Trumps Crypto-Gala als Spiegel einer entgrenzten Präsidentschaft

VonRainer Hofmann

Mai 23, 2025

Sterling, Virginia – Es war ein Abend, der schwer zu fassen war. Ein politisches Ritual, das sich nicht als solches verstand – und doch alle Symptome von Machtbesessenheit und wirtschaftlicher Selbstermächtigung in sich trug. Im Trump National Golf Club, nur eine halbe Stunde von Washington entfernt, versammelten sich am 22. Mai 2025 rund 220 Menschen, die sich ihre Nähe zum Präsidenten mit digitalen Münzen erkauft hatten. $TRUMP, eine Memewährung ohne Zweck und Substanz – außer der einen: Zugang.

Draußen prasselte der Regen. Drinnen wurde gelacht, applaudiert, Filet Mignon serviert. Während sich die Reichen eincheckten, protestierten vor dem Eingang Demonstrierende mit Schildern wie „Stop Crypto Corruption“, „No Kings“ und „America is not for sale“. Senator Jeff Merkley verlor die Stimme, als er rief: „Das ist der Mount Everest der Korruption.“

Trump sprach von gesunden Menschenverstand in der Kryptowelt. Von der Notwendigkeit, alles zu ändern. „Die letzte Regierung hat euch das Leben zur Hölle gemacht“, sagte er, und der Saal jubelte. Er versprach nicht weniger als eine staatlich legitimierte Revolution des Spekulationskapitals – flankiert von einem Siegel, das einst für die Integrität einer Republik stand.

Unter den Gästen: Justin Sun, chinesischer Krypto-Milliardär, der mit 40 Millionen Dollar in $TRUMP-Coins die Spitze der Einladungsliste erklomm. Auch koreanische und taiwanesische Investoren waren angereist – nicht aus Überzeugung, sondern in Erwartung einer Deregulierung. Ihre Geschäftsmodelle sind global, nur die Erlaubnis fehlt: Amerika. Und Trump.

Was sich hier abspielte, war kein Wahlkampf. Es war kein Fundraising. Es war Monetarisierung in Reinform. Der Präsident, der seine eigene Währung bewirbt. Seine Familie, die an den Gebühren verdient. Ein Geschäftsmodell, das als Demokratie erscheint – und doch nur Transaktion ist.

Eine eigens gegründete Firma namens „Fight, Fight, Fight“ organisierte das Event. Die besten Käufer sollten mit dem Präsidenten dinieren. Die besten 25 bekamen vorab ein White-House-VIP-Versprechen – später gelöscht, als klar wurde, dass die Staatsinstitutionen doch nicht mitspielten.

Der Unterschied zu früheren Skandalen? Dieser hier ist kein Skandal. Er ist Methode. Ein System, in dem Nähe zur Macht käuflich wird, nicht mehr in Form von Lobbys, sondern von Wallets. Ein System, das den Staat nicht privatisiert, sondern personalisiert.

Und vielleicht ist das das Beunruhigendste: Wie viele bereit sind, dafür zu zahlen.

Draußen im Regen blieben die Rufe der Scham zurück. Und drinnen, zwischen halbgaren Versprechen und halbgarem Fisch, wurde die Zukunft gehandelt – mit jeder Münze ein bisschen weiter weg vom öffentlichen Geist.

Nicht der Dollar war das Thema dieses Abends. Es war das Gewicht des Amtes, das hier zum Spielgeld wurde. Und mit ihm: die Demokratie.

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