Ein offener Brief aus Kalifornien – Gavin Newsom warnt Trump vor dem „Spiel mit dem Feuer“

VonRainer Hofmann

August 12, 2025

In einer scharf formulierten Botschaft an Präsident Donald Trump hat Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom am Montag unmissverständlich klargemacht, dass er den Versuch republikanisch regierter Bundesstaaten, mitten im Jahrzehnt neue Wahlkreise zu ziehen, als Angriff auf die Grundlagen der amerikanischen Demokratie betrachtet – und nicht unbeantwortet lassen will.

In dem Schreiben, datiert auf den 11. August, fordert Newsom Trump auf, den Gouverneur von Texas und andere „rote“ Bundesstaaten von einem Vorhaben abzubringen, das er als „beispiellosen, hyper-parteipolitischen Gerrymander“ bezeichnet. Ziel dieser Neuordnung sei es, die Zwischenwahlen 2026 noch vor dem ersten abgegebenen Stimmzettel zugunsten der Republikaner zu verzerren. „Sie spielen mit dem Feuer, riskieren die Destabilisierung unserer Demokratie, wohlwissend, dass Kalifornien jeden Vorteil ausgleichen kann, den Sie sich erhoffen“, warnt Newsom.

BÜRO DES GOUVERNEURS

  1. August 2025

Präsident Donald J. Trump
Das Weiße Haus
1600 Pennsylvania Ave NW
Washington, DC 20500

Betreff: Einstellung der Umverteilungsbemühungen zur Jahrzeitsmitte

Sehr geehrter Herr Präsident,

ich schreibe Ihnen, um Sie aufzufordern, den Gouverneur von Texas und andere republikanisch regierte Bundesstaaten, die auf Ihre Bitte hin neue Wahlkreiszuschnitte für den Kongress entwerfen, anzuweisen, diese Bemühungen zu stoppen. Diese neuen Karten würden durch eine beispiellose, parteipolitisch motivierte Umverteilung zur Jahrzeitsmitte („hyper-partisan gerrymander“) die bevorstehenden Zwischenwahlen manipulieren.

Sie spielen mit dem Feuer und riskieren die Destabilisierung unserer Demokratie, wohlwissend, dass Kalifornien in der Lage ist, jeden von Ihnen erhofften Vorteil auszugleichen. Dieser Versuch, Kongresswahlkreise neu zuzuschneiden, um die Macht zu sichern, bevor auch nur eine einzige Stimme bei der Wahl 2026 abgegeben wird, ist ein Affront gegen die amerikanische Demokratie.

Das ist nicht das, was die Gründerväter vorgesehen haben, und Kalifornien kann nicht tatenlos zusehen, wie sich dieses Machtspiel entfaltet. Ich tue dies nicht leichtfertig, da ich der Überzeugung bin, dass gesetzliche Wahlkreisgrenzen von unabhängigen, bürgergeführten Initiativen festgelegt werden sollten – so, wie wir es in Kalifornien seit zwei Jahrzehnten praktizieren.

Wenn Sie nicht einlenken, werde ich gezwungen sein, eine Gegeninitiative zu starten, um die Wahlkreise in Kalifornien neu zuzuschneiden, um die Manipulation der Wahlkreise in republikanischen Staaten auszugleichen. Sollten die anderen Bundesstaaten jedoch ihre Umverteilungspläne aufgeben, werden auch wir dies tun. Und die amerikanische Demokratie wird dadurch gewinnen.

Mit freundlichen Grüßen

Unterschrift

Gavin Newsom
Gouverneur von Kalifornien

Der Demokrat stellt klar: Das sei nicht das, was die Gründerväter im Sinn hatten. Seit zwei Jahrzehnten würden in Kalifornien Wahlkreisgrenzen von unabhängigen Bürgerkommissionen festgelegt – ein Modell, das parteipolitische Manipulation verhindern soll. „Kalifornien kann nicht tatenlos zusehen, wie sich dieses Machtspiel entfaltet“, schreibt er. Wenn Trump nicht zurückweiche, werde er gezwungen sein, selbst eine Neuordnung der Wahlkreise in Kalifornien voranzutreiben, um die Manipulation in republikanischen Staaten auszugleichen. Sollte die Gegenseite ihre Pläne fallen lassen, werde Kalifornien dasselbe tun.

Es ist ein ungewöhnlich direkter Ton zwischen einem Gouverneur und dem Präsidenten – und ein klares Signal, dass die Auseinandersetzung um die Spielregeln der amerikanischen Demokratie längst nicht mehr in stillen Ausschüssen, sondern in der Öffentlichkeit ausgetragen wird. Newsoms Botschaft liest sich wie eine Warnung und eine Kampfansage zugleich: Wer die demokratischen Grundpfeiler aushöhlt, muss damit rechnen, dass Kalifornien zurückschlägt – und zwar mit denselben Mitteln.

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Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

Newsom ist mutig.
Er verteidigt seine Werte, während Andere einknicken.
Er schaut keine direkten Worte.

Trump reagiert wie immer. Mit Angriff.
800 National Guard in DC mit der Ankündigung andere schlimme Städte wie New York, Baltimore und Chicago werden folgen.

Angst verbreiten, bevor sich ein Politiker Newsom abgeschlossen hat.

Das ist das, was wir aus autokratischen und totalitären Staaten kennen.
Militär gegen die eigene Bevölkerung, Militär gegen Opposition.

Und es gibt keinen Aufschrei in den USA.
Keinen Aufschrei in der westlichen Welt.
Es sind Randnotizen.

Ein riesige Land wird faschistisch-autokratisch.
Keiner unternommt etwas.
Und da Fragen sich die Leute wie es 1933 in Deutschland geschehen konnte?
Genau so.
Due meisten schauen weg, senken den Kopf.
Staatsleute umgehend das Thema und Denken ab.
1933 wollte man es Aussetzen. Es würde nicht so schlimm werden.
Wir wissen, dass es extrem schlimm wurde.

Warum lernen wir nicht aus der Geschichte?
Es wiederholt sich.
Nur schneller und unaufhaltsamer.
Denn der USA haben wir nichts, rein gar bichts, entgegen zu setzen.

Das ist die trauriges Realität.

Wenn die USA es bicht von innen Herausforderungen schafft, dann wird es Keiner schaffen.

Und auch wenn Trump stirbt ider anderweitig abtritt, die zweite Reihe steht bereit.
Genau so verbohrt im Sektenwahn, genau so faschistisch.

Josef Sanft
Josef Sanft
2 Monate zuvor
Antwort an  Ela Gatto

Genau so ist es, nach dem gleichen Muster verlief die Machtübernahme der NSDAP. Und in der zweite Reihe stehen mit Vance, Hegseth und Rubio religiöse Fanatiker, die die USA in eine Kopie von “ the handmaids tale “ verwandeln werden. Ich hatte auf mehr Widerstand gehofft,
aber realistischerweise muss man auch sagen, dass die Leute, die Trump gewählt haben, wussten, was sie erwartet oder zumindest erwarten könnte. Und sie haben ihn trotzdem gewählt.

Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor
Antwort an  Josef Sanft

The Handmaids Tale und 1984 schießen mir auch ständig durch den Kopf

Zuletzt bearbeitet 2 Monate zuvor von Ela Gatto
Helga M.
Helga M.
2 Monate zuvor

Wow! Von solchen Menschen braucht Amerika ganz viele. 🍀🍀🍀

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