens Stoltenberg – ja, der frühere NATO-Chef – bestätigte höflich, Trump habe ihn angerufen, um über Zölle und wirtschaftliche Zusammenarbeit zu reden. Ein Gespräch unter Staatsmännern, sollte man meinen. Nur dass der Präsident bald vom Thema abbog und die Frage aufwarf, die ihn offenbar seit Jahren umtreibt: „Und wann bekomme ich endlich meinen Nobelpreis?“ Es war, wie sich herausstellte, schon das zweite Mal, dass er das in einem Telefonat mit norwegischen Regierungsmitgliedern fallen ließ. Trump selbst ist überzeugt, dass er den Preis viel mehr verdient als alle vier US-Präsidenten vor ihm, die ihn erhalten haben – vor allem mehr als Barack Obama. „Der wusste ja selbst nicht, warum er den überhaupt gekriegt hat“, höhnte er vor einer jubelnden Menge in Las Vegas. Trump vergaß zu erwähnen, dass Obama damals gerade ein Jahr im Amt war – und dass die internationale Hoffnung auf Abrüstung und Diplomatie vielleicht doch etwas anderes war als Trumps Stolz auf ein besonders „verrücktes“ Wahlergebnis.

Donald Trump, Jens Stoltenberg

Doch nun läuft die PR-Maschine heiß. Benjamin Netanyahu schickte einen glühenden Brief an das Nobelkomitee, in dem er Trump als „Friedensschmied“ in Serie pries – als würde er gerade jeden Morgen ein neues Nahostabkommen aus dem Ärmel schütteln. Sogar Armenien und Aserbaidschan sprangen nach ihrem Washingtoner Gipfel vor einer Woche auf den Zug auf, weil Trump es geschafft hatte, ihre 37-jährige Fehde offiziell zu beenden. Das Weiße Haus serviert das als historische Meisterleistung, als wäre die Welt erst durch Trumps Hände an den Verhandlungstisch gezerrt worden. Und jetzt richtet sich der Blick auf Alaska, wo Trump Wladimir Putin treffen will, um „am ersten Tag“ seiner Amtszeit den Krieg in der Ukraine zu beenden – eine Frist, die er großzügig um 2025 verlängert hat. Selbst seine ehemaligen Berater sagen, der Druck sei „riesig“. Schließlich sieht Trump den Nobelpreis als die „Krönung seines Vermächtnisses“. Oder, in Klartext: als den goldenen Pokal, der ihn endgültig unsterblich machen soll.

Falls es mit dem Weltfrieden dann doch nicht ganz klappt, findet sich sicher jemand wie Geraldo Rivera, der bei Newsmax feierlich erklärt: „Schon der Versuch zählt!“ Das ist in etwa so, als würde man einen Chirurgen ehren, weil er das Skalpell immerhin in der richtigen Hand hielt – auch wenn der Patient auf dem Tisch blieb. Rivera setzt sogar noch einen drauf: Falls Trump den Ukrainekrieg oder Gaza beende, könne man ihm den Preis „nicht verwehren“. Am 10. Dezember wird der Friedensnobelpreis in Oslo verliehen. Bis dahin werden wir vermutlich noch einige dieser surrealen PR-Stunts erleben, die irgendwo zwischen Slapstick, Selbstüberschätzung und diplomatischer Fremdscham oszillieren. Der Kaizen Blog hat das Weiße Haus um Stellungnahme gebeten – nicht, dass Trump gerade wieder am Telefon hängt und in Oslo durchklingelt.

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Irene Monreal
Irene Monreal
1 Monat zuvor

Man könnte ja mal Hape Kerkeling anspitzen, ob er es schafft, Trump zu einer sehr, sehr geheimnisvollen vorab-Verleihung des Nobelpreises einzuladen, um ihm dann einen Pokal zu überreichen in Form einer gerade explodierenden Dynamitstange, die in der Erdkugel steckt.

Rudi Reinhardt
Rudi Reinhardt
1 Monat zuvor

Sämtliche Satire – Sendungen haben sich überlebt. Besser als jeden Tag die Verlautbarungen vom WH geht nicht. Eigentlich gehört dieses Ekel mitsamt seinem Cult, Evangelikale mit ihrem Frühstücksgebet und Hand auflegen in der Psycho behandelt. Wie lange wird es dauern bis eine demokratische Regierung alles wieder aufbaut, was dieses Deppenregime in nur einem halben Jahr angerichtet hat?!

Claudia Nissle
Claudia Nissle
1 Monat zuvor

wenn der den Friedensnobelpreis bekommt verstehe ich die Welt nicht mehr – ein Verbrecher, ein Erpresser, ein Lügner eine Schande wäre es !!!

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor
Reply to  Claudia Nissle

Dann sollten Alle noch lebenden Personen, die ihn bekommen haben, eine gemeinsam Erklärung verlassen und ihren zurück geben.

Wenn Trump ihn bekommt, ist er nicht mal mehr das Papier Wert, auf dem der Name steht.

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

Genau das habe ich doch bei Eurem tollen Bericht zu Alaska geschrieben.

Trump wird den Friedensnobelpreis verlangen.
Dafür dass er bei dem Treffen mit Putin vielleicht auf Spur der Europäer bleibt.

Und anders kann man solch Telefonate nicht Leuten.
„Gebt mir diesen Preis, sonst werdet Ihr Euch noch wundern“ ….typischen Trump Angriff und Drohung.

Das er gerade sein eigenes Land Stück für Stück unter Militärrecht stellt, lässt er großzügig außen vor.
Heute wird er sich von Putin ein paar Tips holen, wie er die Demokratie noch schneller in den USA beseitigen kann.

Er, der Dealmaker und Friedensstifter 🤮

Traurig, dass das Treffen hier in den Medien zumeist als Friedensgipfel bezeichnet wird.
So ein Quatsch.
Keiner der Beiden hat Interesse an einem echten und gerechten Frieden.

BjörnK
BjörnK
1 Monat zuvor

😂😂😂

Lea
Lea
1 Monat zuvor

Gerade gefunden, von einem FB-Freund

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