Es ist vorbei. Die Vereinigten Staaten von Amerika, dieses große Experiment der Aufklärung, versinken in einem Strudel aus religiösem Wahn, der so finster ist, dass selbst die dunkelsten Prophezeiungen der Gründerväter wie naive Untertreibungen wirken. Was sich dort drüben abspielt, während wir tatenlos zusehen, ist nichts Geringeres als die Metamorphose einer Demokratie in einen theokratischen Alptraum, angeführt von einem Mann, der die Trennung von Kirche und Staat mit einem achselzuckenden „Vergessen wir das mal für einen Moment“ vom Tisch wischt – als wäre es eine lästige Formalität und nicht das Fundament der zivilisierten Welt. Egal wo wir recherchieren, egal welche Quelle wir anzapfen, egal welchen Stein wir umdrehen – überall stoßen wir auf dieselbe religiöse Wahnwelt, die nicht nur gefährlich ist, sondern bereit, bis zum Letzten zu gehen. Diese Fanatiker träumen nicht nur von der Rückkehr der Hexenverbrennung – sie bauen bereits die Scheiterhaufen.
Die neue Richtlinie des US-Personalamts vom 28. Juli liest sich wie ein Handbuch für religiöse Übergriffe, verkleidet als Dokument zur „Religionsfreiheit“. Bundesangestellte dürfen jetzt offiziell ihre Kollegen bedrängen, zum „richtigen“ Glauben zu konvertieren. Sie dürfen Gebetsgruppen während der Arbeitszeit abhalten, Kruzifixe und Bibeln wie Waffen schwingen, und – man fasst es nicht – Ärzte in Veteranenkrankenhäusern dürfen über ihre Patienten beten, ob diese es wollen oder nicht. Ein Vorgesetzter kann seine Untergebenen zu Ostergottesdiensten einladen, und wir alle wissen, was eine „Einladung“ vom Chef wirklich bedeutet. Der Staat hat die Bürotür zur Kirche aufgestoßen, und die Inquisitoren strömen herein. Trump hat eine „Taskforce zur Beseitigung anti-christlicher Diskriminierung“ ins Leben gerufen – in einem Land, in dem Christen 70 Prozent der Bevölkerung stellen und jeden einzelnen Präsidenten der Geschichte. Es ist, als würde man in Saudi-Arabien eine Taskforce zum Schutz des Islam gründen. Diese perverse Opferinszenierung ist die Blaupause aller faschistischen Bewegungen: Die Mehrheit schreit, sie werde unterdrückt, während sie die Stiefel anzieht, um auf Minderheiten einzutreten.
Die IRS, einst Wächter der politischen Neutralität religiöser Institutionen, hat kapituliert. Das Johnson Amendment, seit 1954 ein Bollwerk gegen die Verschmelzung von Kanzel und Politik, liegt in Trümmern. Prediger dürfen jetzt von der Kanzel herab Wahlkampf betreiben, ihre Schäfchen zu den Urnen treiben wie Vieh zur Schlachtbank, und das alles steuerfrei finanziert von einem Staat, der sich selbst abschafft. Jeder Gottesdienst wird zur Parteiversammlung, jede Predigt zur politischen Indoktrination. Paula White-Cain, diese Hohepriesterin des Wohlstandsevangeliums, die ihren Anhängern das Geld aus den Taschen zieht, mit dem Versprechen göttlicher Dividenden, thront jetzt im Weißen Haus. „Der Glaube ist dorthin zurückgekehrt, wo er immer hingehörte – ins Zentrum“, verkündet sie, und man hört die Knochen der Founding Fathers in ihren Gräbern knirschen. Eine Frau, die materiellen Reichtum als Zeichen göttlicher Gunst predigt, berät nun den mächtigsten Mann der Welt. Es ist, als hätte man einen Pyromaniac zum Feuerwehrchef ernannt.


Die Auslöschung von Transgender-Existenzen per Präsidialdekret – nur zwei Geschlechter seien von Gott gewollt – ist ein Akt ontologischer Gewalt, der Millionen Menschen ihre Identität verweigert. Die University of Pennsylvania löscht rückwirkend die Erfolge der Schwimmerin Lia Thomas aus den Annalen, als hätte sie nie existiert. Es ist die Damnatio memoriae des 21. Jahrhunderts, die Verdammung der Erinnerung, wie sie einst römische Kaiser gegen ihre Feinde verhängten. Medizinische Behandlungen für trans Jugendliche werden verboten, Kliniken schließen ihre Programme – und verzweifelte Kinder werden ihrem Schicksal überlassen, während ihre Eltern zusehen müssen, wie der Staat ihre Kinder in den Suizid treibt. Mike Huckabee, baptistischer Prediger und Hardliner, wird Botschafter in Israel. Ein Mann, der die Annexion des Westjordanlands als göttlichen Willen betrachtet, vertritt nun amerikanische Interessen im Nahen Osten. Die Palästinenser sind für ihn nur Hindernisse auf dem Weg zur Erfüllung biblischer Prophezeiungen, ihr Leid eine Fußnote in Gottes großem Plan. Die Apokalypse ist für diese Leute kein Schreckensszenario, sondern das ersehnte Ziel.

