„Widerrufen – sofort“: Melania Trump droht Hunter Biden nach Epstein-Aussagen mit Klage

VonRainer Hofmann

August 14, 2025

Es ist ein juristischer Paukenschlag aus dem Büro der First Lady: Melania Trump fordert von Hunter Biden den umgehenden Widerruf von Aussagen, in denen er sie in einem Interview mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in Verbindung gebracht hatte – andernfalls werde sie klagen. Auslöser ist ein Schreiben ihres Anwalts Alejandro Brito vom 6. August 2025, das uns vollständig vorliegt, adressiert an Bidens Counsel Abbe David Lowell. Der Ton ist unmissverständlich, die Signalwirkung groß: Eine First Lady, die sich öffentlich gegen „extrem anzügliche“ und nach ihrer Darstellung falsche Behauptungen zur Wehr setzt.

Der Brief, mit dem Kanzleikopf „BRITO PLLC“ versehen und „via Email and Federal Express“ versandt, trägt die Betreffzeile „Aufforderung zum Widerruf falscher, verleumderischer und anzüglicher Aussagen über die First Lady der Vereinigten Staaten von Amerika“. Juristisch zielt er auf maximale Verbindlichkeit: Unter Berufung auf Florida Statute § 770.01 wird Hunter Biden aufgefordert, die Aussagen „unverzüglich“ zurückzunehmen. Andernfalls, heißt es, bleibe Mrs. Trump „keine andere Wahl, als alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen“, um den „überwältigenden finanziellen und rufschädigenden Schaden“ auszugleichen, den die Verbreitung der Aussagen verursacht habe. Im Zentrum stehen zwei Passagen aus dem Gespräch, das Biden Anfang August auf YouTube („Hunter Biden Returns“ mit Andrew Callaghan) gegeben hatte. Wörtlich zitiert die Kanzlei: „Epstein stellte Melania Trump vor. Die Verbindungen sind, nun ja, so breit und tief.“ Und weiter: „Jeffrey Epstein stellte Melania vor, so haben sich Melania, die First Lady, und der Präsident kennengelernt. Wirklich? Epstein hat die Einführung gemacht? Ja, laut Michael Wolff?“ Für Melania Trumps Anwalt sind dies „falsche Aussagen, die per se rufschädigend sind“ – also Aussagen, die schon ihrem Inhalt nach die Ehre verletzen. Fußnoten im Schreiben verweisen zudem darauf, dass sich die First Lady nicht darauf festlegt, dass ausschließlich Florida-Recht Anwendung finde.

Inhaltlich prallen zwei Narrative aufeinander. Hunter Biden beruft sich bei seiner Darstellung ausdrücklich auf den Autor Michael Wolff – eine Quelle, die Donald Trump im Juni als „Reporter dritter Klasse“ abgetan und wiederholt der Erfindung von Geschichten bezichtigt hat. Die First Lady hält dem die seit Jahren gleichlautende Version der Trumps entgegen: Demnach lernten sich Donald Trump und Melania 1998 bei einer New-York-Fashion-Week-Party über den Modelagenten Paolo Zampolli kennen. Diese Darstellung ist vielfach öffentlich wiederholt worden und dient der Verteidigung als Fixpunkt. Juristisch bewegt sich die Auseinandersetzung auf anspruchsvollem Terrain. Öffentlich bekannte Personen genießen in den USA nicht denselben Schutzstandard wie Privatpersonen; sie müssen in Verleumdungsprozessen die Schwelle der „tatsächlichen Böswilligkeit“ („actual malice“) überwinden – also nachweisen, dass eine falsche Tatsachenbehauptung wissentlich oder in rücksichtsloser Missachtung ihrer Unwahrheit verbreitet wurde (New York Times v. Sullivan). Das anwaltliche Schreiben zielt erkennbar darauf ab, die Behauptungen als nachweislich falsch zu markieren und den Verbreitungsgrad – „weit verbreitet in den sozialen Medien und von Medien weltweit berichtet“ – als reputationsschädliche Verstärkung zu dokumentieren. Zugleich setzt § 770.01 Florida die formelle Frist- und Widerrufslogik in Gang, die in späteren Verfahren über Schadensersatzhöhen eine Rolle spielen kann.