Der Supreme Court, besetzt mit Trumps Handlangern – Gorsuch, Kavanaugh, Barrett –, zerschlägt systematisch jeden Schutz für Minderheiten. Eltern dürfen ihre Kinder aus dem Unterricht über LGBTQ+-Themen herausreißen, als wäre Wissen eine Krankheit, vor der man seine Brut schützen muss. Planned Parenthood wird finanziell erdrosselt, nicht nur Abtreibungen, sondern Krebsvorsorge, Verhütung, grundlegende Gesundheitsversorgung für Millionen von Frauen – alles geopfert auf dem Altar religiöser Reinheit. Trump begnadigt militante Anti-Abtreibungsaktivisten, die Kliniken blockierten, Frauen terrorisierten, Ärzte bedrohten. Die Botschaft ist kristallklar: Religiöse Gewalt wird nicht nur toleriert, sie wird belohnt. Es ist die staatliche Sanktionierung des Terrors, solange er im Namen Gottes geschieht. Der Angriff auf Universitäten, Museen, Kulturinstitutionen – „linke Bastionen“ nennt er sie – ist der Versuch, das kritische Denken selbst auszurotten. Forschungsgelder werden gestrichen, wenn sich Universitäten nicht politisch unterwerfen. Es ist die Bücherverbrennung des digitalen Zeitalters, nur dass man keine Flammen mehr braucht – man dreht einfach den Geldhahn zu und lässt die Institutionen des Wissens verdursten. Die neue „Kommission für Religionsfreiheit“, besetzt ausschließlich mit Trump-Loyalisten und angeführt vom texanischen Vizegouverneur Dan Patrick, der Gebete und die Zehn Gebote in Schulen erzwingen will, ist das Politbüro des amerikanischen Gottesstaates. Wenn Trump bei ihrer Verkündung sagt „Vergessen wir für einen Moment die Trennung von Kirche und Staat“, dann ist das kein Versprecher – es ist die Kriegserklärung an die Verfassung selbst.

Diese Leute träumen nicht nur metaphorisch von Hexenverbrennungen. Sie schaffen die rechtlichen, politischen und kulturellen Voraussetzungen für eine neue Ära der Verfolgung. Wenn man Menschen ihre Identität abspricht, wenn man Minderheiten dämonisiert, wenn man Wissenschaft als Ketzerei brandmarkt, wenn man religiöse Dogmen über Menschenrechte stellt – dann ist es nur noch ein kleiner Schritt zu physischer Gewalt. Reverend Shannon Fleck von Faithful America hat es auf den Punkt gebracht: „Diejenigen, die das feiern, vertreten eine christlich-nationalistische Ideologie, die glaubt, Christen sollten über die amerikanische Regierung herrschen.“ Es ist der christliche Dschihad, der amerikanische Taliban-Staat, die Wiederauferstehung der Inquisition mit modernen Mitteln. Was wir erleben, ist die Zombifizierung einer Nation. Die USA, einst das strahlende Beispiel säkularer Demokratie, verwandeln sich in einen untoten Gottesstaat, der durch die Welt wankt und alles infiziert, was er berührt. Die Gewaltenteilung kollabiert, die Gerichte werden zu Vollstreckern religiöser Dekrete, die Legislative kuscht vor den Predigern, und die Exekutive gebärdet sich wie ein theokratischer Autokrat. Diese religiöse Wahnwelt, auf die wir überall stoßen, wo wir recherchieren, ist nicht nur ein amerikanisches Problem. Sie metastasiert über den Globus, inspiriert Fanatiker überall, ermutigt Extremisten aller Couleur. Die christlichen Nationalisten in Europa schauen gebannt über den Atlantik und nehmen sich ein Beispiel. Die Islamisten sehen ihre eigenen Methoden gespiegelt und fühlen sich bestätigt. Es ist ein globaler Wettlauf in die Dunkelheit.

Die erschreckende Wahrheit ist: Diese Bewegung ist bereit, bis zum Letzten zu gehen. Sie sehen sich in einem kosmischen Krieg zwischen Gut und Böse, und in solchen Kriegen ist alles erlaubt. Die Zerstörung der säkularen Ordnung ist für sie kein Kollateralschaden, sondern das Ziel. Die Leiden der Ausgegrenzten sind kein Versehen, sondern gewollt. Die Erosion der Menschenrechte ist kein Fehler im System, sondern das System selbst. Und während wir noch debattieren, ob man das wirklich so dramatisch sehen muss, bauen sie bereits ihre Theokratie. Stein für Stein, Gesetz für Gesetz, Urteil für Urteil. Die Scheiterhaufen mögen noch metaphorisch sein, aber die Funken fliegen bereits. Und wenn wir nicht aufwachen, wenn wir nicht erkennen, dass hier die Grundfesten der zivilisierten Welt attackiert werden, dann werden wir eines Morgens in einer Welt aufwachen, in der die Aufklärung nur noch eine ferne Erinnerung ist und die Dunkelheit des religiösen Wahns alles verschlungen hat. Amerika brennt bereits. Die Frage ist nur, ob wir das Feuer löschen oder zusehen, wie es auf uns übergreift.