Politisch enthält der Brief eine zweite Botschaft. Melania Trump nutzt das Instrumentarium, das ihr Ehemann seit Jahren strategisch einsetzt: agieren, nicht reagieren, und Kritiker – auch prominente – früh in eine klare haftungsrechtliche Lage bringen. Dass Fox News nichts an Gemeinheiten gegen Hunter Biden auslässt, ist Teil dieser Dramaturgie. Die öffentliche Wirkung entfaltet sich ohnehin längst jenseits des juristischen Kerns: Zwischen Sympathisanten und Gegnern der Trump-Familie dient der Fall als Projektionsfläche – die einen sehen schnelles, selbstbewusstes Gegenfeuer auf „schmutzige“ Gerüchte, die anderen ein Einschüchterungsmanöver gegen unliebsame Stimmen. Was bleibt, sind zwei harte Prüfsteine. Erstens: Lässt sich Hunters Verweis auf Wolff als belastbare Tatsachenbehauptung rechtfertigen – oder handelt es sich um eine ungeprüfte Übernahme eines ohnehin umstrittenen Autors? Zweitens: Wie reagiert Bidens Seite auf das formelle Retraktionsbegehren – mit Rückzug, Gegendarstellung oder dem Versuch, die Aussage als zulässige Meinungsäußerung im Kontext eines politischen Interviews zu verteidigen? Beides entscheidet darüber, ob aus einem scharf formulierten Anwaltsschreiben ein Präzedenzfall für die Grenzen politischer Rede wird – oder eine Episode, die im juristischen Schatten der amerikanischen Verleumdungsstandards verhallt. Bis dahin steht das Wesentliche schwarz auf weiß: Die First Lady bestreitet den behaupteten Epstein-Bezug kategorisch, fordert einen sofortigen Widerruf und kündigt Klage an, falls dieser ausbleibt. In einem Wahlzyklus, in dem Fakten, Deutungen und Ruf in Sekundenschnelle um die Welt gehen, ist das der seltene Moment, in dem eine Grenzlinie gezogen wird – mit Datum, Unterschrift und der klaren Ansage, dass es diesmal nicht bei einem empörten Statement bleiben soll.

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Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

Melania, die Frau, die kaum in Erscheinung tritt.

Jetzt, wo Epstein hoch kocht, wo Ghislaine in ein „Easy easy Gefängnis“ verlegt wurde, da kommt ein scharfer Schuss gegen, den Lieblingsfein von Trump, die Biden Familie.

Zufall?
Wohl kaum.
Melanias Idee? Wahrscheinlich nicht.
Es passt Trump in den Kram um von sich in der Sache Epstein abzulenken.
Ob sie und Trump sich nun durch Epstein kennen gelernt haben ist eigentlich gar nicht das Thema.

Unbestritten ist, dass Melania und Trump Verbindungen zu Epstein und Ghislaine hatten.
Das bewegen mehrere alte Fotos.

Das es in der Modewelt sehr, nun ha unveiling zugeht, ist auch bekannt.

Sich jetzt hinzustellen und auf Hunter Biden zu schießen ist absurd und lächerlich.

Aber Hunter Biden ist ja ein Lieblingsfeind der MAGA.
Sicher kommt such bald wieder das Thema Ukraine (gut getimt vor dem Alaskagipfel) und Hunter Bidens Laptop auf.

Ich kann nur hoffen, dass die Bidens standhaft bleiben und sich nicht Einschüchterung lassen.

Gabi
Gabi
2 Monate zuvor

Ich glaube nicht, dass das auf Melania‘s Mist gewachsen ist, eher auf dem ihres Ehemannes… Aber vielleicht ist es auch ein Weg um von dem abzulenken was schon lange zum Himmel stinkt. Vielleicht auch die Gelegenheit um die US-Bürger zu erinnern, dass es eine First Lady gibt…. eine die kaum in Erscheinung tritt, sondern durch Abwesenheit glänzt.
ob Eppstein nun Melania vorgestellt hat oder jemand anders, ist doch einerlei! Dass es eine Verbindung gab, hingegen sicher und vielfach mit Fotos und in diversen Zeitungen dokumentiert…

Melania ist genauso wenig zu trauen, wie ihrem Ehemann und dem Rest der Familie

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