Investigativer Journalismus braucht Mut, Haltung und auch Deine Unterstützung.
Absolut krass, was ist nur aus der Welt geworden und schön, dass ihr wenigstens solche Dinge aufdeckt und zeigt.
Danke Dir
Das Zeitalter der Unvernunft ist angebrochen…
Verrückt sind diese Entwicklungen..
.Sind denn den Menschen kollektiv ihre Fähigkeiten zum logischen Denken, zur (Selbst-) Reflexion, zur Urteilsfähigkeit, aber auch zur Empathie und Liebe abhanden gekommen?
Dazu noch ohne jede wirkliche Not. Ich dachte immer, dass solche Zustände nur in Gesellschaften erreicht werden, die besondere Not erleiden, z.B. durch Perspektivlosigkeit aufgrund von sehr hoher Arbeitslosenquote, Hunger, fehlender Bildung, Zugang zu medizinischer Versorgung, etc.
Ich verstehe diese Welt nicht mehr…
eben …und auch wenn wir von Behörden angegangen werden, aber, die können uns mal – wir recherchieren die Fakten, man muss sie recherchieren und an die Öffentlichkeit bringen, auch wenn die meisten nationalen und internationalen Medien sich in das Hemdchen machen, dass haben wir immer schon so gemacht, egal wie der Wind wehte, und was alles an Repressalien kam – Wir alle haben Kinder und wir alle haben das Recht auf eine freie Welt, bedenklich sind nur die Orte der Schlachtfelder.
Ein großes Dankeschön an Euch und passt gut auf Euch auf!
Ich danke Dir – liebe grüsse
Und auch, von Euch abgesehen, kollektives Versagen der Medien.
Man hat es schon gesehen, als due Frauenrechte von den Taliban komplett abgeschafft wurden, mehr als eine Nebenschlagzeile war es den Meduen nicht Wert.
Kein Aufschrei bei den sogenannten Feministinnen.
Stattdessen kollektives Schweigen.
Glauben (!) Ist wichtig.
Religion ist brandgefährlich.
Glauben kommt aus dem Herzen.
Religion dient der Kontrolle und Macht.
Es gibt keine Religion, die nicht nach den gleichen Prinzipien agiert:
Wir gegen die Anderen
Befolgt die „Regeln“ sonst landed ihr in der Hölle o.ä.
Frauenrechte werden untergraben und/oder abgeschafft, weil Frauen Kinder bekommen sollen, sich um Heim und ihren Ehemann kümmern sollen.
Mit Glauben hat das Alles nichts zu tun.
Die Gebote oder sureness oder was auch immer werden gerade von denen gerochen, die am Lautesten tönen.
„Wasser predigen, Wein trinken“
Es hat einige hundert Jahre gedauert sich von der Knute der religiösen Fanatikern zu lösen.
Und jetzt rennt die USA (und nicht nur sie) im Eiltempo dahin zurück.
Ich bin nur noch fassungslos.
Ein Ministerium für die Sicherung des Glaubens…..
Zwangsmissionierung auf Regierungsebene.
Was kommt als Nächstes? Entlassung aller Mitarbeiter mit dem „falschen Glauben“?
Bestimmt wird Vance Frau sehr bald konvertieren …. also gutes Beispiel….
Die gleichgescjlechtliche Ehe wird sicher auch bald per Dekret verboten.
Entsprechende Personen aus dem Militär, Nationalgarde und Allen Bundesbehörden entfernt.
Und dann?
Dann reicht es den Fanatikern sicher nicht.
Man wird all diese Personen als Geisteskrank abstempeln. Hinweisen, unsinnigen Therapien unterziehen. Alles um sie auf den rechten Weg (den Evangelikalen) zu bringen.
Deutschland 1933.
Nur viel schneller und gefährlicher.
Ich sehe Niemanden, der das aufhalten kann.
Die USA ist zu einer riesige Srkte mutiert, die alles „nicht passende“ ausmerzen will.
Bald werden bicht nur Migranten in den Detention Center sitzen, da bin ich mir sicher.
Die Welt schaut zu.
Kein einziges Wirt davon in unseren Medien, nicht eines.
Stattdessen hält man am Bild, mehr ist es nicht, der USA vor Trump fest.
Diese USA ist aber tot, wahrscheinlich für immer oder zumindest für eine sehr lange, düstere, Zeit.
Soviel zur Aufklärung. Verrückt scheint immer mehr das neue Normal zu sein. Egal ob als Andersdenkender, Gender, Schwuler etc. oder als Heide… irgendwie hinterlässt das doch ein recht mulmiges Gefühl bei jeder Minderheit.
leider …